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Top aufgestellt – nur in der falschen Liga

Redakteur
Bonn, Deutschland, Vorbereitungsspiel, 1.FC Köln vs. Mainz 05 5-3 am 27 .7. 2018 im Sportpark Nord in Bonn Trainer Markus ANFANG (FC) re.- und Jhon CORDOBA (FC) li.- Foto: Norbert Schmidt, Düsseldorf | Verwendung weltweit Bonn, Deutschland, Vorbereitungsspiel, 1.FC Köln vs. Mainz 05 5-3 am 27 .7. 2018 im Sportpark Nord in Bonn Trainer Markus ANFANG (FC) re.- und Jhon CORDOBA (FC) li.- Foto: Norbert Schmidt, Düsseldorf | Verwendung weltweit
Kölns Trainer Markus Anfang (r.) und Stürmer Jhon Cordoba gehen optimistisch in die neue Saison
Quelle: picture alliance / Norbert Schmi
Drei Monate nach dem Abstieg gilt der 1. FC Köln als Topanwärter auf eine rasche Rückkehr in Deutschlands Eliteklasse. Besonders ein gebürtiger Kölner verleiht dem Projekt Wiederaufstieg große Hoffnung.

Ein Mangel an Bescheidenheit gehörte noch nie zu den ausgemachten Eigenschaften beim 1. FC Köln. Also versuchten es die Verantwortlichen nach einer Saison, die als die schlechteste in ihre Vereinsgeschichte eingegangen ist, auch gar nicht erst, sich in Demut zu üben. Ganz im Gegenteil: Beim Traditionsklub aus dem Rheinland gaben sie sich vor wenigen Tagen, als rund 50.000 Menschen zur Saisoneröffnungsfeier auf das Gelände am Stadion kamen, so, wie sie künftig auch auf dem Platz agieren wollen – äußerst offensiv.

Es waren markige Worte, mit denen die Verantwortlichen die neue Spielzeit einläuteten, die am Samstag um 13.30 Uhr in der Zweiten Liga mit der Partie beim VfL Bochum beginnt. In Anlehnung an den prominenten Mitabsteiger Hamburger SV etwa gab Toni Schumacher, Vizepräsident des FC, folgende Worte zum Besten: „Ich habe im Urlaub einige Hamburger getroffen und mit ihnen beschlossen, dass wir uns den Rest vom Hals halten. Wir haben ein tolles Trainerteam, eine tolle sportliche Leitung, eine Klassemannschaft. Der Spieler in mir sagt: Ich will Erster werden.“ Der 64-Jährige sprach es – und bekam dafür tosenden Beifall. Wie auch Werner Spinner, der 69 Jahre alte Präsident. Er sagte: „Wir sind top aufgestellt, nur in der falschen Liga. Ich gehe davon aus, dass wir das schnell reparieren und aufsteigen.“

Der Aufstieg ist nicht nur das klare Ziel, sondern fast schon eine Verpflichtung – und er wäre auch eine Art Wiedergutmachung für das, was die Mannschaft dem Anhang in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit angetan hat. Drei ganze Punkte hatte der FC, als er nach dem 14. Spieltag mit der Beurlaubung von Peter Stöger versuchte, mit Stefan Ruthenbeck als neuen Trainer das Ruder noch herumzureißen. Doch am Ende waren es 22 Punkte, die Köln auf dem Konto hatte und die schließlich den sechsten Zweitliga-Abstieg in der Klubgeschichte besiegelten.

Sehrou Guirassy (l.) trifft im Testspiel gegen Wuppertal – ab Samstag ist der Kölner Stürmer in der Zweiten Liga gefordert
Sehrou Guirassy (l.) trifft im Testspiel gegen Wuppertal – ab Samstag ist der Kölner Stürmer in der Zweiten Liga gefordert
Quelle: Getty Images

„Die Fans haben uns mit Würde absteigen lassen. Dafür gilt ihnen ein großer Dank. Sie haben es verdient, dass wir alles dafür tun, die sofortige Rückkehr in die Erste Liga zu schaffen. Auch wenn wir wissen, dass es nicht einfach wird“, sagte Armin Veh, Geschäftsführer Sport, im WELT-Gespräch. Das Ziel Aufstieg sei außerdem so klar und deutlich formuliert worden, „weil wir uns als der 1. FC Köln nicht hinstellen und sagen können: ,Ach, wir schauen mal, was passiert und in der Liga so auf uns zukommt.‘ Mal unabhängig davon, dass wir der Klub mit dem zweithöchsten Etat sind. Auch der verpflichtet“, ergänzte Veh und sprach von 23 Millionen Euro, die der FC für den Kader veranschlagt hat.

Alles auf Anfang

Im Dezember 2017 verpflichtet, war es Veh, der mit seinen Mitstreitern in der Führungsetage früh die Weichen für die neue Saison stellte. Und das auch konnte. „Denn der einzige Vorteil, den der Abstieg mit sich gebracht hat, war der, dass wir frühzeitig wussten, wo wir in der neuen Saison spielen werden“, sagte Veh. Er sieht den Klub gut aufgestellt – wirtschaftlich und sportlich. „Wir haben eine starke Mannschaft, die möglicherweise sogar besser ist als die in der vergangenen Saison. Und wir haben einen neuen Trainer, der die Mannschaft Fußball spielen lässt.“

Mit dem Trainer verbinden sie beim 1. FC Köln viele Hoffnungen – und auch mit dessen Namen. Anfang heißt er, Vorname Markus. Das Wortspiel, alles auf Anfang zu setzen, passt perfekt zur Situation nach dem Absturz des Klubs, der in der vergangenen Saison nach 25 Jahren erstmals wieder im internationalen Geschäft vertreten war. Unvergessen ist das Gastspiel bei Arsenal London, zu dem rund 15.000 Kölner Anhänger nach London gereist waren.

