Im BILD-Interview erklärt der Klub-Chef seine Pläne: Beiersdorfer: So wird mein HSV wieder erfolgreich

Von: Von KAI-UWE HESSE und ANDREAS ZSCHORSCH

Dietmar Beiersdorfer (50) geht seinen neuen Job mit Vollgas an.

Seit knapp acht Wochen ist er HSV-Boss. Überall tut sich was: neue Stars, neue Führungs-Figuren, neue Strukturen. Beiersdorfer macht den HSV wieder flott. Und trotzdem ist der Weg zurück in die Bundesliga-Spitze weit.

BILD traf den Vorsitzenden zum Interview – und fragte: Wie kann der HSV wieder so ein erfolgreicher Verein werden, wie er es in Beiersdorfers erster Amtszeit (02-09) war?

BILD: Herr Beiersdorfer, wie fällt Ihre erste Bestands-Aufnahme aus?

Beiersdorfer: „Wir haben versucht, die Prioritäten einzuteilen. In erster Linie stand die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft im Vordergrund. Wir haben mit dem Trainer analysiert, wo wir uns verbessern müssen. Da ging es nicht nur um die aktuelle Lage, sondern auch um die kuriose Situation, dass im kommenden Sommer elf, zwölf Verträge auslaufen. Aber wir wissen auch, dass man in einer Transfer-Periode nicht alle Auffälligkeiten abarbeiten kann.“

Wir müssen mehr arbeiten und schneller sein

BILD: Sie haben ein hohes Tempo angeschlagen. Nicht nur in Sachen Transfers. Mit Bernhard Peters, Ihrem Direktor Sport, haben Sie eine neue Führungsebene im Nachwuchs eingezogen, der Campus wird umgeplant.

Beiersdorfer: „Wir müssen mehr arbeiten und schneller sein, um unsere Defizite, die wir in vielen Bereichen haben, auszugleichen. Ich bin sehr froh, dass wir Peters haben. Er ist nicht nur eine absolute Kompetenz. Es macht auch Spaß, mit ihm an einer gemeinsamen Sache zu wirken.“

BILD: Es fällt auf, dass Sie immer wieder die HSV-Mitarbeiter einbinden. In einer Form, wie man es vorher bei dem Klub nicht kannte.

Beiersdorfer: „Wir haben unglaublich viele gute Leute im Verein. Aber: Durch die hohe Personalfluktuation im Verein mit verschiedenen Ansätzen mussten sie die Orientierung verlieren. Wir müssen sie führen und zusammenführen. Da ist es wichtig, wer vorneweg geht und die Richtung vorgibt.“

BILD: Grundsätzlich sind Sie das. Und Ihre Richtung ist auch ziemlich klar. An erster Stelle kommt der Fußball...

Beiersdorfer: „Ich will den Klub nicht wirtschaftlich zurückfahren. Es ist klar, dass alles bezahlt werden muss. Ich will nur den Fokus mehr auf Sport legen. Der Fußball muss unsere Kern-Kompetenz sein. Die Strahlkraft des Klubs bestimmt doch im Wesentlichen, was auf dem Platz ist. Hat man Spieler mit Flair? Hat man Spieler, die sich für den Verein aufopfern? Alles das muss sein, um Ausstrahlung und Einzigartigkeit zu schaffen. Daneben sind wir auch in der Lage, alles andere gut zu machen.“

Wir wollen den Verein Stück für Stück entwickeln

BILD: In Ihrer ersten Amtszeit war der HSV Stammgast in Europa, zählte zu den Top20. Kommt der HSV auf dieses Level noch mal zurück?

Beiersdorfer: „Es ist unser Ziel, den Verein Stück für Stück zu entwickeln. Keiner von uns, der hier arbeitet, will den Klub verwalten. Das ist keine Verwaltungsgesellschaft. Das ist ein Klub, der gewinnen will.“

BILD: Der Weg zurück in die Spitze ist weit...

Beiersdorfer: „Wir haben besprochen, dass wir uns an Sachen erfreuen wollen, die nicht total in der Zukunft liegen. Sondern ein Stück der täglichen Arbeit sind.“

BILD: Bayern, Dortmund, Schalke, Wolfsburg, bald wohl Leipzig. Finanziell liegt der HSV weit zurück. Wie wollen Sie mit Ihren Möglichkeiten da bestehen?

Beiersdorfer: „Wenn wir uns gut entwickeln und die Richtung konsequent gehen, bin ich mir sicher, dass uns viele Menschen auf dem Weg begleiten. Menschen, die hier arbeiten oder unsere Spiele schauen. Das kann ein strategischer Partner genauso sein wie ein Junge, der sich ein Trikot wünscht. Natürlich haben wir das Ziel, den HSV Stück für Stück konkurrenzfähig zu machen. Peters sagt: lieber heute als morgen.“

Bald mache ich dann mal ein paar Tage Urlaub

BILD: Wie viel Zeit werden Sie brauchen?

Beiersdorfer: „Wir versuchen an allen Ecken und Enden zu agieren. Mannschaft, Nachwuchs, Infrastruktur, Mitarbeiter, Kommunikation. Wir müssen den Klub so aufstellen, dass alles ineinander wirkt. Ich habe aber keine Angst. Wenn wir sportlich ins Rollen kommen, werden wir gute Fortschritte machen.“

BILD: Sie persönlich waren bisher im Dauer-Stress. Wie lange kann man so ein Programm durchhalten?

Beiersdorfer: „Das hier ist eine herausragende Aufgabe. Wenn es Spaß macht, zählt man keine Stunden. Nach der Transferperiode fahre ich aber mal ein paar Tage weg.“

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