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Der Fluch hält, die Überraschung bleibt aus

Mit zwei Toren der Mann des Spiels beim HSV: Pierre-Michel Lasogga Mit zwei Toren der Mann des Spiels beim HSV: Pierre-Michel Lasogga
Mit zwei Toren der Mann des Spiels beim HSV: Pierre-Michel Lasogga
Quelle: REUTERS
Im DFB-Pokal kommt der Hamburger SV am Sonnabend mit einem Sieg gegen Oberligisten TuS Erndtebrück nach Hause, doch der FC St. Pauli und der TuS Dassendorf müssen sich geschlagen geben.

Den HSV aus misslichen Situationen zu befreien, damit kennt sich Pierre-Michel Lasogga aus. In Siegen ging es am Sonnabend zwar nicht wie 2014 in Fürth um den Klassenerhalt, doch immerhin bewahrte der einstige Relegationsheld seine Elf beim 5:3 (2:1) gegen Oberligisten TuS Erndtebrück vor einer möglichen Blamage in der ersten Runde des DFB-Pokals. Zunächst hatte es aber überhaupt nicht danach ausgesehen, als würden die Hamburger gen Spielende noch einmal in Bedrängnis geraten.

Schnell führte das Team von Trainer Christian Titz vor 13.588 Zuschauern im Leimbachstadion durch einen von Lewis Holtby verwandelten Foulelfmeter (7.) und einen Treffer von Fiete Arp (10.) mit 2:0. Doch statt gegen den Fünftligisten konsequent nachzulegen, schlich sich der Schlendrian ins Spiel der Gäste ein. „Wir haben mit dem Fußballspielen aufgehört und sind etwas überheblich geworden“, zürnte Sportvorstand Ralf Becker hinterher: „Dadurch haben wir das Spiel noch mal richtig spannend gemacht.“

Lasogga war der Mann des Spiels

Als Lasogga in der 62. Minute eingewechselt wird, hatten es seine Kollegen geschafft, den beruhigenden Vorsprung herzugeben. Ein Grund mehr, es allen zu zeigen, gab der 26-Jährige Angreifer hinterher zu: „Ich bin immer heiß, wenn ich spiele. Aber als das 2:2 gefallen ist, wollte ich unbedingt das Spiel zu unseren Gunsten drehen und das Spiel in 90 Minuten beenden. Deswegen habe ich alles reingelegt.“ Viel Zeit brauchte er nicht, um zum Matchwinner zu werden. Binnen zwei Minuten (65./66.) brachte Lasogga den HSV mit 4:2 in Front.

Nachdem Erndtebrück erneut verkürzen konnte, sorgte Orel Mangala schließlich mit der letzten Aktion der Partie für den Schlusspunkt zum 5:3 (90.). Der Mann des Spiels war aber Lasogga. Hinterher erhielt er dafür sogar eine Trophäe. „Natürlich bin ich stolz darauf. Ich habe diesmal ja nicht lange dafür gebraucht. Das spricht auch für mich“, sagte er. Seit seiner Rückkehr aus England, wo er in der Vorsaison auf Leihbasis für Zweitligist Leeds United gespielt hatte, waren es die ersten beiden Pflichtspieltreffer für den HSV. „Das tut immer gut“, zeigte sich Lasogga erleichtert: „Vor allem für einen Stürmer ist es enorm wichtig. Das war wie ein Dosenöffner für mich. Jetzt möchte ich natürlich daran anknüpfen.“

Ob er dazu in der Liga die Gelegenheit erhält, ließ Titz offen. Zwar bescheinigte er dem bulligen Offensivmann, dass er seine Sache sehr gut gemacht habe: „Er hat das Spiel mit seinen beiden Toren zu unseren Gunsten entschieden.“ Aber auch Lasoggas Konkurrent Arp habe seine Chance genutzt, so der HSV-Coach: „Es waren zwei unterschiedliche Spielhälften. In der ersten Halbzeit hat es auch Fiete gut gemacht. Das wünscht man sich als Trainer – zwei Stürmer haben gespielt und beide haben getroffen. Das sind zwei unterschiedliche Typen für zwei unterschiedliche Spielweisen. Beide haben auf ihre Art gezeigt, dass sie ein Gewinn für unser Spiel sind.“

Titz betonte, dass es jeweils auf die Situation ankomme, wer in vorderster Reihe auflaufen darf. „In der zweiten Halbzeit hat der Gegner deutlich tiefer gestanden“, erklärte er: „Da war klar, dass wir einen Stürmer wie Pierre bringen, der seine Qualitäten in der Box hat und Hereingaben von außen verwerten kann.“ Lasogga selbst sagte zu der Jokerrolle, die er zuletzt inne hatte: „Natürlich will ich in jedem Spiel von Beginn an auf dem Platz stehen. Der Trainer hat sich heute anders entschieden. Das muss man so akzeptieren. Ich bin keiner, der den Kopf hängen lässt. Ich habe meine Reaktion auf dem Platz gezeigt – so, wie ich das immer handhabe. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft so helfen konnte und wir eine Runde weitergekommen sind.“ Formal wurde das Ziel erreicht. Die Art und Weise war jedoch alles andere als überzeugend.

