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Hamburg Hamburger SV

Die Mission ist in Gefahr

Fußball: 2. Bundesliga, 23. Spieltag FC St. Pauli - Hamburger SV im Millerntor-Stadion. Hamburgs Trainer Daniel Thioune (r) und Hamburgs Co-Trainer Merlin Polzin sitzen nebeneinander. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++ Fußball: 2. Bundesliga, 23. Spieltag FC St. Pauli - Hamburger SV im Millerntor-Stadion. Hamburgs Trainer Daniel Thioune (r) und Hamburgs Co-Trainer Merlin Polzin sitzen nebeneinander. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++
Funktionieren als Team: Hamburgs Trainer Daniel Thioune (r.) und sein Co-Trainer Merlin Polzin
Quelle: picture alliance/ dpa/
Merlin Polzin ist Co-Trainer von HSV-Chefcoach Daniel Thioune. Wenn Thioune der Primus inter Pares des Trainergespanns ist, ist Polzin als sein Adjutant der Bessermacher. Nach der Niederlage gegen Sandhausen geht es auch für ihn jetzt um alles.

Der vergangene Freitag war mal wieder einer dieser Tage, an denen Merlin Polzin besonders viel Aufbauarbeit leisten musste. Am Vorabend hatte der HSV mit 1:2 in Sandhausen verloren, erneut eine Niederlage bei einem Kellerkind der Liga, wie zuletzt auch schon in Würzburg. Die Hamburger sind auf dem besten Weg, zum dritten Mal in Folge den Aufstieg auf den letzten Metern einer Saison zu verspielen. Nervosität macht sich breit.

Polzin, Co-Trainer von Chefcoach Daniel Thioune, hat einen besonderen Draht gerade zu den jungen Spielern, der Gesprächsbedarf vor dem Auswärtsspiel am Sonntagmittag (13.30 Uhr) in Regensburg war groß. Auch für den 30-Jährigen selbst geht es um viel, denn misslingt die Mission „Rückkehr in die Eliteklasse“ schon wieder, dürfte das auch direkte Auswirkungen auf das Trainergespann haben.

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Profi-Fußball ist eben ein knallhartes, zeitlich wie inhaltlich sehr eng getaktetes Tagesgeschäft, in der Schlussphase der Saison ist das noch deutlicher zu spüren als sonst. Bei einem Gespräch mit Merlin Polzin vor dem Sandhausen-Spiel beschreibt er seinen Part in dem Gesamtgefüge HSV so: „Es geht darum, die Jungs im Einzelnen auf dem Platz jeden Tag weiterzuentwickeln und zu verbessern. Es geht um ihre Stärken und Schwächen und darum, ihnen hier Unterstützung zu liefern.“

Kaum ein Drehschuss, geübter Zweikampf oder Slalom mit Hütchen, bei dem Polzin nicht direkt auf dem Platz die Feinjustierung übernimmt. Wenn Thioune der Primus inter Pares des HSV-Trainergespanns ist, ist Polzin als sein Adjutant der Bessermacher. „Ich arbeite viel mit Videomaterial von unseren eigenen Trainings- und Punktspielen. Wir versuchen, den Jungs unsere Prinzipien mitzugeben, sodass sie diese verinnerlichen. Wir zeigen auch immer mal Szenen aus der Bundesliga, 3. Liga oder Champions-League zur Veranschaulichung.“ Wenn es dann in einem Spiel klappt, sind das die schönen Momente für den jungen Trainer. Wenn nicht, steht vor allem sein Chef in der Kritik.

Erfolg definiere sich aber nicht nur in Titeln oder anhand von auf Papier nachweisbaren Dingen, befindet Polzin. „Es ist wichtig, an seinem eigenen Spieler- oder auch Trainerprofil zu arbeiten. Mein Anspruch und mein Ziel ist es, mit den Jungs heute besser zu sein als gestern und morgen als heute. Da gibt es auch keine Abkürzung, das ist tagtägliche Arbeit.“ Die Nachwuchskicker Stephan Ambrosius und Josha Vagnoman etwa seien Stammspieler geworden. Dann bemüht der studierte Sport- und Deutschlehrer ein Zitat: „Viele wollen etwas sein, aber keiner will etwas werden.“

Vom kleinen Fan zum Teammitglied

Polzin wechselte 2020 zusammen mit Thioune vom VfL Osnabrück an die Elbe. Beim VfL hatte dieser bereits seit 2014 unterschiedliche Teams mit ihm betreut, davon drei Jahre lang die Profimannschaft. Polzin ist ein waschechter Hamburger Jung, im Stadtteil Bramfeld groß geworden. Er selbst sagt, er habe „als kleines Kind in HSV-Bettwäsche geschlafen“.

