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Kreuzer – „Der HSV ist eine große Nummer“

Oliver Kreuzer Oliver Kreuzer
Oliver Kreuzer war seit Ende Mai 2011 Sportlicher Leiter des Karlsruher SC
Quelle: pa/GES-Sportfoto/GES/Helge Prang
Beim Karlsruher SC freuen sie sich über die hohe Ablösesumme, die der HSV für Oliver Kreuzer bezahlte. Sie verstehen die Hamburger nicht, doch der Sportchef wird jetzt schon vermisst. Ein Ortsbesuch.

Oliver Kreuzer muss gar nicht erst in die Karte schauen, um zu wissen, was er will. Frischen Spargel auf paniertem Schnitzel, dazu gibt es einen doppelten Espresso macchiato. "Kommt sofort, Olli", sagt die junge Kellnerin, und hält wenige Minuten später Wort.

Neben Kreuzer, braune Lederjacke, darunter ein adrettes Hemd, sitzt KSC-Präsident Ingo Wellenreuther im perfekt sitzenden Anzug, daneben der ehemalige Vize-Präsident Michael Steidl, gegenüber hat Rolf Ullrich, Karlsruhes kaufmännische Direktor, Platz genommen.

Montag ist KSC-Tag in der Vereinsgaststätte des MTV Karlsruhes, das ist auch einen Tag nach der offiziellen Entscheidung, Kreuzer zum HSV ziehen zu lassen, in dem Clubhaus wenige Meter vom Wildparkstadion entfernt nicht anders.

Einzige Besonderheit: Diesmal darf auch die "Welt" am Tisch dabei sein – nur seine Planungen mit dem HSV, so hatte es Kreuzer mit seinem neuen Arbeitgeber abgesprochen, sollen vor seiner offiziellen Präsentation an diesem Dienstag noch kein Gesprächsthema sein.

650.000 Euro Ablöse lässt ihn sich der HSV kosten

"Der Olli wird fehlen", sagt Stammgast Steidl, der sich auch über die 650.000 Euro, die der KSC für Kreuzers Wechsel in den Norden als Garantiesumme erhält, nicht so richtig freuen kann. Während an normalen Montagen in der Gaststätte des MTV das KSC-Spiels des Wochenendes noch mal fachmännisch analysiert wird, ist diesmal natürlich das Finale des Ablösepokers um Kreuzer das Thema des Tages.

Am Ende könnten doch alle mit der Lösung ganz zufrieden sein, sagt Ullrich, der aber umgehend hinterherschiebt, dass der 47 Jahre alte Noch-Sportchef des KSC "selbstverständlich nur schwer zu ersetzen" sein würde.

Und auch Wellenreuther, der den Transfer seines leitenden Angestellten tagelang mit Hamburgs Verantwortlichen verhandelt hatte, gibt sich entspannt: "Es ist ein guter Deal", sagt der Politiker, der nur nicht verstehen will, warum Kreuzer bereits in dieser Woche in Hamburg präsentiert werden muss: "Immerhin ist er noch bis zum 11. Juni bei uns unter Vertrag, aber ich will da jetzt kein Öl mehr ins Feuer gießen."

Kreuzer drängte auf seinen Abschied

Öffentliches Gezanke, da ist man sich in der Karlsruher Runde einig, hatte es in den vergangenen Tagen ohnehin mehr als genug gegeben. "Ich bin froh, dass nun alles vorbei ist", sagt Kreuzer, der von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht hatte, unbedingt nach Hamburg wechseln zu wollen.

Damit sein Traum nicht noch auf der Zielgeraden zerplatzt, war der frühere Profi von Bayern München sogar bereit, auf 50.000 Euro Aufstiegsprämie und 50.000 Euro Gehalt zu verzichten. Auch dass das Freundschaftsspiel, das die Vereine abgemacht hatten, laut Vertrag noch in diesem Sommer über die Bühne gehen soll, sei kein Problem: "Der HSV ist eben immer noch eine große Nummer."

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Das haben in Karlsruhe auch die Treusten der Treuen akzeptiert. "Ich finde es schade, dass der Olli geht. Aber ich kann ihn auch verstehen", sagt Michael Kunz, Vorstandsmitglied der KSC-Supporters. Wolfgang Sauer, Karlsruhes Fanbeauftragter, sieht es ähnlich, findet lediglich die jetzigen Zeitpunkt mitten in der Saisonplanung unglücklich, "das sehen auch die meisten Anhänger so."

