Bundesliga

So verteilt die DFL ab 2021/22 die TV-Gelder

Neuer Schlüssel für die Medienerlöse

So verteilt die DFL ab 2021/22 die TV-Gelder

Zugpferde der Bundesliga: der FC Bayern (hier Jerome Boateng) und Borussia Dortmund (hier Erling Haaland).

Zugpferde der Bundesliga: der FC Bayern (hier Jerome Boateng) und Borussia Dortmund (hier Erling Haaland). Getty Images

Das neunköpfige DFL-Präsidium um Liga-Geschäftsführer Christian Seifert hat am Montag den 36 Erst- und Zweitligisten den neuen Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder ab der Saison 2021/22 vorgestellt. Er wurde mit acht Ja-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen, ist bis 2024/25 gültig - und enthält grundlegende Änderungen.

Die nationalen TV-Gelder - ab 2021/22 im Schnitt 1,1 Milliarden Euro pro Saison - werden weiterhin nach vier Säulen verteilt, die aber anders heißen, anders gewichtet werden und kleine Anpassungen ab der Saison 2023/24 enthalten. In den ersten beiden Jahren wird es demnach eine höhere Gewichtung der Stabilität gegenüber variablen Faktoren geben, um den Klubs mehr Planungssicherheit zu gewähren.

Vier Säulen: Gleichverteilung, Leistung, Nachwuchs, Interesse

Die wichtigste Säule nennt sich "Gleichverteilung". Über sie werden 2021/22 und 2022/23 53 Prozent sowie 2023/24 und 2024/25 50 Prozent aller Erlöse unter den Klubs innerhalb der Ligen gleichverteilt. Im Vergleich zum bisherigen Verteilungsmechanismus werden der DFL zufolge künftig rund 75 Millionen Euro mehr pro Saison gleichverteilt. Jeder Bundesligist kann in der Saison 2021/22 über diese Säule mit je 24,7 Millionen Euro planen, jeder Zweitligist mit 6,9 Millionen Euro.

Zunächst 42 (2021/22 und 2022/23) und später 43 Prozent (2023/24 und 2024/25) der nationalen Medienerlöse werden in Zukunft über die Säule "Leistung" vergeben, die wiederum aus drei Komponenten besteht: einer "getrennten" Fünfjahreswertung (24,5 bzw. 23 Prozent), bei der die jüngste Saison am stärksten gewichtet wird (Verhältnis 5:4:3:2:1); einer "durchgängigen" Fünfjahrestabelle (17 bzw. 19 Prozent), bei der die ersten sieben Klubs den identischen Anteil erhalten; und einer weniger relevanten "durchgängigen" Zehnjahrestabelle (0,5 bzw. 1 Prozent).

Mit der dritten Säule "Nachwuchs" wird der Einsatz und neuerdings auch die Ausbildung von verbandsausgebildeten U-23-Spielern honoriert - mit zunächst drei Prozent und ab 2023/24 vier Prozent der nationalen TV-Gelder. Statt bisher rund 24 Millionen Euro werden bis 2024/25 nach DFL-Rechnung knapp 50 Millionen Euro über diese Säule ausgeschüttet.

Die kleinste Säule heißt "Interesse" und meint das Interesse am jeweiligen Klub. Sie soll die Erst- und Zweitligisten motivieren, stärker in ihre Marke zu investieren. Zwei bzw. ab 2023/24 drei Prozent werden demnach anhand der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse verteilt, die seit Jahren das Interesse an den Klubs in der Bevölkerung repräsentativ unter 32.000 Teilnehmern abfragt.

Internationale TV-Gelder: Mehr Geld für die Zweitligisten

Die internationalen Medienerlöse werden künftig nur noch über drei Säulen ausgeschüttet: "Gleichverteilung" (35 Prozent), "Leistung international" (65 Prozent) und einem Anteil für die Zweitligisten (4 bzw. 3 Prozent). Die 18 Bundesligisten erhalten somit allein über die erste Säule ab der Saison 2021/22 zusammen 60 Millionen Euro, aufsteigend bis 74 Millionen Euro in der Saison 2024/25. Das entspreche einem Anstieg um 40 Prozent, so Seifert auf seiner Pressekonferenz in Frankfurt.

Die Spreizung wird garantiert abnehmen.

Christian Seifert

Der Anteil der 2. Liga steigt ebenfalls deutlich (Seifert: "Das entspricht sicher nicht dem internationalen Wert der 2. Liga"), weil mehrere Klubs zuletzt in heftige finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Dass der Anteil ab der Saison 2023/24 von vier auf drei Prozent sinkt, liegt an der DFL-Hoffnung, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie dann nicht mehr derart spürbar sind.

Seiferts Gesamtfazit zum neuen Verteilungsschüssel im Vergleich zum alten: "Die Spreizung wird garantiert abnehmen." Es sei zwar weiterhin auch um Leistungsorientierung gegangen, diesmal aber verstärkt um finanzielle Stabilität angesichts der Corona-Krise.

DFL rechnet bis Sommer 2022 mit Umsatzverlusten von zwei Milliarden Euro

Die DFL rechnet im Zeitraum von März 2020 bis Sommer 2022 wegen fehlender Zuschauer, der Ausfälle auf dem Transfermarkt und des neuen Medienvertrags unter allen 36 Klubs mit Umsatzeinbußen von insgesamt etwa zwei Milliarden Euro. Deswegen sei es beim neuen Verteilungsschlüssel in erster Linie um Planungssicherheit für die Erst- und Zweitligisten in der Corona-Pandemie gegangen, sagte Seifert und warnte: "Es kann für manche Klubs in den nächsten Monaten sehr eng werden."

Aktuell werden die nationalen TV-Gelder nach folgenden vier Säulen verteilt: "Bestand" (70 Prozent) basierend auf dem Abschneiden in den vergangenen fünf Spielzeiten, "Sportliche Nachhaltigkeit" (5 Prozent) basierend auf dem Abschneiden in den letzten 20 Jahren, "Nachwuchs" (2 Prozent) basierend auf den Einsatzminuten von in Deutschland ausgebildeten U-23-Spielern in der jeweils aktuellen Saison und dem Kriterium "Wettbewerb" (23 Prozent), der der Säule "Bestand" ähnelt.

Von den internationalen Medienerlösen geht bislang jährlich eine Pauschalsumme - in dieser Saison acht Millionen Euro - an die Zweitligisten. 25 Prozent werden aktuell unter den 18 Erstligisten gleichmäßig verteilt, weitere 25 Prozent basierend auf Europapokalteilnahmen in den letzten zehn Jahren und die restlichen 50 Prozent anhand einer Fünfjahreswertung mit Blick aufs internationale Abschneiden.

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Jörn Petersen

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