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2. Bundesliga Relegation

Der HSV zittert vor Fürths magischem Dreieck

Garanten des Fürther Erfolgs: Zoltan Stieber, Daniel Brosinski und Ilir Azemi (v.l.n.r.) sind Teil der wiedererstarkten Franken-Elf Garanten des Fürther Erfolgs: Zoltan Stieber, Daniel Brosinski und Ilir Azemi (v.l.n.r.) sind Teil der wiedererstarkten Franken-Elf
Garanten des Fürther Erfolgs: Zoltan Stieber, Daniel Brosinski und Ilir Azemi (v.l.n.r.) sind Teil der wiedererstarkten Franken-Elf
Quelle: REUTERS
Voriges Jahr wurde Greuther Fürth von den eigenen Fans noch als Lachnummer verhöhnt. Nun spielt der Klub um den Aufstieg. Fürth will die löchrige HSV-Abwehr mit seinem starken Angriffstrio knacken.

Es klang fast ein wenig despektierlich, was Rouven Schröder da über die Vorbereitung auf die Relegation erzählte. Eine lockere Regenerationseinheit hatten sie in Fürth für Montagmorgen angesetzt, am Dienstag und Mittwoch wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geübt, bevor es am Tag darauf in Hamburg im Hinspiel zur Sache geht.

Soweit das Prozedere. Aber deswegen jetzt irgendein Brimborium veranstalten? Nichts da, sagte Fürths Sportlicher Leiter. "Es ist dieselbe Vorbereitung wie auf Sandhausen. Hamburg ist auch nur eine Mannschaft mit elf Spielern."

Schröder fügte noch schnell an, dass er den HSV klar stärker werte als den Konkurrenten aus der Zweiten Liga. Immerhin. Das war es dann aber auch mit Nettigkeiten. Dass die Fürther als Außenseiter gehandelt werden? "In dieser Konstellation fühlen wir uns pudelwohl", sagt Trainer Frank Kramer. "Wir können nur gewinnen", sagt Torhüter Wolfgang Hesl.

Von den eigenen Fans verhöhnt

Im Grunde sind die Rollen so klar verteilt wie selten. Auf der einen Seite der HSV, der Bundesliga-Dino, der gar nicht weiß, wie sich Zweite Liga anfühlt. Auf der anderen die Spielvereinigung Greuther Fürth, die vor zwei Jahren noch mit dem Slogan "Die Unaufsteigbaren" durchs Land tourte, um nach vollbrachtem Aufstieg so krachend wieder abzusteigen, dass kaum einer dem Verein zutraute, in naher Zukunft auch nur in die Nähe der Bundesliga zu kommen.

Nur 21 Punkte, von den eigenen Fans als Lachnummer verhöhnt, weil die Mannschaft das Novum schaffte, eine ganze Saison lang ohne Heimsieg zu bleiben, dazu noch reichlich innerbetriebliche Spannungen, das war Fürths Erstligabilanz. Kurzum, außer jenen desaströsen Statistiken hinterließ der Verein wenig Nachhaltiges.

Nur ein Jahr später also der nächste Anlauf. Unabhängig vom Ausgang, allein das Erreichen der Relegation ist eine überaus beachtenswerte Leistung. "Der erneute Aufstieg wäre ein noch größeres Wunder als der erste", sagt Präsident Helmut Hack. Und: "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt."

Halbes Team musste gehen

Genau genommen hatten sie das schon während des ersten Bundesliga-Gastspiels. Im Winter 2013, sie lagen hoffnungslos hinten in der Tabelle, justierten sie gewaltig am Konstrukt und verwarfen etwa den naiven Plan, Hack könne sowohl den Präsidenten als auch den Manager geben. Schröder übernahm damals den Posten des Sportlichen Leiters.

Auf der Trainerbank tauschten sie wenige Wochen später den glücklosen und am Ende nicht mehr wohl gelittenen Mike Büskens gegen Frank Kramer aus. Er veranlasste im Sommer den wohl größten Einschnitt: Das halbe Personal musste gehen, 13 Neue kamen. Keine abgehalfterten Stars, junge Spieler mit Entwicklungspotenzial, preisgünstig dazu. "Wir werden immer gleich arbeiten, egal ob in der Bundesliga oder in der Zweiten Liga", sagte Hack.

Keine finanziellen Abenteuer, stattdessen Investitionen in den Nachwuchs und durchaus auch in die Infrastruktur. Seit vergangenen Herbst haben sie ein neues Trainingszentrum. "Wir können keine exorbitanten Sprünge machen", sagt Schröder, aber "wir entwickeln uns stetig." Dass sie am Ende mit der Prämisse gar die fränkische Machtverhältnisse ins Wanken bringen könnten – immerhin ist Rivale Nürnberg gerade zum achten Mal abgestiegen –, wäre für die Fürther ein genüsslicher Zusatzeffekt.

Azemi und Stieber sind die Stars

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Von Aufstiegsambitionen wollte Trainer Kramer zu Saisonbeginn allerdings weiß Gott nichts wissen. Der bescheidene Etat von 7,2 Millionen Euro, dazu die vielen Neuen und der zweitjüngste Kader der Liga, das waren seine Argumente, um um Geduld zu bitten. Doch es fügte sich alles sehr schnell. An 28 von 34 Spieltagen stand die Mannschaft gar auf einem direkten Aufstiegsplatz, vor allem aber bot sie ansehnlichen Fußball. Offensiv ausgerichtet, schnelles Umschalten, laufintensiv, das sind die von Kramer geforderten Parameter.

Wer nach Stars bei der Spielvereinigung sucht, landet unweigerlich beim Angriffstrio Ilir Azemi, Nikola Djurdjic und Zoltan Stieber. Als "Magisches Dreieck vom Ronhof" hat der lokale Boulevard die Drei betitelt. Das mag übertrieben sein, doch mit 64 Treffern stellt Fürth die beste Offensive der Zweiten Liga, eine, die es versteht, überfallartig zu kontern.

Dass nun ausgerechnet der in der Verteidigung so anfällige HSV der Relegationsgegner ist, kommt den Franken da durchaus zupass, auch wenn sie es so nicht sagen. Torjäger Azemi aber frohlockt schon: "Wir rechnen uns gute Chancen aus."

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