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Hamburger SV Transfer-Flops

Der größte Fliegenfänger der Liga spielte beim HSV

Malden Pralija kassierte in 14 Bundesliga-Spielen für den Hamburger SV 30 Gegentore Malden Pralija kassierte in 14 Bundesliga-Spielen für den Hamburger SV 30 Gegentore
Malden Pralija kassierte in 14 Bundesliga-Spielen für den Hamburger SV 30 Gegentore
Quelle: picture-alliance, Infografik Die Welt
Serie, Teil neun: Als Nachfolger des schlagkräftigen Uli Stein geht der Jugoslawe Mladen Pralija beim HSV in die Geschichte ein: Sein Debüt verlief völlig konfus – und danach wurde es kaum besser.

Als das Übel seinen Lauf nahm, flog der Seuchenvogel noch durch die Strafräume Jugoslawiens. Den Hamburger SV kannte Mladen Pralija im Sommer 1987 nur aus Fernsehübertragungen, auch Uli Stein hatte er mal gesehen, jenen gleichermaßen extrovertierten wie außergewöhnlichen Torhüter. Stein, damals auf dem Höhepunkt seines Könnens und mit dem HSV gerade Pokalsieger geworden, sollte eine maßgebliche Rolle spielen für Pralijas überraschendes Engagement in Deutschland – für einen der größten Transferflops in 50 Jahren Bundesliga.

Am 28. Juli 1987 spielte der HSV im Supercup gegen Bayern München, es stand nach Toren von Miroslav Okonski und Jürgen Wegmann 1:1, als Wegmann kurz vor Schluss zum 2:1 für die Bayern abstaubte. Für Stein war das offenbar zu viel, er streckte den Kontrahenten per Fausthieb nieder, und während sich Wegmann im Strafraumdreck suhlte, musste Stein das Spielfeld verlassen.

Zehn Wochen Sperre, Suspendierung durch den Verein, der HSV im Torwart-Dilemma. Hinter Stein galt der 19-jährige Richard Golz zwar als talentiert, aber nicht unbedingt als Kandidat für die Nummer eins, und so empfahl der neue Trainer Josip Skoblar Managerlehrling Magath einen alten Bekannten. Pralija, so sagte er, sei der beste Torhüter Osteuropas, mithin genau der richtige Ersatz für den unfreiwillig Demissionierten.

Etliche kuriose Patzer

Es gab hernach viele Formulierungen für Pralijas kurzes Wirken beim HSV: Fliegenfänger, Flutschfinger, Seuchenvogel, Katastrophen-Keeper. Sie alle belegen, warum Pralija als größter Transferflop des HSV in die Annalen einging. Nach 14 Spielen, 30 Gegentoren und etlichen kuriosen Patzern musste der Jugoslawe noch vor Weihnachten 1987 wieder gehen – zusammen mit dem entlassenen Trainer Skoblar.

Schon das Debüt war komplett konfus verlaufen. Beim 0:6 in München gingen am zweiten Spieltag mindestens drei Gegentore auf Pralija, der Bälle fallen ließ, seltsam durch den Strafraum irrte und selbst so routinierte Profis wie Manfred Kaltz und Ditmar Jakobs nachhaltig enervierte. „Für ihn war die ganze Konstellation extrem schwierig. Gleich das erste Erlebnis wirkte sich traumatisch aus, als er bei seinem ersten Auftritt in München sechs Stück kassierte“, erinnert sich Golz heute an seinen Teamkollegen. „Überhaupt war die Mannschaft nicht unbedingt begeistert davon, dass Uli Stein weg war. Es gab viele Spieler, die ihn gerne wieder zurück haben wollten, schließlich war er zunächst nur suspendiert.“

Golz, der noch das erste Saisonspiel gegen Schalke (5:2) hatte mitmachen dürfen und dann seinen Platz für Pralija räumen musste, teilte auf Auswärtsfahrten das Zimmer mit dem Jugoslawen. „Ich habe schon mitbekommen, wie er vor den Spielen recht angespannt war, weil er selbst merkte, dass es nicht so rund lief. Wir haben uns hauptsächlich auf Englisch verständigt. Aber als Konkurrenten habe ich ihn nicht wahrgenommen.“

Dafür sei Pralija einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. „Hinzu kamen Sprachprobleme. Deutsch hat er nicht besonders gut verstanden. Schließlich blieb seine Familie in der Heimat. Er war gerade Vater geworden und saß in Hamburg alleine in seiner Wohnung.“

Ein gutes Spiel gegen Stuttgart

Aus der Wut der Fans über den von Hajduk Split nach Hamburg gewechselten Torhüter entstand bisweilen sogar Mitleid. Beim 2:8 in Mönchengladbach stieß Pralija mit Stürmer Hans-Jörg Criens zusammen, mit dick bandagiertem Kopf spielte er bis zur 27. Minute weiter, ehe Golz ihn ersetzte. Zu jenem Zeitpunkt stand es „nur“ 1:3. Spiele, in denen der Jugoslawe sein Können zeigte, blieben rar. Beim 3:0 gegen Stuttgart am 13. Spieltag hielt er überragend, aber er fand nie die Konstanz und hatte stets mehr mit sich selbst als mit den Torschüssen der Gegner zu kämpfen.

„Er war nicht so schlecht, wie er gemacht wurde, aber es war einfach insgesamt kein gelungener Transfer“, meint Golz. „Insofern war es konsequent, dass man es schnell wieder beendet hat. Als Trainer Josip Skoblar von Willi Reimann abgelöst wurde, hat er Pralija gleich mitgenommen.“

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Über die jugoslawischen Klubs Celik Zenika, Split und Pazinka ging es 1992 zu Toronto Croatia, wo Pralija seine Karriere beendete. Doch auch bei diesen Stationen blieb der Keeper einen Nachweis seiner Klasse schuldig, nie konnte er die von Landsmann Skoblar ausgestellte Lobhudelei mit Leistung unterlegen. Immerhin lief die zweite Karriere weitaus besser.

Pralija, heute 54 Jahre alt, ist als Fachmann gefragt und derzeit Torwarttrainer bei Lokomotive Moskau. Bis 2015 läuft dort sein Vertrag, allerdings wurde Coach und Unterstützer Slaven Bilic am Dienstag in Moskau entlassen. Es kann gut sein, dass auch der einstige Seuchenvogel wieder weiterfliegt.

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