Mit der nötigen Schärfe analysierte der Trainer einerseits die dramatische Fehlentscheidung von Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen und Videoassistent Günter Perl, in der Nachspielzeit nicht auf Elfmeter für den HSV entschieden zu haben, andererseits stellte er auch klar: "Wir hätten den Sieg nicht verdient gehabt."
Weshalb beim klaren Halten von Benjamin Girth gegen Timo Letschert in der letzten Aktion des Spiels die Pfeife stumm blieb und auch aus Köln kein Signal kam, ist tatsächlich unerklärlich. Der Schiedsrichter hatte freie Sicht, die TV-Bilder waren ebenso deutlich. Hecking klagt zu Recht: "Dass Günter Perl da nicht eingreift, ist unentschuldbar."
Klares Chancenplus für Osnabrück
Dass seine Profis zum wiederholten Mal einen Stuttgarter Patzer nicht ausnutzen konnten und dabei sind, den Aufstieg wie im Vorjahr beinahe achtlos wegzuwerfen, ist es auch nicht. Uninspiriert, langsam und fehlerhaft irrlichterten sie durch die gesamten 90 Minuten, hatten anders als in den bereits zuvor durchwachsenen Spielen gegen Wehen, Kiel und Dresden nicht einmal kurze Phasen, in denen eine Linie erkennbar war. Am Ende war der eine Zähler sogar schmeichelhaft, da der Aufsteiger ein klares Plus an Chancen verzeichnete.
Die Einstellung kritisiere ich nicht.
Dieter Hecking
Dass selbst die schmeichelhafte Führung durch Martin Harnik nach 35 Minuten keine befreiende Wirkung hatte, belegt: Dem HSV fehlt nicht nur die nötige Leichtigkeit und ein freier Kopf im Aufstiegskampf, ihm fehlt zudem eine klare Spielidee. "Die Einstellung", sagt Hecking, "kritisiere ich nicht."
Die Frische fehlt
Tatsächlich wirkt seine Formation nicht so, als wolle sie nicht. Ihr Problem ist: Jeder will für sich, mittlerweile wirkt nur wenig nach sehr ordentlichen ersten Auftritten seit dem Re-Start aufeinander abgestimmt: Der rechte Flügel war häufig nicht besetzt, da Harnik immer wieder ins Zentrum zog, und Heckings späterer Versuch, Lukas Hinterseer dort einzusetzen, wirkte wie eine Aufgabe dieser Position; Adrian Fein spielt seit Wochen kraftlos, erhält zudem keinerlei Unterstützung im Zentrum, das gegen laufstarke Gegner langsam und behäbig daherkommt.
Showdown in Heidenheim
Das Gemisch aus Punkteausbeute und immer schlechter werdenden Vorträgen muss den Verantwortlichen Sorgen bereiten vor der Reise nach Heidenheim, in der der Absturz auf Rang vier droht. Das wäre angesichts der jüngsten Eindrücke alles andere als überraschend. "Wir müssen dort wieder Frische in die Beine zurückbekommen", fordert Harnik und sucht wie Hecking keine Ausreden: "Wir müssen gegen Osnabrück den Elfer kriegen, klarer geht es nicht - aber entscheidend ist, dass wir unseren Job machen." Viele Gelegenheiten dazu bleiben nicht mehr.