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Sport Marcell Jansen nach dem 1:5

Der HSV versagt, sein Präsident passt sich an

"Sind als großes Ganzes gescheitert"

Der Hamburger SV verspielt erneut den Aufstieg und bleibt eine weitere Saison zweitklassig. Ein Unentschieden gegen den SV Sandhausen hätte gereicht, doch der HSV kassiert ein peinliche Klatsche. Trainer Dieter Hecking ist bedient. Man hat als "großes Ganzes" angefangen und so ist man auch gescheitert.

Quelle: SID

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Nach dem Debakel gegen Sandhausen und der verpassten Relegation versucht sich der HSV-Präsident an einer Erklärung. Marcell Jansen scheitert ebenso kläglich wie die Mannschaft zuvor. Deutliche Worte findet der Trainer.

Am Ende reduziert es sich oft auf eine Frage der Nerven. Auf den zunehmenden Druck, der sich auf Schultern von Spielern und Verantwortlichen legt, und daraus folgend die Qualitäten, damit umzugehen. Werder Bremen dokumentierte am Samstag mit dem 6:1 gegen den 1. FC Köln, welche Leistungspotenziale eine Mannschaft im Angesicht des Abgrunds plötzlich abrufen kann. Konkurrent Fortuna Düsseldorf hingegen verkrampfte beim 0:3 in Berlin-Köpenick und musste die Hanseaten noch auf Platz 16 vorbeiziehen lassen.

24 Stunden später und eine Liga tiefer jubelte dann der 1. FC Heidenheim trotz eines 0:3 (0:2) in Bielefeld. Ursache war der Druck, der sich beim Konkurrenten in Hamburg breitgemacht hatte. Im Kampf um Tabellenplatz drei scheiterten die Norddeutschen kläglich am Versuch, die Kräfteverhältnisse am letzten Spieltag der Zweiten Liga noch einmal entscheidend zu verändern. Nachdem der HSV am vergangenen Wochenende im direkten Duell den Vorteil im Kampf um Rang drei beim 1:2 in der fünften Minute der Nachspielzeit verloren hatte, erlebte der Klub beim 1:5 (0:2) gegen Sandhausen ein Debakel.

Die Mannschaft von Dieter Hecking, der nach zwölf Monaten an der Elbe Geschichte sein dürfte, verkrampfte und muss nach zwei vierten Plätzen weiter auf die Rückkehr in die Bundesliga warten. „Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht, aber es fehlte einfach auch was. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch“, erinnerte Präsident Marcell Jansen und passte sich mit seiner Analyse der Leistung der Mannschaft an: „Es war eine besondere Situation mit Corona, wir haben uns in der Zeit nicht belohnt und uns viele Punkte wegnehmen lassen. Und da fehlten uns auch die Fans. Sie haben uns in der Vergangenheit immer wieder Ruhe und Stabilität gegeben.“

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Fragwürdige Herleitung: Marcell Jansen ist seit Januar 2019 Präsident des HSV
Quelle: pa/augenklick/firo Sportphoto/Ralf Ibing

Sein Trainer wurde angesichts des verpassten Aufstiegs deutlicher: „Es ist nicht zu entschuldigen. Wir haben es nicht hinbekommen, und das liegt in meiner Verantwortung. Wir werden das jetzt ein, zwei Tage sacken lassen und dann sauber analysieren.“

Heidenheim dagegen träumt wie die Bremer von der Bundesliga, wenngleich FCH-Trainer Frank Schmidt von einer besonderen Anspannung nichts wissen will: „Druck? Druck hat der Milchmann. Das hier ist Fußball.“ Die Hoffnung lebt. Zumindest noch für eine Woche. Am Donnerstag treffen beide Klubs aufeinander. Zunächst in Bremen, vier Tage später steht das Rückspiel an (beide 20.30 Uhr/DAZN und Amazon Prime live). Am anderen Ende der Zweitliga-Tabelle sicherte sich der Karlsruher SC mit einem 2:1 in Fürth den Klassenerhalt. Nürnberg muss nach dem 1:1 in Kiel in die Relegation gegen den Tabellendritten der Dritten Liga.

Sandhausen wechselt sogar noch den Torwart

Das Fernduell zwischen Heidenheim und dem HSV verlor bereits in der 13. Minute an Fahrt. Rick van Drongelen bugsierte den Ball ins eigene Netz: 0:1. Der Rückstand auf Heidenheim war von einem auf zwei Punkte angewachsen. Allerdings nur für 100 Sekunden, da Bielefelds Torjäger Fabian Klos (14.) und Andreas Voglsammer (17.) auf 2:0 stellten. Die Befürchtung, dass die Arminia angesichts ihrer schon vor Wochen gesicherten Meisterschaft nachlassen könne, war ausgeräumt.