St. Pauli mit Drama und ohne Happy End

Die zweite Hamburger Mannschaft kam mit einem weniger guten Ergebnis nach Hause. Doch am Millerntor wollen sie sich den schönen Sommer nicht vermiesen lassen. Bei einem unterklassigen Klub aus dem DFB-Pokal geflogen: Was soll’s? Die anderen können eben auch Fußball spielen, so der Subtext der Kommentare nach der 2:3-Pleite beim SV Wehen Wiesbaden.

Während Markus Kauczinski die Vorstellung in der ersten Halbzeit als unbefriedigend deklarierte, mochte Sportchef Uwe Stöver der Mannschaft „in Sachen Einsatz, Fleiß und Leidenschaft“ keinen Vorwurf machen: „Die Jungs haben gekämpft, gemacht und getan.“

Nachdem St. Pauli den Rückstand aus der ersten zu Beginn der zweiten Halbzeit egalisiert hatte, deutete alles auf einen Sieg der Hamburger hin. Jedoch entwickelte sich im Laufe der Zeit ein hin- und herwogendes Geschehen. In der Schlussphase der Normalspielzeit und in der Verlängerung wuchs sich die Partie gar zu einem Drama aus. Auf beiden Seiten häuften sich die glasklaren, jedoch vergebenen Torchancen. Erst ein Strafstoß in der Extra-Time brachte den Hessen eine Führung, die sie gleich anschließend auf 3:1 aufstockten. Doch die Hamburger fighteten zurück, schafften durch Christopher Avevor noch den Anschlusstreffer. Mit Ach und Krach brachten die Wehener ihren Sieg ins Ziel. „Wir haben alles rausgehauen“, keuchte Marvin Knoll hinterher. „Jeder ist bis zum Anschlag gegangen. Wir hatten einfach nicht das Glück auf unserer Seite.“

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Philipp Ziereis, der als Abwehrchef nicht in allen Situationen auf der Höhe war und die Sicherheit, mit der er vor seiner langen Verletzungspause imponierte, noch sucht, meinte: „Wenn das 2:1 für uns fällt, geht die Partie anders aus.“ Dass es dazu nicht kam, lag vor allem daran, dass Henk Veerman bei seinem Debüt im braun-weißen Trikot mindestens zwei Hochkaräter vergab. Neben dieser Schwäche im Abschluss zeigte der Niederländer aber einigen Spielwitz und technische Fertigkeiten, deutete an, dass er das Niveau der Elf heben könnte.

So blieb unterm Strich die Erkenntnis: Es war nicht alles schlecht in Wiesbaden. Nur kaufen kann der Kiezklub sich nichts dafür. Der Cupwettbewerb geht auch in dieser Spielzeit ohne sie über die Bühne. Im nächsten Jahr folgt der 14. Versuch nach 13 gescheiterten, den Pokalbann zu brechen.

Keine Überraschung, trotzdem alle glücklich

Die große Überraschung im DFB-Pokal blieb aus, dennoch gab es beim Hamburger Oberliga-Meister TuS Dassendorf nur zufriedene Gesichter. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft und das Umfeld, das dieses Erlebnis ermöglicht hat“, sagte Trainer Elard Ostermann nach der knappen 0:1 (0:1)-Niederlage des krassen Außenseiters gegen den Zweitligisten MSV Duisburg. „Das war ein tolles Event für uns als Dorfverein“, so Sportchef Jan Schönteich. Nach Monaten der Feierlichkeiten mit dem Oddset-Pokalsieg, der fünften Oberliga-Meisterschaft in Serie und dem DFB-Pokal-Hit beginnt für die TuS nun wieder der Alltag: Sonnabend geht es in der Oberliga Hamburg gegen Buchholz 08.

In Erinnerung bleiben die kleinen Geschichten rund um das größte Spiel der Klubgeschichte. So übertraf der Besuch von 3500 Fans die Einwohnerzahl des Dorfs aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg. Im Stadion waren auch Peter Martens und Thomas Hoffmann, die bis Ende Mai das TuS-Trainerduo bildeten. Stilgerecht als Anhänger mit Sonnenbrille und Bierbecher saß Hoffmann unweit der Trainerbänke und ließ es sich in der Schlussphase nicht nehmen, Anweisungen aufs Feld zu brüllen.

Doch es haperte mit der Umsetzung, der TuS hatte in 90 Minuten gerade mal eine Torchance. „Gegen Profis brauchst du auch das Glück, dass vorn einer reinflutscht“, meinte der frühere HSV- und Bochum-Profi Ostermann. Das entscheidende Tor durch Borys Taschtschy (23. Minute) gelang den Gästen. „Sportlich waren wir bis auf die Anfangsphase gut eingestellt und diszipliniert“, sagte Ostermann.

Schönteich lobte das gute Verhältnis zum MSV, wünschte ihm viel Glück im DFB-Pokal und sorgte für den Spruch des Tages: „Den schwersten Brocken auf dem Weg nach Berlin habt ihr jetzt ja aus dem Weg geräumt.“

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