Drei Jahre nacheinander hat der HSV in der zweiten Halbserie seine Aufstiegs-Chancen regelrecht weggeworfen. Fragen, weshalb in diesem Jahr alles anders sein soll, sind vor dem Auftakt in 2022 daher fast logisch. Walters Antwort ist es auch. "Ich kann nicht beeinflussen, was in der Vergangenheit war. Ich kann nur beeinflussen, was ich jetzt sehe." Dann folgt ein flammendes Plädoyer für sein Personal: "Ich sehe eine Mannschaft voller Energie, voller Leidenschaft. Wir werden unseren Weg mit Mut und Bereitschaft weitergehen." Und mit Alidou.
Im Trainingslager hat der 20-jährige Bald-Frankfurter dem Coach klar demonstriert, dass ihn der bevorstehende Abschied nicht beeinträchtigt. "Ich habe zu Faride ein sehr gutes Verhältnis, ich weiß sehr genau, wie ich ihn anpacken muss", erklärt Walter. "Das ist auch wichtig, denn auch er hat seine Eigenarten, aber er hört immer gut zu." Noch ist ein Winter-Wechsel zwar nicht komplett vom Tisch, aktuell aber liegen beide Vereine weit auseinander und in Hamburg ist die Überzeugung groß, dass der sportliche Wert des Flügelstürmers größer sein könnte als eine Ablöse unterhalb der 500.000-Euro-Grenze. Da Alidou zudem nur gegen Ende der Trainingslagerwoche und beim Test gegen den KSC (3:1) gefehlt hatte, stellt sich für den Trainer auch nicht die Frage, ob er ihn einsetzt oder nicht. "Faride hat die nötige Praxis und Wettkampfhärte."
Walter bremst bei Jatta
Etwas anders stellt sich die Situation bei Bakery Jatta, dem Pendant auf dem rechten Flügel, dar. Der doppelt geimpfte und geboosterte Gambier hatte sich zum Wochenanfang nach seiner COVID-19-Infektion zwar freitesten und während der Woche in Quarantäne zu Hause auch trainieren können, Walter aber bremst: "Baka hatte erst zwei Einheiten mit der Mannschaft, für 90 Minuten reicht es bei ihm vielleicht noch nicht."
"Bei uns gibt es nur eine Belastung: das ist Vollgas!"
Den Optimismus trübt die möglicherweise nötige Joker-Rolle für Jatta bei Walter ebensowenig wie die regelmäßige Konfrontation mit der Vergangenheit. "Wir freuen uns extrem darauf, wieder loslegen zu können." Und diese Vorfreude richtet sich ausdrücklich zunächst auf Dresden und noch nicht auf die anstehende Woche mit dem traditionsreichen Pokalduell in Köln und dem dann folgenden Stadt-Derby gegen St. Pauli. Walter denkt im Vorfeld gar nicht daran, Spielzeiten oder Kräfte einzuteilen. "Bei uns gibt es nur eine Belastung: und das ist Vollgas!"