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„Wir gehen unseren Weg noch konsequenter“

Jonas Boldt ist der Architekt des Teams und steht damit voll in der Verantwortung Jonas Boldt ist der Architekt des Teams und steht damit voll in der Verantwortung
Jonas Boldt ist der Architekt des Teams und steht damit voll in der Verantwortung
Quelle: picture alliance / augenklick/J?
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Der HSV spielt häufig spektakulär, tritt nach vielen Unentschieden aber auf der Stelle. Sportvorstand Jonas Boldt hofft auf etwas, das es in Hamburg nur sehr selten gibt: Zeit für einen Neuaufbau.

Jonas Boldt überragt mit seinen zwei Metern alle anderen Protagonisten beim Hamburger SV. Das kann durchaus nützlich sein, denn den Überblick zu behalten, das war und ist beim stets unruhigen HSV von großer Bedeutung. Der 39-Jährige strahlt dabei eine Lässigkeit aus, die in manchen Fanforen mitunter als Arroganz wahrgenommen wird, zumindest immer dann, wenn die Ergebnisse auf dem Platz nicht stimmen. Und das war in jüngster Zeit häufig so, tristes Zweitliga-Leben dominiert das Geschehen an der Elbe, auch wenn es auf dem Platz ab und an spektakulär zugeht.

Wohl auch deswegen wirkte Boldt jüngst nach dem mageren 1:1 des HSV beim Karlsruher SC ein wenig in sich gekehrt, als würde er über das Geschehen sinnieren. Zwar haben die Rothosen mittlerweile seit zehn Spielen nicht mehr verloren, in den bisherigen 13 Saisonspielen aber auch bereits acht Unentschieden eingeheimst, das ist Liga-Rekord. Die Hanseaten strampeln als Siebtplatzierter auf der Stelle. „Nie mehr 1. Liga, HSV“, höhnte das Karlsruher Publikum am Ende der Partie.

Die HSV-Führung will sich „Zeit geben“

Und erneut stellt sich die Frage nach einer nachhaltigen Strategie beim HSV. Mit viel Häme war schon in der jüngeren Vergangenheit das Team um Boldt bedacht worden, als ihre Idee der Vorsaison, auf alte, erfahrene und teure Recken zu setzen, krachend gescheitert war. Im Sommer gab es daraufhin einen starken Wandel hin zu relativ kostengünstigen Youngstern, die nun Frische, Unbekümmertheit und Entwicklung für den HSV bringen sollen – wenn sie denn mal spielen.

Gegen den KSC stand mit dem 21-jährigen Innenverteidiger-Talent Jonas David gerade einmal ein Spieler dieser jungen Garde in der Startelf. Dennoch glaubt Boldt – was bleibt ihm auch anderes übrig – an den Erfolg der Verjüngungskur. Immerhin wurden Tommy Doyle nach der Halbzeit, Farid Alidou (61. Minute) und Mikkel Kaufmann kurz vor dem Ende eingewechselt. Alle drei sind 20, deuten ihr Talent an, mehr noch nicht. Anssi Suhonen (20) und Mario Vuskovic (19) saßen zudem auf der Bank.

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Alt oder jung, eine Mischung aus beidem, was also ist richtig? „Wir haben diese Idee schon in der vorigen Saison mit dem damaligen Coach Daniel Thioune gehabt und umgesetzt, nachdem in den Jahren zuvor eher gestandene Spieler mit möglichst viel Erfahrung eingesetzt wurden. Das ist damals nicht aufgegangen. Also haben wir gesagt: Wir wollen uns entwickeln, uns Zeit geben. Und jetzt gehen wir diesen Weg noch konsequenter als in der letzten Saison“, sagte Boldt der WELT AM SONNTAG.

Der Kern der Idee müsse immer sein, „dass wir die Jungs weiterentwickeln. Das klappt besser mit jüngeren Spielern“, ergänzte er. Deswegen habe man mit dem jetzigen Cheftrainer Tim Walter auch „einen Trainer ausgesucht, der offensiv spielt und mutig ist, junge Spieler einzusetzen, sie fußballerisch weiterzuentwickeln“.

