WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Sport
  3. Fußball
  4. HSV: Wunsch nach Erstklassigkeit geht mit einem Sparhammer einher

Fußball Trainingsauftakt

Der Wunsch nach Erstklassigkeit geht beim HSV mit einem Sparhammer einher

Die Spieler des HSV nach der im Rückspiel gegen Hertha BSC (0:2 nach 1:0 im Hinspiel) vergebenen Aufstiegschance Die Spieler des HSV nach der im Rückspiel gegen Hertha BSC (0:2 nach 1:0 im Hinspiel) vergebenen Aufstiegschance
Die Spieler des HSV nach der im Rückspiel gegen Hertha BSC (0:2 nach 1:0 im Hinspiel) vergebenen Aufstiegschance
Quelle: dpa/Christian Charisius
Der HSV präpariert sich für eine weitere Mission, wieder in die Bundesliga zurückkehren zu können. Das Ziel wird forsch formuliert. In einem Bereich ist schon jetzt erstklassig: bei der Anzahl der Beschäftigten. In Zukunft ist der Verein so dauerhaft nicht wettbewerbsfähig.

Der Sportdirektor degradiert, Spannungen auf der Führungsebene, Ärger um die Stadionsanierung, Unruhe auf der Geschäftsstelle wegen Sparplänen – der Hamburger SV hat trotz Fußball-Sommerpause seinen Fans viel geboten. „Sicherlich hatten wir in den letzten Wochen nicht die gute, euphorisierte Stimmung, wie wir sie nach dem sportlichen Hoch in der Endphase der abgelaufenen Saison bei uns erlebt haben“, räumte Finanzvorstand Thomas Wüstefeld denn auch in einem Interview auf der Website des HSV ein.

Immerhin herrschte vor dem Start an diesem Samstag in die Vorbereitung auf das fünfte Zweitliga-Jahr Einigkeit im Verein im sportlichen Ziel: Und das heißt Aufstieg. Dass die Verantwortlichen wie Sportvorstand Jonas Boldt und sein Kollege Wüstefeld so forsch die Rückkehr in die Bundesliga anstreben, für die sich am 16. oder 17. Juli die erste Hürde mit der Partie bei Eintracht Braunschweig auftut, hat gute Gründe.

Die Mannschaft von Trainer Tim Walter löste in der Schlussphase mit fünf Siegen nacheinander und den Sprung auf Platz drei Euphorie aus. Dass sie in der Relegation am Bundesliga-16. Hertha BSC scheiterte, sorgte zwar für Enttäuschung. Die Begeisterung der Fans blieb aber ungebrochen.

Nur Bundesliga-Topklubs haben größeren Apparat als der HSV

Erstmals gibt es beim HSV wieder Kontinuität. Als erster Trainer seit dem Abstieg des Vereins in die 2. Liga geht Walter in eine zweite Saison. Noch vor dem Start am 16. oder 17. Juli bei Eintracht Braunschweig soll der Vertrag mit dem 46 Jahren alten Coach verlängert werden.

Und in einem Bereich ist der Hamburger SV ohnedies schon jetzt erstklassig: bei der Anzahl der Beschäftigten. Rund 500 Angestellte (inklusive Mini-Jobs) hat der HSV. Im Vergleich dazu: Nur die Top-Klubs in Deutschland haben eine ähnlich hohe Anzahl oder mehr Mitarbeiter. Rekordmeister FC Bayern kommt auf etwa 1000, Euro-League-Gewinner Eintracht Frankfurt auf 530 (Vollzeit, Aushilfen). Andere Erstligisten wie die TSG Hoffenheim haben aber nur 290 – oder weniger. Das Problem: Einen so großen Apparat können sich die Hamburger, die in ihre fünfte Zweitliga-Saison gehen, dauerhaft nicht leisten. HSV-Finanzboss Wüstefeld holt jetzt den Spar-Hammer raus.

Seit Jahresbeginn hat der 53 Jahre alte Investor kommissarisch und ohne Entlohnung den Vorstandsposten beim HSV nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Frank Wettstein übernommen. Seitdem hat er jeden Stein beim Traditionsklub umgedreht – und kam zu dem Fazit: So ist der HSV in Zukunft dauerhaft nicht wettbewerbsfähig.

