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Hamburg HSV in der zweiten Bundesliga

Neustart mit vielen Fragezeichen

Trainer Tim Walter ordnet gern mal eigenwillige Strafaktionen an Trainer Tim Walter ordnet gern mal eigenwillige Strafaktionen an
Trainer Tim Walter ordnet gern mal eigenwillige Strafaktionen an
Quelle: Getty Images/Cathrin Mueller
Der Hamburger SV feilt zwei Wochen vor dem Saisonauftakt in der Zweiten Bundesliga noch am neuen Kader. Und einen Monat vor den Präsidiumswahlen leistet sich der Verein mal wieder Debatten um die Besetzung der Funktionärsposten.

Rotation ist in der Physik eine Drehbewegung um die eigene Achse. Im Fußball ist es ein von Trainern gern genutztes Mittel, um durch Wechsel in der Startaufstellung neue Impulse zu setzen. Beim Fußball-Zweitligisten Hamburger SV besteht neben spieltaktischen Variationen aber auch immer die Möglichkeit, sich einfach nur im Kreis zu drehen.

Jedenfalls ist wieder einmal in dieser Saison mit Tim Walter ein neuer Cheftrainer gekommen, zudem hat mit frischem Personal und einigen Weggängen eine personelle Fluktuation stattgefunden. Und auch die Querelen bei der Besetzung des Führungspersonals in der Funktionärsriege sind wieder dort angekommen, wo sie schon so oft waren.

Zunächst zum Sportlichen: Am Donnerstagabend kehrte der HSV aus dem neuntägigen Trainingslager im bayrischen Grassau zurück. Ein 2:2 im Test gegen den Bundesligisten FC Augsburg hatte Rückenwind gegeben. Tim Walter war jedenfalls insgesamt zufrieden mit den Eindrücken dieser intensiven Woche. „Der Leistungsstand ist top. Ich bin sehr zufrieden“, sagte er. Walter sprach auch von „viel Intensität, viel Spaß“. Es würde versucht, „Lösungen zu kreieren und Prinzipien umzusetzen“, auch wenn noch eine Menge vor ihm und seinem Team liegen würde.

Nicht nur die Rotorblätter des Teams um Walter, vor allem auch die der Kaderplaner um Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel, kreisen dabei auf Hochtouren. So wurde aktuell der dänische Stürmer Mikkel Kaufmann verpflichtet. Der 20-jährige Angreifer wurde zunächst für ein Jahr vom FC Kopenhagen ausgeliehen. Der 1,90-Meter-große Kaufmann hatte beim dänischen Spitzenklub in anderthalb Jahren zwar nur zwei Tore in 37 Spielen erzielt, beim HSV soll er aber mithelfen, die Lücke zu schließen, die Starangreifer Simon Terodde (24 Tore/wechselte zu Ligakonkurrent Schalke 04) hinterlassen hat. Gelingt ihm das, hätte der HSV auch eine Kaufoption.

Offensivspektakel und große Lücken

Walters neues System basiert aber weniger als das von Vorgänger Daniel Thioune auf dem Vertrauen in eine solche Tormaschine. Vielmehr soll die Last auf mehrere Schultern verteilt werden. Die Spieler ziehen ihre Vorträge in der Offensive immer wieder auch in die Breite. Das führte bei seinen letzten beiden Stationen in der Zweiten Liga, Holstein Kiel und VfB Stuttgart, zu teilweise attraktivem Offensivspektakel und Erfolgen – aber auch immer wieder zu fatalen Lücken in der Defensive.

Um das Gesamtkonstrukt zu stabilisieren, wurde auch auf anderen Positionen gehandelt. Bisher verpflichtete der HSV neben Stürmer Robert Glatzel (kam von Mainz 05) mit Jonas Meffert (Holstein Kiel), Miro Muheim (FC St. Gallen), Sebastian Schonlau (SC Paderborn) und Ludovit Reis (VfL Osnabrück) ausschließlich Defensivkräfte. Verlassen haben den HSV neben Terodde noch Stammkeeper Sven Ulreich, der zurück zum FC Bayern ging, Gideon Jung (Greuther Fürth), Khaled Narey (Fortuna Düsseldorf) und Rick von Drongelen (1. FC Union Berlin). Den letzten dreien wurde ihr Abgang noch mit einer Ablösesumme versüßt.