Teil der Strategie ist ebenfalls, auf gestandene Zweitligaspieler zu bauen. Jonas Meffert, Moritz Heyer und Sebastian Schonlau sind Spieler, für die der HSV der nächste Karrieresprung sein könnte, die über den Traditionsverein noch einmal die Erste Liga erreichen wollen. Sie spielen solide, über solch gute Zweitligaspieler verfügt momentan aber fast jeder Zweitligaverein, der Stadtrivale FC St. Pauli sogar in besonderem Maße.

Dem HSV fällt es schwer, sich qualitativ abzuheben, oder anders gesagt: Sie sind in der Zweiten Liga voll angekommen. Dazu trägt auch bei, dass vermeintliche Führungsspieler wie der Mittelfeldstratege David Kinsombi, seit er 2019 zum HSV kam, nicht über einen längeren Zeitraum überzeugen kann. Gerade im wichtigen Offensivzentrum fehlt dem HSV zudem eine Führungsfigur, gerade auch für die Jungen.

Coach Tim Walter liebt das Spektakel

Es ist somit allein das System von Tim Walter, dass in guten Phasen so etwas wie Glanz versprüht. Ein extrem attraktiver, offensiv ausgerichteter Spielstil, mit wilden Tempoläufen, aber eben auch durch eine extrem hoch stehende Viererkette hoher Konteranfälligkeit. Spiele mit HSV-Beteiligung sind unter Walter ein Spektakel, sein Team vermag es aber nicht, das auch in Ergebnisse umzusetzen.

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„Dass der HSV oft eine knappe Führung nicht nach Hause bringt, ist nicht zwingend ein Systemproblem, sondern auf noch mangelnde Erfahrung und Abgezocktheit zurückzuführen“, sagt dazu sein Chef Boldt. Zum Problem wird mittlerweile, dass die Hamburger trotz hoher Spielanteile das Tor zu selten treffen. Auch ein echter Torjäger fehlt, die etatmäßige „Neun“ Robert Glatzel lässt sich immer wieder fallen, die spielstarken Flügelangreifer Sonny Kittel und Bakery Jatta sind wegen ihres energieraubenden Spiels im Abschluss oft überfordert.

Dennoch will Boldt die Ruhe bewahren. Unmutsbekundungen bei Heimspielen, wo zuletzt immerhin 40.000 Zuschauer ins Volksparkstadion kamen, will er ebenso wenig überinterpretieren, wie eine generelle Unruhe im Verein. Im Inneren des Klubs, auf der Geschäftsstelle und auch bei seiner Person sei keine Nervosität vorhanden, versichert er. „Der Wille und Anspruch aufzusteigen ist da, wir wollen es, aber es gibt kein Muss“, sagt Boldt. „Ich bin davon überzeugt, wenn man eine Strategie und einen Plan hat, wird dieser auch mittelfristig aufgehen.“ Doch die Finanzlage verlangt restriktives Haushalten. Gerade bilanzierte der Klub für das Geschäftsjahr 2020/21 ein Minus von 4,7 Millionen Euro.

Auch dass Finanzvorstand Frank Wettstein, seit sieben Jahren in dieser Funktion im Verein, im Sommer aus freien Stücken aufhört, ficht Boldt nicht an. Seit der Demission von Vorstandsboss Bernd Hoffmann im März 2020 führen Boldt und Wettstein den HSV als Doppelspitze. Nun werden die Karten neu gemischt, wie sich ab dem kommenden Sommer dann der neue Vorstand konstituiert, bleibt offen.

„Frank und ich haben gut zusammengearbeitet, auch wenn uns viele das nicht in einem gleichberechtigten Duo zugetraut haben. Jetzt steht eine Veränderung an, die wieder eine große Chance darstellt“, so Boldt. „Ich habe immer geäußert, dass ich gerne kompetente Leute um mich herum habe.“ Da gehe es gar nicht so sehr darum, ob man zu zweit oder zu dritt im Vorstand sei. „Es muss in der Konstellation passen, es geht um Teamplayer und darum, dass jeder seiner Aufgabe nachkommt“, sagt Boldt. Er weiß aber auch: Beim HSV geht es am Ende immer darum, wieder erstklassig zu werden. Am kommenden Sonnabend geht es dabei im Volksparkstadion gegen das derzeitige Spitzenteam Jahn Regensburg schon um viel.

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