Slomka greift durch

Was der HSV-Trainer nach dem Fehlstart alles ändern will

Von: Von KAI-UWE HESSE

„Paderborn hat uns eindeutig und mit großen Schmerzen die Augen geöffnet.“ Sagt Mirko Slomka (46).

Jetzt greift der HSV-Trainer durch. Wie – das erklärt er im großen BILD-Interview.

BILD: Herr Slomka, nach der engagierten und soliden Partie in Köln das 0:3-Desaster gegen Paderborn – wie gehen Sie damit um?

Slomka: „Das war ein kilometerweiter Rückschritt, völlig unverständlich und nach den Eindrücken der letzten Wochen nicht zu erwarten. Wir haben die Aufbruchstimmung von unserer Seite extrem beschädigt. Das wollen wir ganz schnell reparieren.“

BILD: Der HSV hat für gut 26 Millionen Euro eingekauft. Bisher gehörte von den Neuen nur Behrami zur Startelf. Kommt beim nächsten Spiel in Hannover der große Schnitt?

Slomka: „Ganz unabhängig davon, ob die Summe stimmt: Wir werden in Hannover konkret Veränderungen sehen. Alles andere wäre hanebüchen. Wir haben die Spieler verpflichtet, weil wir wussten, dass es mit der bisherigen Garde schwierig wird. Leider haben uns die neuen Spieler nicht zu Beginn der Vorbereitung zur Verfügung gestanden. Aber das war aufgrund unserer Rahmenbedingungen nun mal nicht anders möglich. Gemeinsam müssen wir die Lehren aus der Niederlage ziehen.“

BILD: Das heißt, Sie werden die Länderspiel-Pause nutzen, um ein neues Team zu formieren?

Slomka: „Das war von vornherein unser Ziel. Das ging nur nicht so schnell. Es war auch wichtig, unseren Kader auszudünnen. Wir sind gewillt, der Mannschaft ein neues Gesicht zu geben. Schade, dass wir einen tollen Spieler wie Nicolai Müller wegen seiner Verletzung bisher nicht zur Verfügung hatten. Auch die anderen Neuzugänge wie Zoltán Stieber oder Matthias Ostrzolek waren zu Beginn der Saison noch nicht so weit, werden es aber in Hannover sein.“

BILD: Nach den Leih-Deals von Holtby und Green haben Sie richtig Auswahl. Was planen Sie kurzfristig?

Slomka: „Alle Spieler werden massiv auf den Prüfstand gestellt. Die Alternativen sind jetzt da. Wir hatten gegen Paderborn keinen Spieler, der überzeugen konnte. Okay, Valon Behrami mit Abstrichen. Ivo Ilicevic war bemüht. Wir haben uns eine Grundbasis erarbeitet. Und ich erwarte, dass die auf dem Platz umgesetzt wird.“

BILD: Sie sagen, alle stehen auf dem Prüfstand. Auch Torwart Adler? Ist Drobny eine ernsthafte Alternative?

Slomka: „Ich brauche Typen auf dem Platz. Drobny hat nicht nur in den Relegationsspielen gegen Fürth gezeigt, dass er einer ist. Nach einer Niederlage ist es wichtig, wie man sich präsentiert. Dazu gehört auch die Körpersprache von René und die von Jaroslav. Ich brauche Leute, die eine Ausstrahlung haben und dem Abwehrspieler auch mal sagen: Reiß dich am Riemen. Das können beide Torhüter und somit können auch beide in Hannover spielen. Wer es am Ende wird, sehen wir dann kurz vor dem Anpfiff. Der Bessere wird spielen.“

BILD: Müller, Cleber, Ostrzolek, Green, Holtby – wer kann von den Neuen direkt helfen?

Slomka: „Cleber haben wir schon eingestimmt, wir haben ihm mit Video-Analysen unsere Marschroute aufgezeigt. Er ist sehr interessiert und hat das verstanden. Nicolai Müller hat schon ein Spiel (in Erfurt, d. Red.) mit uns gemacht. Er kennt unsere Spielidee genauso. Auch bei Matthias Ostrzolek ist das unproblematisch. Er wurde ja gegen Paderborn schon eingewechselt.“

BILD: Holtby steigt heute ins Training ein, Green nach seiner Länderspiel-Reise...

Slomka: „Lewis ist ein toller Stratege und hat sehr gute Anlagen. Er kann alle Positionen im Mittelfeld spielen. Sechser, Achter, Zehner, auch auf dem Flügel. Er braucht nicht viel Zeit. Julian Green kann auf beiden Flügeln spielen. Seine Schnelligkeit wird unserem Spiel guttun. Er ist eine tolle Alternative.“

BILD: Wer kann schon in Hannover helfen?

Slomka: „Sie alle sind für mich Startelf-Kandidaten.“

BILD: Wie bewerten Sie Ihre Truppe nach dem Ende der Transfer-Periode? Sind Sie zufrieden mit den Möglichkeiten?

Slomka: „Nach den Abgängen haben wir einen engen und leistungsstarken Kader. Daran lasse ich mich sehr gerne messen. Ich sehe sehr gute Alternativen. Auch Gojko Kacar, der derzeit leider noch verletzt ist, hat als Typ auf sich aufmerksam gemacht. Slobodan Rajkovic wird im Lauf der Hinrunde wiederkommen. Solche Leute brauchen wir.“

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