Der Spieleretat wurde so von 24 Millionen auf gut 20 Millionen Euro gedrosselt. Der HSV benötigt aber weiter frisches Geld, um sich einerseits nicht weiter zu verschulden, andererseits gegen eine extrem starke Zweitligakonkurrenz zu wappnen. Als mögliche Kandidaten für einen Verkauf gelten die Top-Talente U21-Europameister Josha Vagnoman (20), der wegen einer Verletzung nun doch nicht in den Olympiakader kam, oder der Belgier Amadou Onana (19). „Beim HSV ist kein Spieler unverkäuflich“, sagte Boldt.

Walter will gleichzeitig den sportlichen Druck auch durch etwas kurios wirkende Maßnahmen erzeugen, dazu gehören Strafmethoden wie Spalierlaufen bei Zuspätkommen oder Extra-Übungen nach Trainingsspielniederlagen. Walter ist der 17. Cheftrainer des HSV in den vergangenen zehn Jahren.

Er gilt als eigenwilliger Charakter, manchmal sperrig, aber auch mutig und progressiv. Mit Kiel wurde er immerhin Tabellensechster in Liga zwei, dafür kassierte er mit Stuttgart ein 2:6-Debakel im Volksparkstadion gegen seinen neuen Klub. Immerhin kann sich Walter ans Revers hängen, mit der U17 des FC Bayern Deutscher Meister geworden zu sein.

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Spannend werden seine taktischen und spielerischen Antworten auf die wohl stärkste Zweite Liga aller Zeiten sein. Mit Werder Bremen, Schalke 04 (der Auftaktgegner des HSV am 23. Juli), 1. FC Nürnberg oder Fortuna Düsseldorf sind potenzielle Erstligisten dabei, mit Hansa Rostock und Dynamo Dresden schwer auszurechnende Aufsteiger, auch Teams wie Hannover 96, Holstein Kiel oder Stadtrivale FC St. Pauli hegen Ambitionen. Bei dieser Dichte an großen Namen sollte die Leistung besser vom ersten Spieltag an stimmen, wobei auch die Absteiger aus der Bundesliga noch dabei sind, an ihrem Kader zu feilen.

Querelen vor der Präsidiumswahl

Der neue Coach kann aber in seinen ersten Amtstagen auch schon beobachten, woran der HSV seit Jahren auf der Funktionärsebene krankt und woher der mittlerweile chronische Imageschaden rührt. So wollte Ex-HSV-Angreifer Marinus Bester, heute Spielerberater, mit einem Dreierteam für die Präsidiumswahl am 7. August kandidieren. Bass erstaunt war der 52-Jährige dann wegen einer E-Mail am vorvergangenen Freitag.

In dieser hatte der zuständige HSV-Beirat ihm und seinen beiden Mitstreitern eine Absage für die Kandidatur erteilt. Die Begründung: Es sei keine Listenwahl, nur einzelne Personen für die Aufstellung bei der Mitgliederversammlung zulässig. Dieses habe man Bester und Co. so bereits im Vorfeld mitgeteilt. Dieser sagte WELT AM SONNTAG auf Nachfrage, er sei lediglich gefragt worden, ob sein Präsidiumsvorschlag mit ihm an der Spitze denn als Team kandidieren wollten.

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Er hielte dies für selbstverständlich. „Wir hätten uns inhaltliche Auseinandersetzungen gewünscht, diese sind durch politische Manöver verhindert worden“, hadert er mit der Entscheidung. Die Spielregeln seien erst im Nachhinein verändert worden. Zudem hatte das Gremium Philipp Wenzel wegen mangelnder Eignung abgelehnt. Dieser, erst 23 Jahre alt, wäre im Bester-Team für den Posten des Schatzmeisters vorgesehen gewesen.

Marcell Jansen, momentan kommissarischer Präsident, ist nun einziger Kandidat. Er würde dann automatisch weiter im Aufsichtsrat der AG Mitglied sein und somit auch Einfluss auf das operative Geschäft nehmen. „Interessant wird es sein, nun zu sehen, wie die Mitglieder bei der Wahl damit umgehen werden, was der Beirat verzapft hat“, so Bester.

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