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Hamburg Aufsichtsratswahlen

HSV-Supporters-Chef scheitert überraschend

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Die Mitglieder des HSV wählten am Sonntag einen neuen Aufsichtsrat. Der Supporters-Chef Ralf Bednarek wurde nicht gewählt
Quelle: dapd/Philipp Guelland
Am Sonntag wählten die Mitglieder des Hamburger SV einen neuen Aufsichtsrat. Der bisherige Supporters-Chef Bednarek war als haushoher Favorit ins Rennen gegangen, scheiterte aber.

Die erste Glückwunsch-SMS erhielt Jens Meier bereits wenige Sekunden nach der geglückten Wahl zum HSV-Aufsichtsrat am Sonntag um kurz vor 16 Uhr. „749 von 1002 Stimmen, Papa ist einfach Fame“, schrieb Meiers 16-jährige Tochter, die im Internet die launige HSV-Mitgliederversammlung im CCH verfolgt hatte.

„Dieses tolle Ergebnis ist für mich eine Riesenüberraschung“, sagte Meier, dem Katrin Sattelmair (496 Stimmen) und Christian Strauß (447 Stimmen) im zweiten Wahlgang sowie Überraschungskandidat Ali Eghbal (535 Stimmen) bereits im ersten Wahlgang in das neu gewählte Gremium folgten.

Als größte Überraschung des Tages darf aber zweifelsohne das Scheitern Ralf Bednareks bezeichnet werden, der als haushoher Favorit ins Rennen ging, im zweiten Wahlgang allerdings lediglich 433 von 1002 Stimmen erhielt. Ebenfalls enttäuschend war das Abschneiden von Budnikowsky-Chef Cord Wöhlke (259 Stimmen), der im Gegensatz zu den Neu-Kontrolleuren Meier, Sattelmair, Eghbal und Strauß den Einzug in den Aufsichtsrat deutlich verpasste.

Plädoyer für Ausgliederung der Profiabteilung

Bevor das Quartett am späten Nachmittag aber tatsächlich gewählt wurde, übernahmen zu Beginn der Versammlung zunächst Konstantin Rogalla (Mitglied der HSV-Realos) und der frühere Aufsichtsratskandidat Felix Goedhart mit kritischen Beiträgen das Wort.

Rogalla prangerte „Verbindlichkeiten von 40 bis 50 Millionen Euro“ an und kritisierte in diesem Zusammenhang die vorzeitige Vertragsverlängerung von HSV-Chef Carl Jarchow: „Diese erschließt sich mir nicht.“

Überraschend großen Applaus erhielt Goedhart für sein Plädoyer für eine Ausgliederung der Profiabteilung: „Unsere Satzung entspricht der Satzung eines Kaninchenzüchtervereins.“

Darüber hinaus warnte Goedhart vor einer Übermacht der Supporters in den Gremien und kritisierte die viel gelobte HSV-Anleihe: „Wir bekommen keinen Kredit mehr bei einer Bank für marktübliche Konditionen. Die Finanzbranche würde bei der HSV-Anleihe von einer Ramsch-Anleihe sprechen.“

Abstimmung über die Hausmacht der Supporters

Sehr viel humoristischer ging es bei der anschließenden Vorstellung der Kandidaten zu. So sorgte Ali Eghbal für den launigsten Höhepunkt des langen Tages, als er auf dem Podest einen Striptease hinlegte und unter Hemd und Sakko ein rotes HSV-Trikot zum Vorschein kam.

„Mein Name ist Eghbal, immer noch besser als Freistoß oder Elfmeter“, sagte der 50-jährige Unternehmensberater, der mit seinem Auftritt zunächst den Beifall und später auch das Votum der Mitglieder gewann. „Ich muss gestehen, dass ich mit diesem klaren Ergebnis nicht gerechnet hatte. Mit meinem Auftritt der etwas anderen Art wollte ich dokumentieren, dass ich alle Lager gleichermaßen ansprechen und versöhnen möchte.“

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Eine ähnliche Zielsetzung haben sich auch Strauß, Direktor der Asklepios Klinik Wandsbek, und die Anwältin Sattelmair, die bereits zum dritten Mal antrat und dieses Mal mit einer sehr überzeugenden Rede punkten konnte, vorgenommen. „Für mich ist das einer der schönsten Tage in meinem Leben, darauf werde ich am Abend auch anstoßen“, sagte Strauß, dem sich Sattelmair nur anschließen konnte: „Ich spüre pures Glück. Der Fakt, dass ich weiblich bin, dürfte entscheidend zu meiner Wahl beigetragen haben.“

Tatsächlich dürfte aber vor allem der Wunsch der Mitglieder, dass die Hausmacht der Supporters nicht größer wird, zu diesem Überraschungsergebnis geführt haben. Bednarek sagte: „Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich werde mich weiter als einfaches Mitglied beim HSV engagieren.“

Einigung über Vorsitzenden steht noch aus

Die spannendste Frage nach der Wahl ist nun, auf wen sich der neu gewählte elfköpfige Aufsichtsrat als neuen Vorsitzenden einigen wird. Bei der internen Wahl am 21. Januar gelten die bisherigen Stellvertreter des ausgeschiedenen Alexander Otto, Manfred Ertel und Eckart Westphalen, sowie als mögliche Kompromisslösung der neu gewählte Jens Meier als aussichtsreichste Kandidaten.

Aus diesem Trio musste sich Ertel, der in den vergangenen Monaten eng mit Otto zusammengearbeitet hat, auf der Versammlung am Sonntag mehrfach beißende Kritik gefallen lassen. Auch innerhalb des Aufsichtsrats ist der Journalist nicht unumstritten, besonders die früheren HSV-Präsidenten Jürgen Hunke und Ronald Wulff gelten als interne Kritiker.

Fraglich ist allerdings, ob der als introvertiert geltende Westphalen bessere Chancen auf eine tragfähige Mehrheit für den Vorsitz hätte. Meier hatte vor der Wahl angedeutet, dass er sich den Vorsitz als neuer Kontrolleur eigentlich nicht vorstellen kann, ließ dies direkt nach der Wahl aber offen: „In der kommenden Woche wird man ausloten, wie die Konstellationen aussehen.“

Vermarktung will der HSV selbst in die Hand nehmen

Alexander Otto ließ es sich nicht nehmen, seinem möglichen Nachfolger und dem gesamten Neu-Aufsichtsrat einen guten Rat mit auf den Weg zu geben: „Das Ziel muss es sein, den Verein wieder auf einen Konsolidierungskurs zurückzuführen. Mein Wunsch an den neuen Aufsichtsrat ist, dass dieses neue Miteinander der vergangenen Monate beibehalten wird.“

Konsens unter den Neu-Aufsichtsräten ist, dass man sich bemühen sollte, den 2015 auslaufenden Vertrag mit Vermarkter Sportfive zu kündigen, um die Vermarktung des HSV selbst in die Hand zu nehmen. Letzter Höhepunkt des Tages war, als Sportchef Frank Arnesen unter donnerndem Applaus der im Saal verbliebenen Mitglieder die Verpflichtung des Dortmunder Mittelfeldtalents Karem Demirbay, 19, bekannt gab.

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