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Zerfall auf der Zielgeraden

Frust: Die HSV-Routiniers Hunt (r.) und Lasogga waren in Berlin keine Anführer Frust: Die HSV-Routiniers Hunt (r.) und Lasogga waren in Berlin keine Anführer
Frust: Die HSV-Routiniers Hunt (r.) und Lasogga waren in Berlin keine Anführer
Quelle: Bongarts/Getty Images
Für den HSV war es eine Bruchlandung. Nach dem 0:2 bei Union Berlin rutscht das Team von Trainer Hannes Wolf von den Aufstiegsrängen. Lewis Holtby sorgt zudem für einen Eklat – und wird suspendiert.

Um 15.24 Uhr war es gleich mit mehreren Gewissheiten vorbei. Lange hatte sich der HSV darauf berufen können, gegen große Gegner sein bestes Gesicht zu zeigen. Zudem hielt man sein Schicksal im Rennen um die direkte Rückkehr in die Bundesliga trotz einer desaströsen Rückrunde immer noch in der eigenen Hand. Seit dem 0:2 (0:0) bei Union Berlin gilt beides nicht mehr. Drei Spieltage vor Saisonende ist der HSV erstmals unter Hannes Wolf von den Aufstiegsrängen gerutscht und ist nur noch Vierter hinter Köln, Paderborn und Berlin. Zudem machte Lewis Holtbys Weigerung, als Ersatzspieler mit in die Hauptstadt zu fahren, deutlich, dass einige Akteure aktuell anscheinend mehr mit der eigenen Situation denn mit dem Klubziel beschäftigt sind.

Als Urs Fischer bei der Pressekonferenz nach der Partie vom leidenschaftlichen Auftritt seiner zuvor fünfmal in Folge sieglosen Mannschaft schwärmte, hörte Wolf neben ihm mit starrem Blick zu. Sein Team hatte vor allem in der zweiten Halbzeit alles vermissen lassen. „Wir schießen das 1:0 fast selbst“, haderte er mit dem katastrophalen Fehler von Gideon Jung vor dem Treffer von Robert Zulj (46.). In der Bilanz einer zweiten Saisonhälfte, die seine Elf auf Rang 14 führt, sagte er: „Der HSV ist ein fantastischer Klub. Was wir in den vergangenen Wochen auf den Platz gebracht haben, passt leider nicht dazu.“ Drei Runden vor dem Ende droht der ohnehin schon turbulente Landeanflug auf die Bundesliga zur Bruchlandung zu werden.

Rätselraten um die Aufstellung

Dabei hatte Wolf in der Vorwoche alle Register gezogen. Selten herrschte um die Aufstellung derart viel Rätselraten. Vor dem wichtigen Duell gegen den Aufstiegskonkurrenten hatte der Bochumer so akribisch wie nie zuvor darauf geachtet, dass nichts von seinen taktischen Überlegungen nach außen drang. Statt auf dem von allen Seiten einsehbaren Übungsplatz im Volkspark, fanden die beiden letzten Einheiten in der komplett abgeschotteten Arena statt. Erst 50 Minuten vor dem Anpfiff war klar, was der 38-Jährige im Verborgenen ausgetüftelt hatte.

Der Plan sah eine Formation ohne klassischen Mittelstürmer vor. Unterstützt von Khaled Narey, Aaron Hunt und Berkay Özcan, sollte Bakery Jatta als offensiver Freigeist über links, vornehmlich aber im Zentrum wirbeln. Pierre-Michel Lasogga und der zuletzt in der Liga zweimal in Folge erfolgreiche Manuel Wintzheimer nahmen zunächst ebenso auf der Bank Platz wie Leihstürmer Hee-chan Hwang, der im Sommer definitiv zu RBSalzburg zurückkehrt. Eine Meldung, die übrigens kurz vor der wegweisenden Begegnung von dem österreichischen Meister kommuniziert wurde.

Hinten setzte Wolf wie häufig zuletzt auf eine Dreierkette. Josha Vagnoman erhielt erneut den Vorzug vor Gotoku Sakai. Verzichten musste Wolf indes auf Orel Mangala. Der Mittelfeldstratege laboriert an einer Fußprellung und wurde nicht rechtzeitig fit. Kyriakos Papadopoulos (Knieprobleme) blieb verletzungsbedingt ebenfalls in Hamburg. Die Partie hatte Wolf als „Duell auf Augenhöhe“ bezeichnet und von seiner Elf gefordert, mit Leidenschaft und harter Arbeit dagegenzuhalten: „Du musst dein Herz auf dem Platz lassen. Das gilt für jeden auf jeder Position.“ Es blieb ein frommer Wunsch.

Wolf hat trotz Talfahrt Beckers Vertrauen

Die Gastgeber begannen schwungvoll. Wenige Sekunden nach dem Anpfiff hatte Sebastian Andersson bereits die Riesenchance zur Führung. Aus kurzer Distanz setzte er den Ball aber am HSV-Tor vorbei. Anschließend vergaben Jatta (18.) und Hunt (31.) jeweils freistehend. Es sollten die einzigen beiden Top-Gelegenheiten für die Norddeutschen bleiben. Nach der zweiten Halbzeit nahm das Debakel seinen Lauf. Jung ließ sich am eigenen Strafraum den Ball von Suleiman Abdullahi abluchsen. Der Nigerianer schob quer auf Zulj, der Pollersbeck mit einem Flachschuss überwand – 1:0 (46.). Der HSV, bei dem Hwang für Vagnoman gekommen war, fiel fortan in sich zusammen. „Man kann Spiele verlieren. Man darf sich aber nicht so präsentieren, wie in der zweiten Halbzeit. Das war eine Katastrophe“, fand Sportvorstand Ralf Becker deutliche Worte. Statt sich aufzubäumen, verpuffte die Schlussoffensive komplett. Auch die Hereinnahme von Lasogga und Wintzheimer blieb ohne Wirkung. In der 84. Minute sorgte Grischa Prömel mit dem 2:0 für den Endstand.

Trotz der sportlichen Talfahrt sprach Becker Wolf das Vertrauen aus. „Ich bin nicht bereit, jemanden zu opfern, nur weil gewisse Dinge nicht so laufen, wie sie bei einer Mannschaft wie uns laufen müssten“, sagte er. „Es ist immer einfach, die Schuld dem Trainer zu geben. Ich sehe bei uns die Probleme in anderer Konstellation. Es geht darum zu schauen, auf wen wir uns verlassen können.“ Damit richtete Becker den Fokus auf die Spieler.

Den vielen jungen Profis wolle er zwar nicht die gesamte Last der Verantwortung aufbürden, betonte er. Von den Routiniers zeigte er sich aber enttäuscht: „Wir haben zu wenig Leute, die vorneweg gehen und die Mannschaft mitziehen.“ In den kommenden Tagen werde man genau hinschauen, „wer in der Verfassung ist, uns noch zu helfen.“ Holtby wird das nicht sein. „Für uns ist klar, und das wird auch bis zum Ende der Saison so bleiben, dass es keinen Sinn mehr macht“, sagte Becker. Holtby habe kurz nach seiner Aussage gewusst, dass dies ein Fehler gewesen sei, berichtete Wolf. „Aber du bekommst es dann nicht mehr gedreht, wenn es ausgesprochen ist, dass ein gesunder Spieler nicht mit zum Spiel will.“ Ganz schnell die Kehrtwende schaffen, muss indes der HSV. Wie das geschehen soll, scheint aber rätselhaft.

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