Zwischenruf von BILD-Redakteur Yorick Schmidt: Calhanoglu hat ein Pfeif-Konzert verdient

Von: Von Yorick Schmidt

Nun ist es also soweit. Bayer Leverkusen kommt. Mit seiner neuen Nummer 10: Hakan Calhanoglu. Dieses Wiedersehen löst bei mir gemischte Gefühle aus...

Zum einen war er mit seinen starken Leistungen, 11 Toren und 4 Vorlagen, der Hauptgrund, warum der HSV in der letzten Saison den Abstieg gerade noch so verhindern konnte. Zum anderen war da der Sommer und sein doch mehr als unglücklicher Wechsel zu Bayer Leverkusen.

Die absolute Krönung im „Fall Calhanoglu“ war die Geschichte mit der plötzlichen „Psychischen Erkrankung“, die ihn just am ersten Trainingstag des HSV nach der Sommerpause ereilte, dann auf wundersame Weise geheilt war, nachdem er seinen Vertrag beim neuen Verein unterschrieben hatte. So pervers und herzlos das Millionen-Geschäft Fußball oft ist und so normal es für den einen oder anderen sein mag, dass man mal ’blau macht’ – dieser spezielle Teil war schlichtweg unter aller Sau und eine Beleidigung aller Menschen, die ernsthaft mit krankhaften Angstzuständen und nicht mit neu zu unterschreibenden Millionen-Verträgen und ein paar aufgebrachten Fans zu kämpfen haben!

Mag ja sein, dass es nicht die schönste Zeit im Leben des jungen Hakan war, aber sich auf diese Art und Weise aus der Affäre zu ziehen, hinterlässt einfach einen sehr faden Beigeschmack. Und für diesen Beigeschmack wird ihn beim Spiel ein kräftiges Pfeifkonzert erwarten – und ich finde: Das hat er sich auch verdient!

Das ist die eine Sichtweise. Auf der anderen Seite sind eindeutig auch noch andere Menschen daran beteiligt gewesen, dass es so gekommen ist. So wie sich der HSV in den letzten Jahren mit den Katastrophen-Häuptlingen Jarchow und Kreuzer präsentiert hat, bin ich mir sicher, dass es das Versprechen, Herr Calhanoglu dürfe nach der Saison wechseln, seitens der Herren Kreuzer und Jarchow gegeben hat. Zu deutlich wurde gerade zum Ende der letzten Saison, wie sehr die handelnden Personen beim HSV, immer erst mal versucht haben, ihre eigenen Interessen durchzusetzen und als Einzelperson möglichst gut dazustehen.

So rettete die Vertragsverlängerung von Calhanoglu, zumindest kurzfristig, den Kopf von Oliver Kreuzer. Dass Calhanoglu sich dann nach der Saison hinstellte und auf seinen Wechsel pochte, machte den Rechtsfuß in kürzester Zeit zur Galionsfigur und zum Spielball in der Gesamt- Peinlichkeit „HSV-Saison 13/14“.

Dass Fans, denen Vereinstreue (die Calhanoglu nach seiner Vertragsverlängerung dem HSV ja auch geschworen hatte) wirklich etwas, in manchen Fällen sogar ALLES bedeuten, jetzt sauer und verletzt sind, empfinde ich als absolut gerechtfertigt. Ein langes, sattes Pfeifkonzert ist die gängige und auch angebrachteste Reaktion. Wir Fans sind es nämlich, die Jahr für Jahr Tonnen an Euros, Kilometern, Herzblut und Nerven dafür geben, nur um zu hoffen, dass es diesen Spieltag, dieses Jahr oder im Fall HSV vielleicht wenigstens in diesem Jahrtausend irgendwann mal besser wird...

Hakan Calhanoglu war jemand, der trotz der Katastrophen-Saison Mut gemacht hat. Einer, der in einer besseren Zukunft des gerade-noch-so-eben-Erstligisten eine tragende Rolle hätte spielen können, denn Fußball spielen kann er – das ist unbestritten – einfach richtig gut! Nur seinetwegen gibt es das Wiedersehen mit Leverkusen überhaupt in diesem Jahr. Angesichts der aktuellen, aber leider auch altbekannten, Tabellen-Situation beim HSV bleibt nur die Frage, ob er uns damit wirklich einen Gefallen getan hat...

Ein bisschen gespannt darf man allerdings noch sein, ob es dieses emotionale Wiedersehen auch wirklich geben wird nach den abstrusen Geschichten der Vergangenheit muss man bei Herrn Calhanoglu ja mit allem rechnen. Ich halte insofern auch eine spontane UFO-Entführung kurz vor Anpfiff als Ausfallgrund noch für durchaus denkbar...

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.