Bundesliga

Warum BVB-Bayern Erinnerungen an den 12. September 2009 weckt

Die Bundesliga am 12. September 2009

Der Samstag, an dem Dortmund und Bayern letztmals so schlecht platziert aufeinandertrafen

Der 12. September 2009: Jürgen Klopp und Mats Hummels sind noch nicht in Titel-Nähe, Franck Ribery springt Louis van Gaal in die Arme, und Mladen Petric bleibt mit dem HSV Erster.

Der 12. September 2009: Jürgen Klopp und Mats Hummels sind noch nicht in Titel-Nähe, Franck Ribery springt Louis van Gaal in die Arme, und Mladen Petric bleibt mit dem HSV Erster. imago images (3)

Dass Thomas Müller immer spiele, hatte Louis van Gaal am 12. September 2009 noch nicht gesagt, und so wechselte van Gaal Müller in Dortmund erst zur Pause ein. 45 Minuten danach hatte der Joker im neunten Einsatz seine ersten Bundesligatore erzielt, weitere rund sechseinhalb Stunden später wurde er 20 Jahre alt.

Heute ist Müller auf Münchner Seite der Einzige, der besagtes Bundesliga-Gastspiel der Bayern beim BVB mit jenem an diesem Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) verbindet, auch wenn er ausfällt. Doch noch etwas ist gleich: Wie damals ist vor ihrem direkten Duell keiner der beiden Klubs Erster oder Zweiter der Tabelle - das hatte es in den 13 Jahren dazwischen tatsächlich nicht einmal gegeben.

"Nobody" Müller trumpft auf, Ribery bringt van Gaal fast zu Fall

Unter anderem weil sie hinter dem VfL Wolfsburg nur Vizemeister geworden waren, hatten sich die Bayern 2009 mit van Gaal neu aufgestellt, der seinen Fehlstart als FCB-Trainer an jenem 5. Spieltag in Dortmund vollends korrigierte. Dem 3:0 gegen Meister Wolfsburg im Spiel zuvor ließen die Bayern als Tabellenachter ein 5:1 beim BVB folgen, dem Tabellenzwölften.

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Nachdem in der ersten Hälfte zunächst die Dortmunder furios angedeutet hatten, was sie unter Jürgen Klopp schon bald erwarten würde - der 20-jährige Sechser Mats Hummels traf (schon damals gegen seinen Ex-Verein) zur Führung -, wechselte van Gaal zur Pause entscheidend: Neben Müller, den der kicker anschließend als "Nobody im Ensemble der Stars" bezeichnete, kam Franck Ribery in die Partie, der seinem neuen Trainer nach seinem direkt verwandelten Freistoß zum zwischenzeitlichen 3:1 derart stürmisch in die Arme sprang, dass es dieser "schwierig" fand, "stehen zu bleiben".

"Das war ein klares Signal an die Konkurrenz", jubelte Abwehrchef Daniel van Buyten und meinte damit wahrscheinlich nicht mal den Vorjahressechsten BVB, für den der kicker "Probleme an allen Ecken und Enden" diagnostizierte. Klopp zog seine Spieler - darunter Dimitar Rangelov oder Tamas Hajnal - danach erst mal zur Klausur im Sporthotel "Klosterpforte" in Marienfeld zusammen, was sie nicht davon abhielt, zwei Wochen später das Derby gegen Schalke 0:1 zu verlieren.

Nein, die Bayern-Konkurrenten waren damals wahrlich andere: etwa die Schalker, die sich unter Wolfsburgs Meistertrainer Felix Magath binnen eines Jahres vom achten auf den zweiten Platz verbessern (während der VfL vom ersten auf den achten abstürzte) und vor dem 33. Spieltag noch punktgleich mit Spitzenreiter Bayern sein sollten; in jenen September-Tagen aber ganz besonders der HSV.

Startrekord für den HSV nach "Schock-Woche" - nur Elia vergisst sein T-Shirt

Hinter Wolfsburg, Bayern, Stuttgart und Hertha hatten die Hamburger die Saison 2008/09 als Fünfter abgeschlossen, doch inzwischen wurden sogar vorsichtige Titelfragen gestellt: Unter Bruno Labbadia legte der damalige "Dino" den besten Start der Klubgeschichte hin. Der 3:1-Erfolg gegen den VfB - natürlich im 18.30-Uhr-Topspiel am Samstag, das es 2009/10 erstmals gab - war an jenem 12. September bereits der vierte bei einem Remis und +9 Toren. Tabellenführung verteidigt!

"Wir sehen uns auf Augenhöhe mit dem HSV, doch heute haben wir dieses Niveau nicht erreicht", bilanzierte VfB-Manager Horst Heldt. Während die Stuttgarter, die vor der Saison Mario Gomez gen München hatten ziehen lassen müssen, also eher missmutig in die beginnende Champions-League-Saison starteten, glänzte der HSV mit beachtlichem Wir-Gefühl nach einer "Schock-Woche": Nach Alex Silva hatten sich auch Collin Benjamin und Paolo Guerrero das Kreuzband gerissen.

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Nur Eljero Elia, der das 1:0 durch Mladen Petric vorbereitet und das 2:0 selbst erzielt hatte, haderte ein wenig mit seiner Reaktion: "Ich hatte ein T-Shirt beschriftet mit 'Gott segne Polo, Collin und Alex'", berichtete er. "Aber ich habe vergessen, das Shirt unterzuziehen."

Der Fußballgott segnete am Saisonende ohnehin andere: Meister wurde Bayern, das im Champions-League-Finale nur knapp das Triple verpasste, hinter Vizemeister Schalke platzierten sich Bremen, Leverkusen, Dortmund und Stuttgart. Der HSV scheiterte im Europa-League-Halbfinale und wurde Siebter, Labbadia zwei Spieltage vor Schluss entlassen.

Und Union Berlin schaffte als Aufsteiger souverän den Klassenerhalt, in der 2. Bundesliga allerdings.

Jörn Petersen