Der HSV hielt sein Schicksal somit früh in der eigenen Hand – und warf es dennoch weg. Die Köpfe schienen blockiert, die Beine wirkten schwer. Die Situation lähmte. Es fehlte an Struktur, Spritzigkeit und Konzentration, eigentlich an allem. Die gesamte erste Halbzeit war ein einziges großes Eigentor. In der 22. Minute hob van Drongelen die Abseitsstellung von Sandhausens Kevin Behrens auf: 0:2. Nach einer halben Stunde musste Hamburgs Niederländer unter großen Schmerzen ausgewechselt werden. Seine Schreie hallten durch das leere Volksparkstadion. Passende Symbolik.

Hamburger SV - SV Sandhausen
Diese Schmerzen: Hamburgs Rick van Drongelen hat sich das Knie verdreht und liegt verletzt auf dem Spielfeld
Quelle: dpa/Christian Charisius

Dass er mit zwei Gegentoren in die Pause ging, war letztlich sogar die gute Nachricht für den Favoriten. Behrens hatte die große Chance zum dritten Treffer gleich zweimal vergeben, als er frei stehend aus zwölf Metern rechts neben das Tor zielte (40.) und in der Nachspielzeit aus halber Distanz den Ball nicht richtig traf.

Die große Reaktion, die Hecking wohl auch mit den Einwechslungen von Stephan Ambrosius und Sonny Kittel hatte herbeiführen wollen, blieb zwar nach dem Wiederanpfiff zunächst aus, doch nach einer guten Stunde gab es Elfmeter. Aaron Hunt jagte den Ball gekonnt unter die Latte (62.), und Heckings Hände mutierten zur Bielefelder Anzeigetafel: 3:0. Jonathan Clauss (53.) hatte die Vorentscheidung herbeigeführt.

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„Kommt, Jungs. Ein Tor braucht ihr“, soufflierte der Trainer laut hörbar an der Seitenlinie, doch seiner Mannschaft lief die Zeit davon. Und es wurde einmal mehr offensichtlich, dass es nicht allein die nervliche Stärke war, die den Hamburgern in dieser Saison fehlte. Wo war der nötige Biss? Wo der Wille, dem Spiel das fehlende Tor zu geben? Chancen sprangen nicht mehr heraus. Und auf der Gegenseite machte Behrens mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 84. Minute die Niederlage perfekt. Mario Engels erhöhte noch auf 4:1 (89.). Dass der Außenseiter anschließend seinen Ersatztorwart Rick Wulle einwechselte, machte die Demütigung eigentlich schon perfekt.

Hamburger SV - SV Sandhausen
Zweites Saisontor: Sandhausens Dennis Diekmeier jubelt nach seinem Treffer zum 5:1 in Hamburg
Quelle: dpa/Christian Charisius

Doch die größte Pointe wartete in der Nachspielzeit. Dennis Diekmeier, jener chronisch torungefährliche Profi, der lange Jahre für den HSV gespielt hatte, traf zum 5:1 (90. + 3.). „Das Spiel ist eine Charakterfrage“, hatte Hecking vor dem Spiel gesagt – und recht behalten.

In Bremen hatten sie sich bereits auf das Nordderby gefreut. „Wenn ich es mir aussuchen müsste, würde ich den HSV nehmen“, hatte Mittelfeldspieler Davy Klaassen gesagt. Auch viele Fans hätten das Prestigeduell vorgezogen, um sich der vollen Konzentration der Spieler gewiss sein zu können. Es wäre ein gefährlicher Trugschluss, den kommenden Gegner zu unterschätzen, auch wenn FCH für viele immer noch mehr nach Zweiter Liga klingt als HSV.

Florian Kohfeldt trat am Samstag schon mal mit beiden Füßen auf die Bremse. „Das wirkt mir hier gerade wie eine Pressekonferenz, die man auch auf Platz sechs oder sieben geben könnte. Also, wir haben heute die Relegation erreicht. Es ist jetzt nicht auf einmal alles wieder gut, ne?!“, sagte der Bremer Trainer und blickte nach vorn: „Es war ein immenser Druck. Aber er darf jetzt nicht geringer werden. Da werden wir auch dafür sorgen, dass der Druck genauso hoch bleibt.“

Wahnsinn an der Weser – „Werder schafft das, Digger!“

Werder ist wieder da. Rund um den Klub mit den meisten Erstligaspielen herrscht wieder Euphorie. Am letzten Spieltag rettet sich der SV Werder in die Relegation – doch die hat ihre Tücken.

Quelle: WELT

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