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Meinung Pro Hamburg

Zehn Gründe, warum der HSV niemals absteigen darf

Letzte Chance für den HSV auf den Klassenerhalt

Der Hamburger SV hat sich mit einer 2:3 Niederlage gegen Mainz in die Relegation gezittert. Denn die Konkurrenz, Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg, spielten noch schlechter.

Quelle: SID

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Drei Buchstaben, magische Anziehungskraft: H.S.V. Ein Klub, dessen Spannung auch das Nichteinlösen einer Idee ausmacht. Absteigen? Bitte nie, fleht Frank Schmiechen. Denkt einer an "Uns Uwe"?

Nach einer Saison zum Vergessen hat sich der Hamburger SV, das einzige Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga, das nie abgestiegen ist, noch in die Relegation gerettet. In zwei Spielen gegen den Zweitligadritten SpVgg Greuther Fürth (Donnerstag, 20.30 Uhr, und Sonntag, 17.00 Uhr) entscheidet sich nun die Zukunft.

Warum der HSV niemals absteigen darf, begründet unser Autor Frank Schmiechen in seinem leidenschaftlichen Plädoyer.

1. Die Raute

Haben Sie mal das Vereinslogo von Hertha BSC oder Bayer Leverkusen genauer betrachtet? Es ist das Grauen. Typografie, Gestaltung – eine einzige Katastrophe. Nein, es ist eindeutig: Der HSV besitzt das schönste Logo der Bundesliga. Klar, deutlich, unverwechselbar. So frisch wie ein Frühlingstag in Blankenese. Einfach perfekt.

Blau steht für das Wasser der Elbe, Weiß für die strahlenden Bürgerhäuser in Harvestehude und die Segel der Boote auf der Alster, und das Schwarz steht für die langen Nächte auf der Reeperbahn. Die Raute ist eine grafische Meisterleistung. Es ist übrigens das einzige Vereinslogo, das seit Einführung der Bundesliga nicht verändert wurde. Warum auch? Allein schon deshalb darf der HSV niemals absteigen.

2. Die Bettwäsche

Der Hamburger SV spielt seit Einführung der Fußball-Bundesliga in der höchsten deutschen Spielklasse. Und seither haben Generationen von Hamburger Jungs in Bettwäsche in den Vereinsfarben geschlafen – und in langen, dunklen Nächten vom HSV geträumt und manchmal auch geweint. Egal, ob sie im schicken Eppendorf, im Arbeiterviertel Wilhelmsburg, in Buchholz in der Nordheide oder in Vororten wie Reinbek oder Pinneberg ihre Jugend verbracht haben.

Die drei Buchstaben H, S und V besitzen seit mehr als 50 Jahren eine magische Anziehungskraft, die all die sozialen Unterschiede zumindest für einen Bundesliga-Samstagnachmittag verwischt. Der Gemeinsinn der Menschen ist deutschlandweit laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung übrigens in Hamburg am größten. Das hat auch etwas mit dem HSV zu tun.

3. Die Idee

In Hamburg ist der überwältigende Erfolg des HSV sehr präsent – leider seit sehr vielen Jahren nur in den Köpfen der Fans. Immerhin. Abgesehen von der großen Zeit unter Ernst Happel hat es ihn in der Realität auf dem Rasen nur sehr selten gegeben. Aber die Zuschauer und alle Fans spüren ganz deutlich, wie es sich anfühlen müsste, wenn es beim HSV mal so richtig klappen würde. Wenn er den richtigen Trainer hätte, den richtigen Manager, die richtigen Spieler und endlich einen richtigen Plan.

In der Nichteinlösung dieser Idee liegt eine besondere Spannung, die es so nur beim Hamburger SV gibt und die im Stadion fast mit Händen zu greifen ist. Der Erfolg, die Gradlinigkeit, die Titel – es ist nämlich alles schon da. Jetzt muss nur noch ein Umfeld geschaffen werden, das diese platonische Idee vom HSV auch in der Wirklichkeit einlösen kann.

Die Frage ist beim HSV nie, ob all die Titel jemals Wirklichkeit werden, sondern wann sie denn nun endlich Wirklichkeit werden. In der kommenden Saison geht es dann richtig los damit. Versprochen.