Brisant: Die Ausgaben, die nicht den Lizenzspieler-Bereich betreffen, betragen bis zu 14 Millionen Euro pro Geschäftsjahr. Allein die Kosten für die Medien-Arbeit belaufen sich auf rund 2,4 Millionen Euro pro Saison. Das sind über neun Prozent des Gesamtbudgets des Profi-Etats für die kommende Spielzeit (etwa 26 Millionen Euro). Ein Vergleich: Liga-Konkurrent SC Paderborn gibt nur zwei Millionen Euro an Gehaltskosten für seine gesamte Belegschaft (50 Mitarbeiter) aus.

Insgesamt sollen in den kommenden Jahren nach aktuellem Stand bis zu 25 Prozent der Stellen beim HSV abgebaut werden – das wären rund 125 Mitarbeiter. Das kommt intern nicht gut an, auch wenn der Verein die Maßnahmen so sozial verträglich wie möglich gestalten will, zum Beispiel sollen auslaufende Stellen nicht neu besetzt werden. Ein Einschnitt ist aus Sicht von Wüstefeld indes unumgänglich, denn die Hamburger haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt. Das belegt auch dieses Beispiel: Der Klub zahlt einen sechsstelligen Betrag für externe Berater wie den ehemaligen Hockey-Nationaltrainer Bernhard Peters und dessen Agentur „BP TeamCoaching“. Sein Auftrag: Er soll Nachwuchstrainer in den Bereichen Führungskompetenz, Persönlichkeitsentwicklung und Trainingskonzeption coachen.

Ausgaben, die sich der HSV nicht leisten kann. Wie auch die Renovierung des Volksparkstadions für die EM 2024. Laut einer Berechnung des Vereins liegt die Summe zwischen 25 und 35 Millionen Euro. Die Stadt Hamburg geht dagegen von einem kleineren, einstelligen Millionen-Betrag unter anderem für ein Notstrom-Aggregat (im Falle von Versorgungsproblemen bei den Flutlichtern), zwölf neue Drehkreuze sowie einen gekühlten Schalt- und Datenraum aus.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Twitter
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
Anzeige

Viel Geld für neue Spieler ist beim HSV auch nicht vorhanden. Deshalb ist kein Profi unverkäuflich. Vor allem im Fall von U21-Nationalspieler Josha Vagnoman (21) erhofft sich der Klub eine hohe Einnahme – mindestens sechs Millionen Euro. Denn der Defensivspieler sieht seine Zukunft in der 1. Liga. Auch Mittelfeldspieler Sonny Kittel (29) will weg.

Hamburgs Klubchef Wüstefeld. Der Medizin-Unternehmer hält 5,11 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG
Hamburgs Klubchef Wüstefeld. Der Medizin-Unternehmer hält 5,11 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG
Quelle: pa/xim.gs/Philipp Szyza

Darüber hinaus arbeitet Wüstefeld mit seinem Team an weiteren Modellen, um dem Verein frisches Kapital zu besorgen. Im Gespräch: eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit SportFive bis 2033. Der aktuelle Kontrakt läuft 2025 aus. Im Gegenzug sollen die Provisionen für den Vermarkter von 20 auf zehn Prozent sinken, damit beim HSV mehr Geld nach Vertrags-Abschlüssen mit Sponsoren bleibt.

Und: Wüstefeld hofft, dass Geldgeber Kühne weitere Millionen lockermacht. Seit 2010 ist der Unternehmer, dessen Vermögen laut „Forbes“ auf über 35 Milliarden US-Dollar taxiert wird, HSV-Investor. Nach dem Abstieg 2018 zog er sich zurück. Seit dem Einstieg Wüstefelds beim HSV konnte sich Kühne für seinen Lieblingsverein wieder begeistern. Bereits Ende März sicherte er sich das Namensrecht des Volksparkstadions und zahlt dafür bis 2023 drei Millionen Euro.

In der Sommerpause stehen Gespräche mit allen HSV-Investoren an. Es sollen wirtschaftliche Lösungen gefunden werden, damit der HSV 2023 auch sportlich wieder erstklassig ist.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Twitter
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema