2. Bundesliga

Trotz Derby-Sieg: Schiedsrichter-Frust beim HSV

Boldt vermisst klare Linie

Trotz Derby-Sieg: Schiedsrichter-Frust beim HSV

Die halbe Hamburger Mannschaft beschwerte sich bei Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck.

Die halbe Hamburger Mannschaft beschwerte sich bei Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck. IMAGO/Jan Huebner

Die Aufstiegsparty des Stadtrivalen verhindert, Derby-Sieg gefeiert und die Rest-Chance auf den Relegationsplatz bewahrt - die Stimmung beim Hamburger SV hätte eigentlich gut sein können am Freitagabend. War sie im Prinzip auch, eine Szene erregte aber auch nach Abpfiff noch die Gemüter der Hamburger.

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Was war passiert: In der 24. Minute war Robert Glatzel nach einem Steckpass von Immanuel Pherai durch und schob zum vermeintlichen 1:0 ein. Allerdings hatte Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck auf Foulspiel entschieden. Der kreuzende Manolis Saliakas hatte den Kontakt gesucht, diesen auch ganz leicht bekommen und war zu Boden gegangen.

Boldt fordert einheitliche Linie

Ein Foul des Hamburgers war es dennoch nicht, ergo eine Fehlentscheidung. Jöllenbeck schaute sich die Szene zudem noch nicht einmal selbst in der Review-Area an. "Weil er vielleicht anerkennen muss, dass er einen Fehler gemacht hat", mutmaßte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt bei Sky über die Entscheidung des Referees, keinen zweiten Blick auf die Szene zu werfen.

Einen Vorwurf wollte der 42-Jährige Jöllenbeck aber nicht machen, wohl aber dem Führungskreis der Referees: "Ich habe das Gefühl, ihnen wird diese Woche das erzählt und in der nächsten Woche was anderes. Für mich fehlt da eine ganz klare Führung und Linie." Zwar gebe es bei einer klaren Linie auch "immer Meinungsverschiedenheiten", aktuell sind für Boldt die Entscheidungen der Unparteiischen aber "mittlerweile gewürfelt".

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Auch Glatzel, dem später doch noch der Treffer zum 1:0 glücken sollte, konnte in der Szene kein Foul erkennen: "Ich habe einfach das Gefühl, dass er selber hinfällt. Wenn, dann ist nur eine leichte Berührung da, das ist für mich ein normaler Zweikampf." Auch der Angreifer bemängelte, dass sich Jöllenbeck das vermeintliche Foulspiel nicht noch einmal angesehen hatte.

Baumgart wird deutlich

Trainer Steffen Baumgart wollte zu der Entscheidung erst wenig bis nichts sagen: "Dazu habe ich schon zu viele andere Aktionen gesehen dieses Jahr. Ist egal jetzt, was soll ich jetzt sagen. Das ist schwierig."

Lukasz Poreba springt in Nikola Vasilj hinein

Lukasz Poreba springt in Nikola Vasilj hinein. IMAGO/Lobeca

Zu einer anderen Szene hatte er dann schon etwas mehr Meinung, denn in Minute 67 lag der Ball erneut im Tor der Gäste und dieses Mal zählte der Treffer auch - zumindest zunächst. In der Review-Area sah dann aber auch Jöllenbeck, dass Lukasz Poreba im Luftzweikampf in Nikola Vasilj hineingesprungen und sich obendrein auch noch in den Arm des Keepers eingehakt hatte, ehe der Ball von der Schulter des Hamburgers über die Linie sprang. Der 37-Jährige nahm den Treffer zu Recht zurück.

Baumgart hatte dennoch wenig Verständnis: "Lukas ist 1,60 Meter groß, zum Glück 1,70 Meter" sagte der 52-Jährige zur Szene, spielte damit die tatsächliche Größe des Polen, der 1,79 Meter misst, ein wenig herunter und stellte fest: "Und der Torwart ist mit 1,96 Meter nicht in der Lage, mit zwei Händen den Ball festzuhalten. Ganz ehrlich, das geht mir sowas von auf die Eier."

"Der HSV wollte diesen Sieg mehr"

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Auch der HSV-Coach vermisste eine einheitliche Linie: "Ganz ehrlich, die gehen mir auf den Sack und das meine ich auch genau so - ist mir auch egal, ob wir heute gewonnen haben. Das ist ein normales Hochspringen und dann ist es ein Foul? Ist egal ... ne ist nicht egal!"

Mefferts Vergleich zum 2:2 am Millerntor

Jonas Meffert zog zum Vergleich eine Szene aus dem Hinrunden-Duell (2:2) heran. Vor St. Paulis 1:0 durch Jackson Irvine wurde Meffert von Karol Mets klar gestoßen. "Das ist American Football", blickte der Sechser zurück. "Deswegen war es heute auch ein Tor."

So falsch es allerdings damals war, das Tor zu geben, so richtig war es, dass Porebas Treffer diesmal nicht zählte. Dass die VAR-Überprüfung allerdings sehr lange dauerte und dadurch viel Hektik in den folgenden Minuten auf dem Platz herrschte, stellt Jöllenbeck, der mit kicker-Note 2,54 in zwölf Bundesliga-Spielen eigentlich einen guten Schnitt hat, insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus.

Auch bei Zweikampf-Entscheidungen leistete sich der Referee Fehlentscheidungen. Eine davon bügelte er selbst in der Nachspielzeit noch aus. Den fälligen Strafstoß von Ludovit Reis parierte aber Vasilj. Am Derby-Sieg für den HSV änderte dies - wie auch die zuvor getroffenen Entscheidungen - nichts.

sts

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