2. Bundesliga

HSV-Matchwinner Glatzel: "Wir haben es uns selbst gezeigt"

Torjäger entscheidet Derby und spricht über wichtige Zeichen vor dem Anpfiff

HSV-Matchwinner Glatzel: "Wir haben es uns selbst gezeigt"

Robert Glatzels Kopfballtreffer entschied das 111. Hamburger Stadtderby.

Robert Glatzels Kopfballtreffer entschied das 111. Hamburger Stadtderby. IMAGO/Jan Huebner

Jonas Meffert verrät, dass es im Stadtderby weniger darum ging, dem Nachbarn die Aufstiegs-Party im Volkspark zu verbauen, sondern vielmehr darum, selbst Zeichen zu setzen. "Wenn ich ehrlich bin, wäre es mir fast lieber gewesen, wenn St. Pauli trotz unseres Sieges jetzt den Aufstieg feiern könnte, weil das bedeutet hätte, dass Düsseldorf verloren hat." Und im Umkehrschluss eben, dass der HSV wieder ganz dicht dran am Relegationsplatz wäre.

So aber bleiben es vier Punkte und das schlechtere Torverhältnis, und der Mittelfeld-Stratege verdeutlicht, dass der Derby-Sieg somit vor allem für das Gefühl wichtig ist. "Die Tabelle ist fast nebensächlich in diesem Moment, es zählte nur der Derby-Sieg, wir wollten zeigen, wem die Stadt gehört." Und dann mit süßsaurer Miene: "Kann ja sein, dass das Ergebnis jetzt länger so stehen bleibt." Weil St. Pauli eben wohl trotzdem und der HSV voraussichtlich nicht aufsteigen wird. "Es ist scheiße, jetzt auf andere hoffen zu müssen", sagt Meffert, "aber das haben wir uns selbst zuzuschreiben, weil wir zu viel liegen gelassen haben."

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Gieriger HSV - auch schon vor dem Spiel

Am Freitagabend demonstrierte der einstige Top-Favorit auf den Aufstieg jene Gier und Entschlossenheit, die zu oft nicht da war - und er gewann erstmals im neuen Kalenderjahr zwei Spiele in Folge. "Dieser Derby-Sieg ist einfach gut für unser Gefühl nach schwierigen Wochen", sagt Torschütze Robert Glatzel, "wir haben es unseren Fans gezeigt, wir haben es aber auch uns selbst gezeigt. Nämlich, dass wir nicht klein beigeben."

Ich fand das geil.

Robert Glatzel zur Rudelbildung

Das erste Signal in diese Richtung hatten die HSV-Profis schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff beim Warmmachen ausgesendet, als die St. Paulianer bei ihrem Programm in die gegnerische Hälfte gelaufen waren und die Gastgeber eine Rudelbildung ausgelöst haben. Ein Randaspekt, der für Glatzel jedoch Aussagekraft hatte: "Es war wichtig für uns, zu zeigen, wer der Herr im Haus ist. Das hat uns ein gutes Gefühl gegeben, wir haben uns alle direkt hochgefahren. Ich fand das geil."

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Baumgart fordert Zeit: "Dann kriege ich auch ein bisschen was hin"

Der HSV landete durch das Kopfballtor des Mittelstürmers einen späten, aber hochverdienten Derby-Dreier, der in gewisser Weise auch einen Schatten auf diese Spielzeit wirft - weil er zeigt, was möglich gewesen wäre. Für Steffen Baumgart ist der Erfolg noch mehr, nämlich auch ein Zeichen für die Zukunft. "Ich habe jetzt ein bisschen Zeit zum Arbeiten gehabt", sagt er und verweist auf Fortschritte im Gewöhnungsprozess zwischen ihm und der Mannschaft. "Lassen sie uns Zeit zu arbeiten, dann kriege ich auch ein bisschen was hin."

Das ist mehr als ein dezenter Hinweis auf die Personaldiskussionen hinter den Kulissen. Diese betreffen zunächst einmal Jonas Boldt, naturgemäß aber könnte die Neubesetzung des Sportvorstandes auch Einfluss auf die Zukunft des Trainers haben. Die gezeigte Leidenschaft bei der "Stadtmeisterschaft" und die passende taktische Ausrichtung sind auch Argumente für Baumgart.

Sebastian Wolff

"Der HSV wollte diesen Sieg mehr"

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