4. St. Pauli

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Ja, geschenkt, die Kollegen am Millerntor haben sich toll entwickelt. Noch Anfang der 80er-Jahre wollte hier niemand die Heimspiele sehen. Inzwischen ist das Stadion vergrößert, und St. Pauli hat sich ein Image als "Freibeuter der Liga" aufgebaut. Was immer das bedeuten soll.

Zum Einzug des Teams ins Stadion wird "Hell’s Bells" von AC/DC gespielt. Schön. Wer das irgendwie voll lustig findet oder brav seit Jahren diesen Rumpelfußball über die vollen 90 Minuten plus Nachspielzeit bedingungslos beklatschen möchte, ist hier sehr gut aufgehoben. St. Pauli pflegt sein Image als Underdog. Als irgendwie antifaschistisch und antikapitalistisch. Studenten und Indie-Fans finden das total super.

Der ganze Rest, der sich ernsthaft für Fußball interessiert und dessen Herz wirklich für Hamburg mit seinen Traditionen und seiner atemberaubenden Schönheit schlägt, der geht selbstverständlich nur zum HSV. Auch in schlechten Zeiten. Braune Trikots. Braun! Alles Gute. Wirklich.

5. "Uns Uwe"

Liebe aktuelle Spieler des HSV: Wenn Ihr es schon nicht für Euch oder für "die Stadt" macht, kämpft und grätscht, lauft, beißt und bleibt bitte in der ersten Bundesliga – für "Uns Uwe"! Hamburg kann es nicht ertragen, Uwe Seeler leiden zu sehen.

Ja, es gab auch noch andere Legenden beim HSV. Kevin Keegan oder Horst Hrubesch zum Beispiel. Aber bei Uwe ist alles anders. Uwe ist Hamburg. Seine Art, zu reden, zu fühlen und zu leben. Die Kämpfernatur, sein unbeugsamer Glaube daran, dass der Erfolg möglich ist, wenn sich einer nur genug anstrengt.

In Hamburg nehmen sie keine Pillen. Gegen gar nichts. Höchstens mal eine Aspirin. Ansonsten hilft ein Spaziergang an der frischen Luft – oder ein Schnaps. Ansonsten gehen die Krankheiten, wie sie gekommen sind. Von ganz allein. Krank wird einer sowieso nur im äußersten Notfall. Eigentlich nie. Lieber wird gleich gestorben.

Als Uwe Seeler nach einem Riss der Achillessehne das Karriereaus drohte, päppelte er sich nach der schwierigen Operation im salzigen, eiskalten Wasser der Nordsee auf. So macht das ein Hamburger Junge. Macht es wie Uwe, Jungs! Nur ein einziges Mal. Bitte!

6. Das schöne Städtchen Bremen

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Was sollen die Bremer machen, wenn der HSV nicht mehr in der Ersten Liga spielt? Gegen kein anderes Team ist Werder so motiviert wie gegen Hamburg. Das liegt in der Natur der Sache: Wenn du schon nicht in einer wunderbaren Stadt wie Hamburg leben darfst, musst du doch wenigstens im Fußball die Oberhand behalten.

Wie sollst du es sonst ertragen, dass du nach den Spielen zurück in Stadtteile fahren musst, die "Schwachhausen", "In den Hufen" oder "Huckelriede" heißen? Wie sollst du sonst ein giftgrünes Vereinswappen und die Auswärtstrikots ertragen, die an die städtische Müllabfuhr erinnern? Orange. Ist klar.

Werder wird ohne den HSV in der Bundesliga im tief verankerten Minderwertigkeitskomplex versinken, und da wird dann einfach niemand mehr sein, der diesem netten Städtchen wieder auf die Beine hilft. Also muss der HSV drinbleiben. Für Bremen. Wir machen uns Sorgen. Denn mal unter uns: Bremen ist doch ein ganz putziges Städtchen an der – Weser …

7. Das Ventil

Worüber sollen sich Hamburger ärgern, wenn der HSV nicht mehr in der Ersten Liga spielt? Über die Elbphilharmonie? Da ärgert sich schon längst niemand mehr drüber. Das Ding wird halt irgendwann fertig, und dann werden in Sekundenbruchteilen all die verpulverten Millionen und Schwierigkeiten vergessen sein.