Neben der Arbeit auf dem Platz liege sein Hauptaugenmerk darauf, „das Training zu planen und sich darüber hinaus auf dem Laptop Spiele anzuschauen, Szenen und Aktionen herauszufiltern und diese mit den Kollegen vom Analyseteam zu besprechen“, so Polzin. Hierbei ginge es sowohl um die Vorbereitung der Gegneranalyse als auch am jeweiligen Spieltag um die Einflussnahme auf den Matchplan. „Dazu kommt die Analyse und Nachbereitung nach unseren Spielen“, und da gab es zuletzt nach diversen Ausrutschern viel zu tun.

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Polzin und Thioune leiden dann selbst darunter, dass derzeit so wenig in die richtige Richtung läuft. Beiden wird neben ihrer emotionalen Fähigkeit, Spieler begeistern und mitnehmen zu können, auch intellektuelle Kompetenz attestiert, sie würden Fußball in all seinen Facetten durchdringen. Polzin erwähnt auch die Scouting-Abteilung mit Chefscout Claus Costa, mit der man sich eng austausche. „Der moderne Fußball ist ein so großes, komplexes Gebilde, da kann niemand alles abbilden.“

Über sein Verhältnis zu Thioune berichtet er, man habe in den bisher sieben Jahren Zusammenarbeit „ein sehr enges Verhältnis aufgebaut, vor allem, was das Menschliche betrifft. Man weiß, wie der andere tickt, welche Werte wichtig sind“. Am Anfang habe er noch „als junger Trainer und Mensch zu jemandem, der schon mehr erlebt hat, aufgeschaut“, doch über die Jahre habe er sich persönlich sehr weiterentwickelt. „Ich bekomme extreme Freiheiten von ihm, was unsere Arbeit angeht“, sagt Poltin und fügt hinzu: „Der eine kann sich auf den anderen verlassen, wir brauchen nicht über jedes Detail zu sprechen, und trotzdem weiß jeder, was der andere meint.“

„Ich will maximal erfolgreich sein“

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Polzin, der für den Bramfelder SV selbst bis zur Oberliga kickte, musste seine eigene Spielerkarriere wegen einer Zehenarthrose früh beenden. Beim HSV begann er einst seine Trainerkarriere 2012 als Jugendtrainer. „Als im Sommer feststand, dass wir das Angebot vom HSV hatten, hat sich für mich ein wenig der Kreis geschlossen“, sagt er zufrieden.

Er sei mit vier oder fünf Jahren zum ersten Mal im alten Volksparkstadion gewesen, was Fotos seiner Eltern bezeugen würden. Später habe er mit Jugendfreunden als Fan den HSV unterstützt. „Hier zu arbeiten ist aus der emotionalen Sicht sicher das Größte. Ich kann es aber gut trennen, es geht nicht um Befindlichkeiten oder meine Fansicht, sondern darum, maximal erfolgreich zu arbeiten.“

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Die Frage, ob er irgendwann einmal Cheftrainer werden wolle, werde ihm häufig gestellt, Polzin antwortet trocken: „Wenn ich meine Fußballinhalte und -visionen umsetzen kann, ist es egal, ob ich in der ersten Linie stehe oder im Hintergrund bleibe. Ich will besser werden und maximal erfolgreich sein, in welcher Funktion auch immer.“ Aktuell fände er spannend, wie sich Thomas Tuchel bei Chelsea durchsetzt. „Und Marcelo Bielsa, wie er in Leeds aufritt, von der zweiten in die erste Liga aufsteigt, aber trotzdem seinem Spielstil treu geblieben ist.“

Das wäre dann wohl auch das große Ziel für den HSV, aber dafür muss das Team jetzt schnellstmöglich zu dem Spielstil zurückfinden, der ihn noch im Winter bis an die Tabellenspitze geführt hatte. Heute gegen Regensburg geht es dabei schon um sehr viel, auch für das Trainerteam.

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