50 Cent für eine Autogrammkarte von ihm

Trotzdem ist im Fanshop gegenüber des Stadions ein unterschriebenes Autogramm Kreuzers noch immer für 50 Cent zu haben – "aber der Wert wird jetzt bestimmt noch steigen", witzelt ein Verkäufer.

Auf jeden Fall wolle er im Guten gehen, bekräftigt Kreuzer, als er nach der wahrscheinlich letzten Mittagsrunde im MTV-Clubhaus zurück im ersten Stock der Geschäftsstelle ist. Die Türen seines Büros stünden immer offen, lobt Pressesprecher Jörg Bock, der ebenfalls Montagsstammgast beim MTV ist.

An der Wand des großzügigen Büros hängen zwei Bilder von New Yorks Skyline, in der Ecke steht der Pokal der Drittliga-Meisterschaft, der Schreibtisch ist aufgeräumt. "Ich bin ein aufgeräumter Mensch", sagt Kreuzer, der nach der offiziellen Einigung natürlich auch schon mit Trainer Thorsten Fink, mit dem er seit Jahren ein gutes Verhältnis pflegt, telefoniert hat.

Treffen mit Arnesen geplant

Auch mit HSV-Vorgänger Frank Arnesen hat er umgehend per SMS Kontakt aufgenommen. Gerne würde er den Dänen zum Gedankenaustausch in Hamburg treffen, "wenn er denn Zeit hat."

Diesen Dienstag wird es das avisierte Treffen wohl noch nicht geben. Morgens fliegt Kreuzer aus Frankfurt ein, 12 Uhr Pressekonferenz, ein paar Formalien, dann geht es am Nachmittag auch schon wieder zurück.

Bis zum 11. Juni, dem Trainingsauftakt des KSC, soll Kreuzer bleiben. Ob er denn seinen geplanten Ausstand mit Mannschaft und Geschäftsstelle am "D-Day" geben darf, will er noch absprechen. Den schwarzen 5er BMW, der bis dahin noch jeden Morgen vor der Geschäftsstelle auf Parkplatz 2 abstellen wird, muss er spätestens dann wohl abgeben.

Hamburg wird sein Leben verändern

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Dass ihn in Hamburg ein anderes Leben erwartet, ist Kreuzer bewusst, er freut sich sogar darauf. Der frühere Manndecker, der in Ketsch, nur 50 Kilometer von Karlsruhe entfernt, geboren wurde, ist anpassungsfähig.

1991 wechselte er für 5,7 Millionen Mark, die damals zweithöchste Ablösesumme der Bundesliga, aus der Karlsruher Fußballprovinz zum großen FC Bayern, wo er sich trotz einiger Skeptiker durchsetzte und es auf 150 Bundesligaspiele, zwei Deutsche Meisterschaften und den Uefa-Cup-Sieg brachte.

In Basel holte er im Herbst seiner Spielerkarriere das Double, ehe er sein Glück als Manager (Basel, RedBull Salzburg, Sturm Graz und Karlsruhe) an unterschiedlichsten Orten suchte und meistens auch fand.

Passionierter Saunagänger

"Heimat ist da, wo ich herkomme", sagt er, und bekräftigt gleichzeitig, dass man "im Profifußball nicht an ein und demselben Ort" hocken könne. Dass seine Lebensgefährtin Doris noch immer in Graz und seine beiden Söhne bei ihrer Mutter in Basel leben, würde ihn nicht stören, "das gehört in diesem Geschäft nun mal dazu."

Trotzdem werde der passionierte Saunagänger auch in Karlsruhe vieles und viele vermissen, am meisten wahrscheinlich den wöchentlichen Besuch im Wellnessbereich des Hotel "Erbprinz" in Ettlingen – und natürlich die montagliche KSC-Runde im Clubhaus des MTV. Zweifel an seinem Wechsel zum HSV, das macht der smarte Neu-Hamburger am Tag vor seiner offiziellen Präsentation deutlich, hat er nicht. Er weiß doch, was er will.

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