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Hamburg Zweite Liga

Der HSV zwischen sportlichem Erfolg und Ränkespielen

Marcel Jansen ist seit 2019 Präsident des HSV. Schon seit Monaten schwelt der Machtkampf zwischen ihm und seinen Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer Marcel Jansen ist seit 2019 Präsident des HSV. Schon seit Monaten schwelt der Machtkampf zwischen ihm und seinen Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer
Marcell Jansen ist seit 2019 Präsident des HSV. Schon seit Monaten schwelt der Machtkampf zwischen ihm und seinen Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer
Quelle: pa/SvenSimon/Jan Kuppert/SVEN SIMON
Als Tabellenführer in der Zweiten Liga ist der HSV der Rückkehr in die Bundesliga näher denn je. Doch während es sportlich läuft, rumort es heftig im Präsidium. Vordergründig geht es um die Ausrichtung, tatsächlich wohl eher um Einfluss und Eitelkeiten.

In der Zweiten Bundesliga ist der Hamburger SV auf dem besten Weg, sich zurück in die Fußball-Beletage zu spielen. Das Präsidium des HSV e. V. ist indes auf dem besten Weg, Meister in der Disziplin Ränkespiele zu werden. Schon seit Monaten schwelt der Machtkampf zwischen Präsident Marcell Jansen auf der einen und seinen Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer auf der anderen Seite. Jüngstes Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Parteien: Das Trio konnte sich nicht auf einen Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung verständigen.

Auf der Versammlung soll es um den Abwahlantrag gegen Jansens Stellvertreter Schulz gehen. Diesen hatte der HSV-Ehrenrat, unterstützt von allen anderen Gremien des über 87.000 Mitglieder starken Vereins, eingebracht. „Eine außerordentliche Mitgliederversammlung in der aktuellen Zeit umzusetzen, stellt den Verein vor große Herausforderungen, die innerhalb der Frist von drei Wochen noch nicht in allen Punkten abschließend geklärt werden konnten“, teilte das Präsidium am Dienstag mit.

Es sei daher notwendig, „im Interesse des Vereins noch weitere Rücksprachen zu halten“. Das Präsidium befinde sich „im konstruktiven und guten Austausch mit den Gremien, insbesondere mit dem Ehrenrat“.

Schulz wehrt sich über Facebook

Nach den Vorgaben der Satzung hätte sich das Präsidium bis zum Dienstag, 23.59 Uhr, einigen müssen, die außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. Diese hätte dann in den nächsten drei Wochen digital stattgefunden. Der HSV-Ehrenrat hatte den in der Vereinsgeschichte einmaligen Abwahlantrag vom 19. Januar damit begründet, dass Schulz‘ Handeln nicht mehr tragbar und das Vertrauen aller Gremien in ihn verloren gegangen sei. Konkreter wurde es im Antrag nicht.

Schulz hatte die Vorwürfe in einem Facebook-Eintrag einen Tag später zurückgewiesen. „Die in dem Schreiben an die Mitglieder enthaltenen Vorwürfe, die in der Behauptung gipfeln, meine Entscheidungen nicht zum Wohle des HSV zu treffen, sind substanzlos“, schrieb der Unternehmer. Um Schulz bei der Versammlung abzuwählen, ist laut Satzung eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.

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Um eine außerordentliche Mitgliederversammlung noch zu vermeiden und damit den Streit über einen Termin dafür zu beenden, soll am Dienstag nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ auch über einen kollektiven Rücktritt des Präsidiums gesprochen worden sein. Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer hätte dann ein komplettes Führungsgremium gewählt werden können. So ist ein Ende des Zwistes noch nicht in Sicht – inklusive möglicher juristischer Auseinandersetzungen.

Vordergründig geht es in dem Streit um die zukünftige Ausrichtung des Vereins und der Fußball AG, um die Kandidaten für den Aufsichtsrat und um Spekulationen über den Verkauf weiterer Anteile an der AG. Tatsächlich scheint es in der nur schwer zu durchschauenden Gemengelage mehr um Einfluss und Eitelkeiten zu gehen.

Der seit dem Januar 2019 amtierende ehemalige Fußball-Nationalspieler Jansen genießt die Rückendeckung aller HSV-Gremien und auch von Investor Klaus-Michael Kühne. Schulz und Schaefer betonen immer wieder, dass es ihnen allein um das Wohl des Vereins gehe. Doch wird ihnen unterstellt, die Rückkehr des ehemaligen Präsidenten und AG-Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann vorzubereiten.

Der 58-Jährige selbst hatte via „Bild“ in der letzten Woche jegliche Ambitionen in diese Richtung abgestritten. „Ich werde auch in Zukunft dem HSV verbunden bleiben, stehe aber für eine Vorstandsaufgabe innerhalb der HSV Fußball AG nicht mehr zur Verfügung.“

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Hoffmann war schon von 2003 bis 2011 in verantwortlicher Position im Verein. Anfang 2018 gelang ihm das Comeback zunächst als Präsident. Schulz und Schaefer zählten zu seinem Team und zogen mit ins Präsidium ein. Ansprüche auf den Posten des AG-Vorstandschefs hatte Hoffmann zunächst nicht erhoben. Doch wurde er schnell Aufsichtsratschef, im Mai 2018 dann zunächst interimsweise und im September 2018 endgültig vom Aufsichtsrat zum Vorstandschef bestellt. Sein Amt als Präsident legte er nieder.

Im März 2020 beschloss der Aufsichtsrat mit fünf zu zwei Stimmen, Hoffmann zu beurlauben, nachdem Unstimmigkeiten zwischen ihm sowie Sportvorstand Jonas Boldt und Finanzvorstand Frank Wettstein laut geworden waren. Auch Jansen hatte als Aufsichtsratsmitglied für die Abbestellung Hoffmanns gestimmt. Dessen Freunde Schulz und Max-Arnold Köttgen votierten dagegen und traten aus dem Gremium zurück.

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Bis zum 30. Juni muss der Aufsichtsrat wieder von fünf auf sieben Personen aufgestockt werden. Doch gerade diese Personalien sind heikel. Im Dezember hatte der Beirat bereits zwei aus einem Kreis von sechs Kandidaten ausgewählt, unter anderen wurde Schatzmeister Schaefer abgelehnt. Vor zwei Wochen legte er dann eine eigene Liste mit fünf Namen vor, auf der auch der Hoffmann freundlich gesinnte Köttgen stehen soll.

Sollte es Schulz und Schaefer gelingen, die Verhältnisse im Aufsichtsrat zu kippen, könnte dies auch für Boldt und Wettstein Konsequenzen haben. Ihr Bleiben wäre dann unwahrscheinlich. Und das nach einer Saison, in der es sportlich so gut läuft wie lange nicht mehr und an deren Ende endlich wieder die Rückkehr in die Fußball-Etage stehen soll.

dpa

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