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Hamburg HSV-Spieler Douglas Santos

„Ohne Fußball wäre ich wohl Busfahrer geworden“

Douglas Santos ist so wichtig für den Hamburger SV, dass der Verein ihm in diesem Winter ein Wechselverbot erteilt hat Douglas Santos ist so wichtig für den Hamburger SV, dass der Verein ihm in diesem Winter ein Wechselverbot erteilt hat
Douglas Santos ist so wichtig für den Hamburger SV, dass der Verein ihm in diesem Winter ein Wechselverbot erteilt hat
Quelle: pa/augenklick/firo Sportphoto/firo/Sebastian El-Saqqa
Er ist der aktuell teuerste Profi des Hamburger SV - kommt aus bescheidenen Verhältnissen. HSV-Profi Douglas Santos spricht über seinen Karriereweg und den Moment, als er vom Angreifer zum Linksverteidiger wurde.

Im Schatten ist es Douglas Santos zu frisch. „Lass uns in die Sonne gehen“, sagt der 24 Jahre alte Brasilianer und rückt den Stuhl etwas weiter nach vorne auf der Terrasse des HSV-Teamquartiers „Las Lomas Village“ in La Manga. Die Bedingungen im Trainingslager in Spanien sind ganz nach seinem Geschmack. Eine willkommene Abwechslung zum tristen Winterwetter in Hamburg.

An die kalte und dunkle Jahreszeit hat er sich noch nicht gewöhnt. Ansonsten ist der Südamerikaner aber nach zweieinhalb Jahren längst angekommen in seiner Wahlheimat. Sportlich ohnehin – und mittlerweile auch sprachlich. Auf Deutsch erzählt Santos im Interview mit WELT wie er durch Zufall Linksverteidiger wurde und verrät, welche Pläne er für seine weitere Karriere hat.

WELT: Douglas Santos, auf der linken Seite verkörpern Sie in der Zweiten Liga internationale Klasse. Stimmt es, dass Sie aber erst recht spät auf diese Position umgeschult haben?

Douglas Santos: Ja, das ist richtig. (lacht) Als Kind habe ich immer im Angriff oder im offensiven Mittelfeld gespielt. Das war die Zeit, als ich mit meinen Freunden jeden Tag auf der Straße gekickt habe. Später habe ich gemerkt, dass meine Chancen auf eine Profikarriere besser sind, wenn ich weiter nach hinten rücke.

WELT: Warum?

Santos: Als ich 17 Jahre alt war, wurde ich zu einem Sichtungsturnier von Clube Náutico Capibaribe eingeladen. Daran haben rund 100 Nachwuchsspieler teilgenommen. Per Handzeichen wollten die Trainer wissen, wer auf welcher Position spielt. Bei Mittelfeld gingen über 50 Hände in die Höhe. Bei den Linksverteidigern waren es hingegen nur zwei. Da habe ich mich schnell entschieden und mich auch gemeldet. Das war in dem Moment eine ganz spontane Entscheidung – aber genau die richtige. Nach einem Monat Probetraining habe ich schließlich den Sprung zu den Profis geschafft.

WELT: Hatten Sie auch einen Plan B?

Santos: Ehrlich gesagt, nein. (lacht) Mein Vater war Busfahrer. Wenn es nicht mit der Profikarriere geklappt hätte, wäre ich wohl auch Busfahrer geworden. Ich bin in bescheidenden Verhältnissen aufgewachsen. Aber uns hat es an nichts gefehlt. Wir hatten immer genug zu essen, waren gesund und hatten einen sehr engen Zusammenhalt in der Familie. Zudem hat mir mein Vater immer ein kleines Taschengeld gegeben. Irgendwann wollte ich aber mein eigenes Geld verdienen. Zum Glück ist mir das mit Fußball gelungen. Heute kann ich meine Familie unterstützen und ihr etwas zurückgeben. Dafür bin ich sehr dankbar.

WELT: Mit einem Marktwert von 7,5 Millionen sind Sie aktuell der teuerste HSV-Profi. Bedeutet Ihnen das etwas?

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Santos: Das freut mich natürlich. Denn darin steckt ja eine Wertschätzung meiner Leistung. Andererseits denke ich darüber nicht wirklich nach. Ich möchte einfach weiter erfolgreich Fußball spielen und mich weiterentwickeln. Was im Moment zählt, ist, dass wir mit dem HSV in die Bundesliga zurückkehren. Alles andere ist egal.

WELT: Der Verein hat Ihnen in diesem Winter ein Wechselverbot erteilt. Können Sie damit leben?

Santos: Auch das ist eine Wertschätzung meiner Leistung. Und ja, ich kann damit leben, habe nun schon fünf Monate in der Zweiten Liga gespielt. Jetzt sind es noch vier und dann sind wir hoffentlich wieder oben. Wenn das Ziel erreicht ist, schauen wir, was im Sommer passiert.

WELT: Den Wunsch, einmal Champions League zu spielen, haben Sie also nach wie vor?

Santos: Natürlich. Das wird sich auch nicht ändern. Die Anfragen gab es ja auch schon. Irgendwann möchte ich mich auf diesem absoluten Topniveau beweisen und mich mit den Besten messen. Das möchte ich natürlich einmal erleben. Für jeden Spieler ist das doch das Größte.

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WELT: Andererseits würde der HSV Ihren Vertrag gerne über 2021 hinaus verlängern. Können Sie sich das vorstellen?

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Santos: Anhören würde ich mir das Angebot auf jeden Fall. Ich fühle mich wohl, bin immer gesprächsbereit. Der HSV muss aber auch Verständnis für meine Situation haben. Wir müssen gemeinsam entscheiden, was für beide Seiten das Beste ist.

WELT: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Landsmann Walace?

Santos: Ja, er ist regelmäßig in Hamburg zu Besuch. Ich bin der Patenonkel seines kleinen Sohns.

WELT: Gemeinsam haben Sie 2016 in Rio die Olympische Goldmedaille gewonnen. Walace hat es nun geschafft, in die Seleção zurückzukehren. Hoffen Sie auch auf eine Einladung?

Santos: Im Moment scheint das Thema eher weit weg zu sein. In der Zweiten Liga stehe ich nicht ganz so im Blickpunkt. Außerdem ist die Konkurrenz auf meiner Position mit Filipe Luís, Alex Sandro oder Alex Telles sehr stark. Mit Nationaltrainer Tite hatte ich bisher noch keinen Kontakt. Wenn ich gut spiele, gibt es aber immer eine Chance. Manchmal kann es ganz schnell gehen. Das hat man bei Walace ja gesehen.

WELT: Zunächst heißt die Mission aber Wiederaufstieg mit dem HSV. Gelingt die Rückkehr in die Bundesliga?

Santos: Ja, davon bin ich fest überzeugt.

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