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  3. Zweite Liga: Wie Werder Bremen und der HSV in die Erfolgsspur zurückfinden

Sport Traditionsklubs der Zweiten Liga

Die Hoffnung ist zurück

Drei große Klubs sind wieder im Aufstiegsrennen in der Zweiten Liga. Werder Bremen marschiert seit dem Trainerwechsel nach einem Impfskandal. Auf Schalke setzt man auf Sachlichkeit. Beim HSV sendet eine Legende trotz der Erfolge eine Warnung.

Bernd Schröders Referenzen sind erstklassig. Der promovierte Wirtschaftsmathematiker hat sich vom Assistenten des Vorstandes der Allianz-Versicherung hochgearbeitet. 17 Jahre hat er beim Medienkonzern Bertelsmann verschiedene Führungspositionen bekleidet, war Vorsitzender der Geschäftsführung der Christ Juweliere und Uhrmacher GmbH. Das naheliegende Karriereziel des 55-Jährigen hätte gut lauten können: Vorstandsvorsitzender eines Dax-Konzerns.

Doch irgendetwas in Schröder, der nach außen auch genauso wirkt wie ein Konzernmanager, muss wohl nach Abenteuer verlangt haben. Jedenfalls ist er nach einer Zwischenstation bei Bayer 04 Leverkusen, wo er als Direktor für Marketing und Vertrieb tätig war, seit Beginn des Jahres Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04. Er ist damit der erste Mann, der diese Position bekleidet, seit Rudi Assauer im Mai 2006 vom Aufsichtsrat, damals unter der Führung von Clemens Tönnies, abgesägt worden war.

Pressekonferenz des Vorstands des FC Schalke 04
Bernd Schröder ist der neue Chef auf Schalke
Quelle: dpa/Tim Rehbein

Am Dienstag hatte Schröder seinen ersten öffentlichen Auftritt auf Schalke. Dabei wurde er mit heiklen Fragen konfrontiert: nach dem derzeit sogar umstritteneren Sponsoring durch das russische Staatsunternehmen Gazprom und nach einer möglichen Ausgliederung der Profiabteilung. Beides sind auf Schalke mit seiner großen und kritischen Fanszene seit Jahren Themen mit viel Sprengkraft.

„Schalke muss wieder ein Leuchtturm werden“

Die Antworten gingen Schröder nicht leicht über die Lippen. „Wir sind sehr froh, mit Gazprom Germania einen verlässlichen Partner zu haben“, sagte er zum Hauptsponsor, der dem Klub jährlich neun Millionen Euro garantiert. „Das ist kein Thema“, erklärte er zur Ausgliederung, die für die Ultras ein rotes Tuch ist. Schröder war der Respekt vor seiner neuen Aufgabe und vor allen Dingen vor der sprichwörtlichen Emotionalität des Klubs anzumerken.

„Schalke muss wieder nach vorn, wieder vorangehen. Schalke muss wieder ein Leuchtturm werden“, sagte Schröder dann auch noch. Es waren die Sätze, die er sich zurechtgelegt hatte, weil er offenbar glaubte, dass sie von ihm erwartet werden. Wer, wenn nicht ein Schalke-Boss, sollte denn in dieser mittlerweile so kompliziert gewordenen Fußballwelt sonst überhaupt noch große Töne spucken?

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Dabei ist der Klub längst dabei, sich in etwas Neues hineinzuarbeiten. In eine Art neue Sachlichkeit. Dafür stehen Schröders Mitstreiter auf Vorstandsebene: Peter Knäbel (Sport) und Christina Rühl-Hamers (Finanzen) haben in den vergangenen Monaten mit akribischer Arbeit etwas geschafft, was der Quadratur des Kreises nahekommt. Sie haben die Insolvenz abgewendet und einen radikalen Umbau der Mannschaft durchgeführt. Das Gehaltsvolumen wurde von über 100 Millionen Euro auf knapp über 20 Millionen gedrückt.

Da lag es auf der Hand, dass es zu Beginn der Zweitligasaison ruckelte – sogar gewaltig. Huub Stevens, der Schalker Jahrhunderttrainer, glaubte zwischenzeitlich schon nicht mehr an einen direkten Wiederaufstieg. Die Fans hatten große Zweifel an Dimitrios Grammozis, dem aktuellen Trainer. Mittlerweile jedoch sehen die Chancen wieder deutlich besser aus. Die Königsblauen sind auf Schlagdistanz Fünfter.

Werder mit 22 Punkten aus neun Spielen

„Die Zweite Liga lebt, die Zweite Liga bebt“, sagte Knäbel, nachdem insbesondere die „großen drei“ seit der Ligapause Mitte November einen fulminanten Spurt hingelegt haben: Die Schalker holten seither 14 Punkte aus acht Spielen, die Hamburger 20 und die Bremer sogar 22 aus neun Partien. Im Unterhaus gibt es, wovon das Oberhaus seit Jahren nur träumen kann: eine Rückrunde voller Spannung an der Spitze.