Der Abriss der sogenannten Essohäuser oder die Ausschreitungen im Schanzenviertel vielleicht? Ja, es ist schon etwas eklig, dass im Schanzenviertel jetzt Kreuzberger Folklore nachgeäfft wird. Hamburg hat sich noch nie nach Berlin gerichtet. Im Gegenteil. Berlin geht aus Hamburger Sicht gar nicht. In keiner Hinsicht. Und das sollte bitte auch so bleiben. Und wer freut sich nicht, dass auf dem Kiez nach 60 Jahren Budenstadt, Bruch und ranzigen Bordellen ganz langsam ein Stadtteil entsteht, in dem viele wirklich wohnen möchten? Nein. Wir brauchen den HSV.

Wer sein Leben an Alster, Elbe und unten am Hafen verbringt, wer jeden Morgen in Ottensen vom Tuten der Schiffe und Möwengeschrei geweckt wird, wer am Sonntag mal eben mit der Hafenfähre von den Landungsbrücken auf einen Apfelkuchen ins Alte Land fährt, der braucht hin und wieder schmerzhafte Heimniederlagen gegen Hoffenheim oder Hannover. Für die Bodenhaftung.

8. Das Interesse

Es soll ja irgendwo Fans des SC Freiburg geben. Wenn wir genau hinschauen. Vielleicht können sie es nur nicht so zeigen. Aber wenn wir uns dagegen die nackten Zahlen anschauen, dann sprechen sie eine klare Sprache. Der Bezahlsender Sky gibt regelmäßig bekannt, welche Bundesligaspiele im Fernsehen geschaut werden – und welche nicht. Und da ist der HSV – auch in dieser unfassbar schwachen Saison – immer noch auf Platz vier des allgemeinen Interesses. Hinter Bayern, Dortmund und Schalke.

Nichts gegen Teams wie Greuther Fürth oder Paderborn. Wirklich nicht. Die haben sich ihre Erfolge redlich verdient. Aber mal ehrlich, wer möchte Augsburg gegen Paderborn sehen? Oder Mainz gegen Fürth? Ist das die Art von Überheblichkeit, die dem HSV immer gern vorgeworfen wird? Nein. Es sind die nackten Zahlen.

9. und 10. Nur der HSV

Ja, wir sind überheblich, wir sind vielleicht sogar arrogant. Wir tragen die Raute still und stolz im Herzen. Auch nach den heftigsten Niederlagen, den übelsten Abwehrfehlern, auch nach dem möglichen Abstieg oder im stärksten Sturm werden wir uns nicht beugen, uns nicht abwenden. Niemals.

Und es ist uns vollkommen egal, ob uns jetzt alles um die Ohren gehauen wird. All die Trainer, die Sportdirektoren oder Aufsichtsräte. Lasst sie alle ihre Witzchen reißen! Es ist uns egal, dass sich jetzt viele Fußballfans in Deutschland freuen, dass es endlich mal den HSV erwischen könnte und Hamburg bestraft wird.

27 Punkte. Ja! Wir können die Tabelle lesen. Und warum ist uns das total egal? Weil wir HSV-Fans sind. Weil wir nie etwas anderes sein wollten. Niemals! Und nie etwas anderes sein können.

Egal, wo wir gerade sind, wir stehen immer noch im Block E des alten Volksparkstadions, mit unseren abgeschnittenen Jeansjacken, mit dem rauen Hamburger Schnack auf der Zunge. Wir haben uns sogar an den langen Weg vom S-Bahnhof Stellingen bis ins Stadion gewöhnt, wir genießen die vertraute Gänsehaut beim Singen unserer Vereinshymne "Hamburg, meine Perle" – und wir lieben unsere Stadt. Weil sie die beste und schönste Stadt der Welt ist. Und weil es hier für uns nur ein einziges Team geben kann, egal, wer da gerade auf dem Platz herumstochert.

Sollen sie doch alle in ihre eigenen Stadien rennen – in München, in Gelsenkirchen oder Dortmund. Geschenkt. Viel Spaß! Für uns kann es nur einen einzigen Klub geben. H. S. V. Drei Buchstaben. Drei Farben. Nur der HSV! In der Bundesliga. Ewig.

Lesen Sie hier Ulrich Exners Gegenrede: Darum sollte der Hamburger SV endlich absteigen.

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