2. Bundesliga

Kitsch statt Flirt: Die neue Romantik der 2. Liga

Start am Freitagabend

Leichter Kitsch statt heißer Flirt: Das ist die neue Romantik der 2. Liga

Gesichter der neuen Zweitliga-Saison: Robert Glatzel, Ron-Robert Zieler, Fabian Klos.

Gesichter der neuen Zweitliga-Saison: Robert Glatzel, Ron-Robert Zieler, Fabian Klos.

Romantik wird natürlich eine Rolle spielen am Freitagabend, wenn auf dem Betzenberg die 2. Liga angepfiffen wird. Der Begriff ist arg strapaziert und wirkt ausrangiert in Zeiten, da es um höher, schneller, weiter und vor allem um noch mehr Geld geht. Kaiserslautern gegen Hannover, das klingt aber nicht nur nach großen Gefühlen. Es gibt sie auch. Auf beiden Seiten. Und an anderen Standorten im Unterhaus, das auch im Jahr eins nach Schalke und Bremen wieder Geschichten schreiben wird.

Dass Erik Durm und Ron-Robert Zieler eine gemeinsame Geschichte verbindet, ist durch einen Blick in die Statistiken ersichtlich. Der FCK-Neuling und der 96-Kapitän wurden 2014, wenn auch in Nebenrollen, mit Deutschland Weltmeister in Brasilien. Und sie verbindet noch mehr: die Liebe zu ihren Klubs.

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Durm hat das Lauterer Trikot schon häufiger getragen - allerdings ausschließlich als Kind und Fan. Nach wegen muskulärer Probleme holpriger Vorbereitung will er es nun bei der Rückkehr der Pfälzer in den Profifußball auch erstmals in einem Pflichtspiel überstreifen und sagt: "So schnell wie hier habe ich in meiner Karriere noch nie einen Vertrag unterschrieben. Der Betze, die Fans, meine Heimat - für mich ist das etwas ganz Besonderes."

Klar ist: Mit seiner Verpflichtung sind auch besondere Erwartungen verbunden. Der Weltmeister aus dem nahen Pirmasens ist nun 30, er kommt aus Frankfurt als ganz große Nummer heim und soll eine tragende Rolle spielen. Er will dies auf seine Weise tun. "Ich will helfen, aber ich bin nicht derjenige, der vor Spielen große Ansprachen hält. Das ist nicht mein Naturell, das habe ich nie gemacht, und das werde ich auch jetzt zum Ende meiner Karriere nicht mehr tun."

Von Zieler hingegen wird genau das beim Auftaktgegner durchaus erwartet. Der Keeper wird 96 auf dem Betzenberg als neuer Kapitän aufs Feld führen. Und hat allein damit schon eine Versöhnung mit der Geschichte hinbekommen. Nach seiner Rückkehr 2019 war es lange nicht wie während seiner ersten Zeit von 2010 bis 2016 gelaufen.

Der inzwischen 33-Jährige war degradiert und nach Köln verliehen, von Klubboss Martin Kind zudem öffentlich zum Wechsel aufgefordert worden. Nach einem starken Comeback in der Vorsaison machte ihn Neu-Coach Stefan Leitl nun zum Chef - "weil keiner 96 so verkörpert wie er". Zieler selbst nimmt die neue Rolle durchaus bewegt an: "Es ist kein Geheimnis, was mir der Klub und diese Stadt bedeuten. Für mich ist dieses Amt eine Ehre."

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Fast noch kitschiger ist die Geschichte von Fabian Klos. Dessen Ende in Bielefeld war nach 162 Toren in 389 Pflichtspielen für die Arminia schon beschlossen, eine schwere Kopfverletzung verhinderte dann den Abschied auf dem Rasen, ehe die komplette Kehrtwende kam: Der 34-jährige Angreifer bekam nicht nur einen neuen Vertrag, sondern vom neuen Trainer Uli Forte nach starker Vorbereitung auch die Chefrolle samt Binde als Symbol. "Das Leben und der Fußball", sinniert Klos durchaus emotional angefasst, "zeigen einmal mehr, dass die Dinge nur bedingt planbar sind. Jetzt ist meine ohnehin schon besondere Arminia-Geschichte noch spezieller."

Glatzel und der HSV überstanden einen heißen Flirt

Eine über Jahre gewachsene Liebe ist es bei Robert Glatzel und dem HSV noch nicht, aber eben auch mehr als eine Romanze, denn im Sommer überstand die Verbindung einen heißen Flirt. Und es siegte laut Aussage des 28-Jährigen tatsächlich das Gefühl.

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Der Angreifer war mit fünf Treffern der Torschützenkönig der abgelaufenen Pokalsaison, traf zudem in der Liga 22-mal und hätte Hamburg für eine Ausstiegsklausel von 1,4 Millionen Euro Richtung Bundesliga verlassen können. Etliche Interessenten hatten sich gemeldet, Schalke ein sehr konkretes Angebot gemacht. Der gebürtige Münchner aber ließ sich seine Klausel gegen eine Gehaltsaufbesserung abkaufen, verlängerte bis 2025 und sagt: "Ich habe auf Geld verzichtet. Aber es hat sich falsch angefühlt zu wechseln. Es war eine Entscheidung des Herzens, und wir verdienen ja ohnehin mehr als andere."

Glatzel war mit dem Ziel, aufzusteigen, im vergangenen Sommer nach Hamburg gekommen, hat seinen Teil dazu beigetragen und hätte den Sprung ins Oberhaus persönlich vollziehen können - sein Gefühl aber sagt ihm: "Es ist mehr wert, es mit einem geilen Verein wie dem HSV zu schaffen als persönlich durch einen Wechsel."

Also nimmt Glatzel mit Hamburg einen neuen Anlauf. Und beginnt diesen am Sonntag in Braunschweig. Vor ausverkauftem Haus im altehrwürdigen Eintracht-Stadion. Im Duell zweier Gründungsmitglieder der Bundesliga. Noch so ein Stück Romantik.

Sebastian Wolff

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