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Hamburger SV Ab in die Relegation

Der HSV bekommt eine letzte Chance geschenkt

Fünf Spiele am Stück hat der Hamburger SV inklusive der Pleite in Mainz verloren und hat trotzdem noch Chancen auf den Klassenerhalt. Der wiedergenesene Lasogga macht dem taumelnden Dino Mut.

Vier Spiele in Folge hatte der Hamburger SV verloren, und auch in der letzten Partie der Saison gab es keine Punkte: Beim 1. FSV Mainz unterlagen die Hanseaten mit 2:3 (1:1) – und konnten sich trotzdem freuen. Durch die Niederlagen der Konkurrenten blieb der Traditionsklub auf Rang 16 und wird in der kommenden Woche die finale Chance erhalten, gegen den Dritten der zweiten Liga um den Klassenerhalt zu kämpfen. Die Mainzer hingegen feierten den Einzug in die Europa League.

In Hamburg – wen wundert’s – war der Samstag zum Schicksalstag ausgerufen worden. Es war das Ende einer Saison, die die schlimmste in der langen Geschichte des Vereins war. 51 Spielzeiten war der HSV eine Institution der Bundesliga. Ein sportlicher Offenbarungseid lag hinter dem Klub, ein Eiertanz der Inkompetenz im Schatten eines 100-Millionen-Euro-Schuldenbergs. Und doch glomm noch Hoffnung in den Hamburger Herzen. Denn der Fußballgott hat dem leckgeschlagenen Dickschiff noch einmal eine Handbreit Wasser unter den Kiel gekippt.

Selbst zwölf Niederlagen in den 17 Spielen des Jahres 2014 ließen die Hanseaten nicht heillos abstürzen. Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg blieben hinter dem HSV. Für den Fall der Fälle waren Vorkehrungen getroffen worden. Wäre Hamburg direkt abgestiegen, wäre im heimischen Stadion die Uhr angehalten worden, die die Bundesligazugehörigkeit des Vereins anzeigt. Bei 50 Jahren, 259 Tagen und einer Stunde hätte sie verharrt. Doch noch läuft sie weiter.

Nichts hatten die Elbstädter unversucht gelassen. Uwe Seeler wandte sich mit einem dramatischen Appell an die Spieler. „Rettet meinen HSV“, schrieb der Ur-HSVer im „Abendblatt“ und forderte: „Gebt Hamburg einen Grund zum Feiern, zum Durchatmen, bevor es in den Relegationsspielen dann um die endgültige Rettung geht.“ Für das Spiel floh Seeler aus der Stadt und schaute die Partie bei Freunden auf dem Land.

Verlässt Tuchel den FSV Mainz?

Carl Edgar Jarchow, der Vorstandsvorsitzende des Klubs, reiste hingegen nach Mainz – allerdings erst am Spieltag. Vor den beiden vorherigen Auswärtsspielen war er schon am Vortag mit der Mannschaft angereist, es setzte Niederlagen. Die ganz Abergläubigen wurden nervös, nachdem sich im Internet ein Bild verbreitete, dass den HSV-Bus am Freitag beim Tanken zeigt – an Zapfsäule 17.

Als gutes Zeichen wurde die Rückkehr von Pierre-Michel Lasogga gedeutet. Der Stürmer war sechs Wochen ausgefallen. Seine zwölf Saisontore hatten zuvor maßgeblich dazu beigetragen, dass der Klub nicht vollends in den Schlamassel geraten war. Bei den Mainzern waberten vor dem Spiel Gerüchte durch das Stadion, dass Trainer Thomas Tuchel in der kommenden Saison zu Schalke 04 wechseln soll oder sich ein Jahr Auszeit gönnen wird. „Heute ist nicht der Tag für Gerüchte, ich will mich auf das Spiel konzentrieren – die Zeit für Beruhigungen wird kommen“, sagte der Coach vor dem Spiel bei „Sky“. Am Sonntag soll es eine Presseerklärung geben.

Es wurde dann Zeit, dass es los geht, und als es los ging, brach das Elend über den HSV herein. Als ob Heiko Westermann die Saison symbolisch zusammenfassen wollte, verunglückte seine Rückgabe mit der Brust, die er Torwart Rene Adler im eigenen Fünfmeterraum zuspielte. Ein fürchterlicher Fehler mit Folgen: Elkin Soto spritzte dazwischen und schob den Ball am verdutzten Adler vorbei ins Tor. Nach sieben Minuten also hatte der HSV sich wieder einmal selbst in die Bredouille gebracht. Aber da war ja noch Lasogga: Fünf Minuten später ließ Mainz’ Schlussmann Loris Karius einen van-der-Vaart-Schuss prallen, der Stürmer war zur Stelle und köpfte zum Ausgleich ein (12.).

Lasogga weckt den Klub

Und plötzlich drehte der HSV auf. Als ob Lasogga den Klub wachgerüttelt hätte. Erst rettete Soto auf der Linie gegen eine Ecke von van der Vaart, die auf direktem Weg ins Tor war (25.). Dann reagierte Torwart Karius stark bei einem Freistoß des Niederländers (28.). Und ein Kopfball von Lasogga rauschte knapp drüber (33.). 12:3 Torschüsse für die Gäste, aber zur Pause nur 1:1. Immerhin spielte aus Hamburger Sicht die Konkurrenz mit. Nürnberg und Braunschweig lagen zurück.

Auch in die zweite Hälfte starteten die Hanseaten beherzt. Doch wieder machten sie die eigene Arbeit zunichte. Nachdem Hakan Calhanoglu freistehend vorbeigeköpft hatte (62.), schlug es auf der Gegenseite ein. Und wieder war es beängstigend einfach für den Gegner: Ja-Cheol Koo passte von links flach nach innen, Yunus Malli zog von der Strafraumgrenze ab, und schon lag der HSV wieder hinten (65.). „Niemals zweite Liga“, sangen die Hamburger Fans trotzdem – die Ergebnisse von Braunschweig und Nürnberg waren zu eindeutig.

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So war es dann beinah schon egal, dass Shinji Okazaki in der 82. Minute Westermann und Mancienne foppte und den Ball dann auch noch zum 3:1 über Adler hob. Und auch der erneute Anschlusstreffer von Ivo Ilicevic, der für Lasogga eingewechselt worden war, hatte nur noch statistischen Wert (84.).

Donnerstag und Sonntag wird es spannend

Der HSV schafft das Kunststück, sich noch in die Relegation zu retten. Stolz kann er darauf nicht sein. Aber die Leistung vom Samstag wird zumindest ein bisschen Mut machen für die Spiele am kommenden Donnerstag und Sonntag gegen den Dritten der zweiten Liga. Verdient wäre der Klassenerhalt nicht – aber danach wird an der Elbe niemand fragen, sollte er geschafft werden...

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