2. Bundesliga

Hamburger SV: Trainer Tim Walter spürt den Druck

Die öffentliche Wahrnehmung ist beim HSV nicht das Kardinalproblem

Walter spürt den Druck: "Unentschieden sind gefühlte Niederlagen"

Kann mit den Ergebnissen nicht zufrieden sein: HSV-Coach Tim Walter.

Kann mit den Ergebnissen nicht zufrieden sein: HSV-Coach Tim Walter. imago images/MIS

Dass der Druck zunimmt in Hamburg, hat Tim Walter sehr genau registriert in den zurückliegenden Tagen. "Für Hamburg", sagt der Trainer, "sind Unentschieden schon gefühlte Niederlagen." Ein Satz, der aus seiner Perspektive klingt, als würden die öffentlichen Ansprüche nicht mit den Möglichkeiten des HSV korrespondieren. Zur Wahrheitsfindung dient aber auch die andere Perspektive - und aus dieser hat der HSV nicht nur gefühlt, sondern faktisch zuletzt zweimal arg enttäuscht. Das Kardinalproblem ist nicht die öffentliche Wahrnehmung, es liegt auf dem Platz.

Die Last-Second-Punkteteilung beim Schlusslicht Aue war schmeichelhaft und warf Fragezeichen auf, die nach der Länderspielpause beim neuerlichen 1:1 gegen Düsseldorf nicht wegradiert, sondern eher größer wurden, da trotz Überzahl nicht nur der Sieg, sondern auch die Kontrolle hergegeben wurde. Walter versichert: "Auch wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden."

"Ich bin von der Qualität überzeugt, nur haben wir junge Spieler, die ihre Qualitäten auch erst noch entwickeln müssen."

Tim Walter

Im nächsten Atemzug verweist der 45-Jährige dann immer auf das Ziel Entwicklung. Doch wohin entwickelt sich der HSV? Und wer entwickelt sich weiter? Die Offensivkräfte Manuel Wintzheimer und Bakery Jatta entwickeln sich seit Wochen Richtung Sackgasse; von den Neulingen spielen die Leihgaben Mikkel Kaufmann, Tommy Doyle, Miro Muheim und Mario Vuskovic noch gar keine Rolle und andere, wie Ludovit Reis nur eine Nebenrolle. Das wirft zweierlei Fragen auf: Setzt und schätzt der Coach sie falsch ein? Oder hat Jonas Boldt, als Sportvorstand in der Gesamtverantwortung, nicht ausreichend Qualität verpflichtet? Walter erklärt: "Ich bin von der Qualität überzeugt, nur haben wir junge Spieler, die ihre Qualitäten auch erst noch entwickeln müssen."

Nährboden für Skeptiker und Kritiker

Im Vorjahr ist der HSV nicht ans Ziel gekommen, weil das "Säulen-Modell" der Bosse krachend gescheitert ist. Aktuell deutet nur wenig auf ein Vorankommen hin, nachdem die Säulen abmontiert und durch Youngster ersetzt wurden. Dennoch versichert Walter: "Jonas, Michael Mutzel und ich saßen gerade erst wieder zusammen und sind uns einig, wir haben das Gefühl, dass unser Weg positiv wahrgenommen wird." Eine Wahrnehmung, die für die ersten Saisonwochen gegolten haben mag, in denen der Wille bei der Betrachtung oft mehr Gewicht bekam als die Wildheit. In den jüngsten beiden Partien aber nahm Letzteres Überhand - gepaart mit dem schlechtesten Zwischenergebnis in der 2. Liga nach zehn Spielen liefert das Nährboden für Skeptiker und Kritiker. Im Übrigen nicht nur in Hamburg.

Kleinreden lässt sich die Bedeutung der Partie nicht

Die Reise nach Paderborn (Freitag, 18.30 Uhr; LIVE! bei kicker) wird deshalb zum Wegweiser. Schon wieder einmal. Es sind Bezeichnungen, die die Verantwortlichen in Hamburg zu diesem frühen Zeitpunkt einer Saison nur ungern hören, künstlich kleinreden indes lässt sich die Bedeutung nicht. Weil die Ostwestfalen mit drei Punkten mehr als der HSV beispielhaft dafür sind, dass sich auch aus deutlich weniger viel machen lässt. In Hamburg lief es in den zurückliegenden drei Jahren genau andersrum. Und die laufende Spielzeit liefert noch nicht übermäßig Anhaltspunkte dafür, dass es in dieser anders laufen könnte.

Sebastian Wolff

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