Schalke-Stürmer Simon Terodde ist ein Torgarant
Schalke-Stürmer Simon Terodde ist ein Torgarant
Quelle: Getty Images

In Gelsenkirchen, Bremen und Hamburg sind zumindest die psychischen Folgen der Bruchlandung, die die drei Großklubs hingelegt hatten, überwunden. Es fühlt sich wieder gut an, Anhänger von Schalke, Werder oder dem HSV zu sein – oder eben Funktionär. Dabei war doch das Einzige, was Knäbel den Fans im Sommer auf der Mitgliederversammlung versprechen wollte, „dass sich kein Schalker mehr für die Leistung seiner Mannschaft schämen muss“.

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Dieses Versprechen ist eingelöst worden. Den Aufstieg hatte der Sportvorstand dagegen als mittelfristiges Ziel taxiert – innerhalb von drei Jahren. Doch nun, da sich die Möglichkeit der sofortigen Rückkehr in die Eliteklasse auftut, „werden wir auch alles dafür tun“.

Eine ähnliche Gefühlslage herrscht in Bremen, wo sie eine vergleichbare Leidensgeschichte hinter sich haben – wenn auch mit einer gewissen Verzögerung, weil Werders Abstieg erst am letzten Spieltag besiegelt wurde. Das machte die Sache sogar noch komplizierter. Planerisch hing der Klub hinterher. Als die Saison begann, war längst nicht klar, wie die Mannschaft aussehen soll. Das führte zu Reibungen. Hinzu kam der unfreiwillige Trainerwechsel nach dem Impfpassskandal um Markus Anfang.

Der Findungsprozess war schwierig – auch weil im Gegensatz zu Schalke, wo die Fans schon während der katastrophalen Abstiegssaison ihre Erwartungen heruntergefahren hatten, in Bremen lange eine ungeduldige Grundstimmung herrschte. Werder war zudem mit dem höchsten Etat in die Saison gegangen. Das erzeugte Druck.

Inzwischen kann die Mannschaft mit ihm umgehen: Das 2:1 (0:0) bei Hansa Rostock am Freitagabend war der siebte Sieg der Bremer in Folge, zumindest über Nacht war Werder Tabellenerster. Marvin Ducksch (52.) und Niclas Füllkrug (74.) trafen für Werder, der Anschlusstreffer der Rostocker durch Robin Meißner (83.) kam zu spät.

HSV-Legende Seeler ist optimistisch

Ähnlich wie beim HSV – wobei der Druck hier aus der Tatsache resultierte, dass es bereits der vierte Anlauf zur Rückkehr in die Bundesliga ist, den der sechsmalige Meister unternimmt. Dreimal wurde der HSV kurz vor dem Ziel abgefangen, fünf Trainer wurden seit dem Abstieg verschlissen. Das zerrte an den Nerven. Doch nach dem 5:0 bei Tabellenführer Darmstadt am vergangenen Wochenende und dem 2:0 gegen Heidenheim am Samstag gibt es wieder Zuversicht. „Die Hoffnung ist zurück, dass wir endlich den Sprung in die Bundesliga schaffen“, sagte HSV-Idol Uwe Seeler. In „Bild“ warnte der 85-Jährige allerdings auch, nun bloß nicht nachzulassen: „Einen Rückschlag in dieser Phase können wir uns nicht erlauben.“

Traf beim Sieg in Darmstadt viermal: HSV-Stürmer Robert Glatzel
Traf beim Sieg in Darmstadt viermal: HSV-Stürmer Robert Glatzel
Quelle: Getty Images (2)

Eine ähnliche Warnung war in den vergangenen Tagen auch auf Schalke zu hören. „In dieser Liga kannst du dir keine Schwächephase erlauben“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Um den Mann, der gemeinsam mit Knäbel den radikalen personellen Umbruch vollzogen hatte (31 Profis gingen, 19 kamen), war es zuletzt unruhig geworden. Er stand bei Borussia Mönchengladbach auf der Wunschliste für die Nachfolge von Max Eberl. Schröder hatte sich zunächst nicht klar bekannt, ob er in jedem Fall über den Sommer hinaus auf Schalke bleiben wird.

Schröders Verbleib, danach sieht es nun aus, ist ein wichtiger Baustein für die Schalker Zukunft. Denn trotz der guten Entwicklung sind die Probleme nach wie vor gewaltig: Da sind die hohen Schulden, und da ist vor allem die Frage, wie sich der Klub grundsätzlich aufstellen soll. „Wir wollen zurück in die Bundesliga und wollen wirtschaftlich in allen Szenarien handlungsfähig bleiben“, sagte Bernd Schröder. Letzteres ist für Schalke zweifellos die noch größere Herausforderung – genau deswegen ist Schröder geholt worden.

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