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Hamburger SV Abstiegskandidat HSV

Als der Gegner absichtlich hinters Tor schoss

Der Hamburger Collin Benjamin bejubelt sein Tor zum 2:0 gegen Borussia Dortmund im Februrar 2007. Der Sieg leitete die Wende im Abstiegskampf ein Der Hamburger Collin Benjamin bejubelt sein Tor zum 2:0 gegen Borussia Dortmund im Februrar 2007. Der Sieg leitete die Wende im Abstiegskampf ein
Der Hamburger Collin Benjamin bejubelt sein Tor zum 2:0 gegen Borussia Dortmund im Februrar 2007. Der Sieg leitete die Wende im Abstiegskampf ein
Quelle: picture-alliance/ dpa
Der Hamburger SV kämpft schon zum siebten Mal um den Klassenerhalt. Bislang ging es für den Klub immer gut aus. Doch einmal reichte es nur, weil ein ehemaliger HSVer beim Gegner kräftig mithalf.

Über den theoretischen Fall der Fälle hat sich Mirko Slomka ganz praktisch noch keine Gedanken gemacht. Wie er in dem Moment reagieren würde, wenn der Klassenerhalt geschafft ist, wurde der HSV-Trainer vor dem so wichtigen Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg gefragt. Das könne er gar nicht sagen, antwortete Slomka: „Noch sind wir ja auch nicht so weit“, antwortete er.

Vier Spieltage vor Schluss ist seine Mannschaft zum Siegen verdammt. Nach der Partie am Samstag gegen Wolfsburg warten noch Augsburg, die Bayern und Mainz als Gegner. Und nur wenn die Hamburger endlich punkten, ist der Klassenerhalt noch möglich.

Ganz unbekannt ist die Situation für das Gründungsmitglied der Liga allerdings nicht. Zwar ist der HSV noch nie abgestiegen, knapp war es allerdings schon oft. Gleich in sieben Spielzeiten standen die Hamburger knapp am Abgrund, erstmals in der Saison 1973/1974, stürzten aber nie ab.

Stevens rettete den Klub

Auch nicht vor zwei Jahren, als der Klub lange zittern musste. Erst ein glückliches 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern am 28. Spieltag sorgte für die Wende zum Guten. „Eine derartige Drucksituation hatte ich noch nie erlebt. Es hat zwar keiner ausgesprochen, aber allen war klar, dass wir absteigen, wenn wir dieses Spiel auf dem Betzenberg nicht gewinnen würden“, erinnert sich Marcell Jansen, der den Treffer des Tages erzielt hatte.

Ziemlich brenzlig war die Situation auch in der Saison 2006/2007, als Trainer Thomas Doll nach einer Serie von elf Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen auf den letzten Platz entlassen wurde. Huub Stevens wurde verpflichtet, verlor aber gleich das erste Spiel gegen Hertha BSC unglücklich durch ein Last-Minute-Tor von Mineiro mit 1:2.

Doch in der Woche darauf sollte im Heimspiel gegen Dortmund die Wende zum Besseren gelingen. „Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, erinnert sich Collin Benjamin, der beim nicht für möglich gehaltenen 3:0-Sieg den vorentscheidenden Treffer zum 2:0 machte.

Pagelsdorf weinte hemmungslos

„Wir hatten zuvor wirklich eine schlimme Zeit, haben mit der Rückrundenvorbereitung schon am 27. Dezember angefangen und mussten auch mal um 7.00 Uhr morgens zum Training kommen. Aber all das war vergessen, als wir Dortmund schlagen konnten“, sagt Benjamin.

Und tatsächlich starteten die Hamburger mit dem Erfolg gegen den BVB eine Siegesserie, gewannen zunächst vier Spiele in Folge und wurden am Ende sogar noch Siebter.

Ebenfalls entscheidend war der 28. Spieltag neun Jahre zuvor, als der stark abstiegsgefährdete HSV im Heimspiel gegen Werder Bremen unbedingt gewinnen musste. Doch erst ein Tor von Anthony Yeboah in der Nachspielzeit sorgte für den überlebenswichtigen 2:1-Erfolg, nach dem Trainer Frank Pagelsdorf hemmungslos in den Armen von Dirk Weetendorf weinen sollte.

Muskelfaserriss beim Jubeln

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Weetendorf konnte Pagelsdorf auch deswegen so gut verstehen, weil der Stürmer noch in der Saison zuvor selbst die Hauptrolle im Abstiegskampf übernommen hatte. Der Amateurstürmer durfte erstmals in der Bundesliga am 32. Spieltag auflaufen, als der HSV nach einem 0:4 gegen Köln auf den 15. Platz abrutschte.

Aber bereits eine Woche später hatte Weetendorf seinen großen Auftritt. Beim 2:1 gegen den späteren Weltpokalsieger Borussia Dortmund erzielte er beide Treffer. „Mit Weete hatte wirklich niemand gerechnet. Niemand kannte Weetendorf, und am Abend war er plötzlich ein Hamburger Held“, erinnert sich der damalige Abwehrchef Andreas Fischer.

Ähnlich erging es auch Luiz Firmino Emerson, obwohl der Brasilianer einen wichtigen Teil in der HSV-Historie einnimmt. Der Stürmer, der es auf vier Einsätze für den Klub brachte, rettete im letzten Heimspiel der Saison 1991/1992 mit seinem Tor gegen Rostock die Klasse.

„Mit einem Tor von Emi hatten weder die Rostocker noch wir gerechnet“, sagt Carsten Kober, der bei diesem Abstiegsendspiel auf dem Platz stand. Das Kuriose: Als Emerson seinen einzigen Treffer für die Hamburger bejubelte, zog er sich einen Muskelfaserriss zu. Es war seine letzte Aktion im HSV-Trikot.

Alle Ecken flogen ins Aus

Anders als Emerson war Kober, der 223 Mal für den HSV in der Bundesliga auflief, auch schon zwei Jahre zuvor beim Abstiegsendspiel gegen Waldhof Mannheim am letzten Spieltag der Saison 1989/1990 dabei. Die Ausgangssituation: Mit einer Niederlage hätte der HSV noch auf den Relegationsplatz abrutschen können.

„Es war eine echt beschissene Situation“, sagt Kober, „bei jeder Ecke hatten wir Angst, dass wir ein Gegentor bekommen. Unser Glück war, dass der frühere HSVer Peter Lux alle Ecken von Mannheim ausführte – und er trat natürlich alle hinter das Tor.“

Auf der anderen Seite machte es Stürmer Jan Furtok besser und traf zwei Minuten vor Schluss zum erlösenden 1:0-Sieg. Nur: Derart viel Zutun dürfen die Hamburger am Samstag vom VfL Wolfsburg nicht erwarten.

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