BILD-INTERVIEW: Warum hebt der HSV nicht ab, Herr Adler?

Von: Von KAI-UWE HESSE und ALEX von KUCZKOWSKI

Der Achterbahn-HSV. Tolle Siege, böse Rückschläge. Das BILD-Interview mit Nationaltorwart René Adler (28).

BILD: Herr Adler, der HSV brilliert in Dortmund (4:1) und stolpert gegen Fürth (1:1). Was läuft da schief?

Adler: „Natürlich ist ein Unentschieden gegen Fürth nicht unser Anspruch. Gegen eine so defensiv eingestellte Mannschaft muss man die Torchancen nutzen. Im Optimalfall schon in den ersten Minuten. Dortmund ist ein Highlight, ein Spektakel – mit einer anderen Rollen-Verteilung. Da kann man als Außenseiter befreiter aufspielen. Für unsere junge Mannschaft ist das einfacher.“

BILD: Warum die krassen Schwankungen?

Adler: „Natürlich müssen wir mit unserer Qualität im Kader gegen Fürth gewinnen. Und die Konstanz ist einer der Hauptpunkte an denen wir arbeiten müssen. Trotzdem sollte man die Entwicklung der Mannschaft über einen längeren Zeitraum sehen. Da sind wir auf einem guten Weg.“

BILD: Viele Fans sind der Meinung: Immer wenn der HSV die Chance hat, sich oben festzusetzen, kommt der nächste Rückschlag. Fehlen Charakter und Mentalität?

Adler: „Am Ende wird abgerechnet. Und die, die das jetzt sagen, sind die Ersten, die uns auf die Schultern klopfen, wenn wir die Europa League erreichen. In Hamburg schlagen die Emotionen schnell in beide Richtungen aus. Mannschaft und Verein müssen auch mal die Füße stillhalten.“

BILD: Wie beurteilen Sie die HSV-Situation?

Adler: „Wir sind noch nicht der Champions-League-Anwärter. Wir müssen die Mentalität, die sich in der Mannschaft schon entwickelt hat, weiter voranführen. Dass wir zu Hause jeden Gegner schlagen wollen und auswärts überall mit Mut auftreten. Aber das ist kein Prozess von einer auf die andere Woche.“

BILD: Ist der HSV stark genug, sich für Europa zu qualifizieren?

Adler: „Wir sind derzeit einen Punkt weg von Europa und drei von der Champions League. Ob wir es am Ende schaffen, kann ich nicht sagen. Die Chance ist da.“

BILD: Wie schätzen Sie Hamburg im Vergleich zu den Euro-Konkurrenten ein?

Adler: „Wie in Freiburg mit den Möglichkeiten gearbeitet wird, davor muss man den Hut ziehen. Aber grundsätzlich sehe ich ab Platz vier keinen, der von seiner Kader-Qualität stärker ist als wir. Es ist unsere Aufgabe, das mit Punkten zu belegen. Das Schlimmste wäre, wenn wir uns im Mai vorwerfen müssten, die Chance fahrlässig liegen gelassen zu haben.“

BILD: Obwohl Sie gerade in Ihrer ersten HSV-Saison sind, haben Sie sich bereits eine Stadt-Villa in Harvestehude gekauft. Ein schönes Bekenntnis zu Hamburg.

Adler: „Da muss ich etwas ausholen. Schon als Kind in Leipzig, auf dem Schulweg, hatte ich den Traum, in einem Altbau zu wohnen. Die Architektur, die Atmosphäre haben mich begeistert. Als wir später mit Leverkusen auf dem Weg vom Flughafen zum Mannschaftshotel durch die Rothenbaumchaussee fuhren, dachte ich: Was gibt es hier für schöne Häuser. Es wäre ein Traum, hier zu leben.“

BILD: Und jetzt möchten Sie nicht mehr weg?

Adler: „Ob das für immer mein erster Wohnsitz sein wird, weiß ich nicht. Aber es gab viele Punkte, die dafür gesprochen haben, die Immobilie zu erwerben. Ich habe einen HSV-Vertrag über fünf Jahre. Wir möchten eine Basis haben.“

BILD: Wollen Sie Ihre Karriere beim HSV beenden?

Adler: „Es gibt keinen Anlass, an etwas anderes zu denken. Für mich ist der HSV einer der besten Vereine in Deutschland. Es gibt fast keinen Klub, wo ich mich wohler fühlen konnte. Aber als Profi ist man nicht davor gefeit, dass es mal Probleme gibt. Es wäre naiv, große Töne zu spucken und zu sagen: Ich werde nie woanders spielen.“

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