Doch nun heißen die Gegner nicht Arsenal oder Belgrad und im Ligaalltag auch nicht mehr Bayern München oder Borussia Dortmund. Vorerst ist die Zweite Liga das Zuhause. Dass der gebürtige Kölner Anfang ein Trainer ist, der anspruchsvolle Aufgaben meistern kann, hat er eindrucksvoll bewiesen: Mit Holstein Kiel stieg er 2017 in die Zweite Liga auf. Dort scheiterte er dann als Tabellendritter erst in der Relegation am Bundesligisten VfL Wolfsburg (1:3, 0:1).

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Mit Anfang, dessen Verpflichtung Mitte April publik wurde, soll nun der Versuch gelingen, Ähnliches zu schaffen wie mit dem langjährigen FC-Erfolgscoach Stöger: Der FC will aufsteigen, sich in dann in der Beletage des deutschen Fußballs halten und etablieren. „Genau das muss das Ziel sein. Nichts anderes kann für den FC zählen“, sagte Lukas Podolski vor dem Ligastart der WELT. Der Weltmeister, der jahrelang für den 1. FC Köln gespielt hat und derzeit bei Vissel Kobe in Japan unter Vertrag steht, ist voller Zuversicht. „Die Mannschaft ist der Favorit in der Liga, ganz klar. Natürlich hat sie Druck. Doch damit muss sie umgehen können. Ich finde es völlig in Ordnung, dass man offensiv mit dem Ziel Aufstieg umgeht. Das ist ein Signal an die Konkurrenz, zumal man als FC nicht sagen kann, wir spielen um Platz fünf. Das wäre absolut nicht glaubwürdig.“

Lukas Podolski ist vom Kölner Aufstieg überzeugt
Lukas Podolski ist vom Kölner Aufstieg überzeugt
Quelle: Getty Images/Buddhika Weerasinghe

An Markus Anfang, dem neuen Coach, liegt es nun, die Mannschaft in der Liga rasch auf Kurs zu bringen. „Wir haben den Anspruch, dominant zu sein und den Gegner in eine Situation zu bringen, in der wir Vorteile haben“, sagte Anfang mit Blick auf den Saisonauftakt in Bochum. Armin Veh ist überzeugt davon, dass es dem 44-Jährigen gelingt, die hehren Ziele zu verwirklichen. Anfang, der von seiner Zeit in Kiel (2016 bis 2018) als Trainer beim SC Kapellen-Erft und der U17 von Bayer Leverkusen fungierte, sei ein Coach, der „einer Mannschaft erkennbar eine Handschrift mit auf den Weg geben kann“. Zudem könne er auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich arbeiten – und er wäre jemand, der sich nicht aus der Ruhe bringen lassen würde.

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Ob letzterer Eigenschaft passt er zum FC wie die Faust aufs Auge. Einem Klub, der bekannt ist für seine euphorischen Fans. Einem Klub, der Emotionen weckt, der Strahlkraft hat. In der Hymne „Mer stonn zo Dir FC Kölle“ der Band Höhner heißt es unter anderem: „Un mer jon met dir wenn et sin muß durch et Füer.“ Und was das in Köln bedeutet, haben – wenn die Zweite Liga mal symbolisch für das Feuer steht – die Spieler Timo Horn, Jonas Hector oder Marcel Risse im Frühjahr aufgezeigt, als sie sich trotz des Abstiegs zum Verein bekannten und von ihren Ausstiegsklauseln keinen Gebrauch machten. Vor allem bei Hector waren sie in Köln davon ausgegangen, dass er den Verlockungen anderer Klubs erliegt. Doch der Nationalspieler blieb und ist inzwischen neuer Kapitän.

Armin Veh, sein Chef, ist voll des Lobes. „Jonas ist ein außergewöhnlicher Spieler – und Mensch. Dass er bleibt, hätte ich anfangs nie für möglich gehalten. Aber nach unserem ersten langen Gespräch, war ich überrascht. Ich weiß noch, wie ich damals zu meinen Kollegen meinte: ,Ich glaube, er meint das ernst, dass er bleiben will.‘ Und er ist geblieben. Eine tolle Sache. Das hat vielen hier im Klub Auftrieb gegeben. Er ist ein Spieler, der uns sehr guttut“, sagte Veh.

Neue Spieler für 12,5 Millionen Euro

Hector, der laut Transfermarkt.de mit einem Marktwert von 15 Millionen Euro der wertvollste Spieler der Zweiten Liga ist, ist der neue Eckpfeiler beim FC, der sieben neue Spieler in der Sommerpause verpflichtet hat: Niklas Hauptmann (Dynamo Dresden), Lasse Sobiech (FC St. Pauli), Louis Schaub (Rapid Wien), Benno Schmitz (RB Leipzig), Matthias Bader (Karlsruher SC), Rafael Czichos (Holstein Kiel) und Dominick Drexler (FC Midtjylland) kamen für eine Gesamtsumme von 12,5 Millionen Euro. Zehn Spieler hingegen verließen den Klub, dessen Profiteam einen Marktwert von insgesamt 75,1 Millionen Euro hat – und damit Spitze in der Zweiten Liga ist. Zum Vergleich: Aufsteiger 1. FC Magdeburg hat einen Marktwert von gerade einmal 8,8 Millionen Euro.

Es sind Zahlen, die für sich sprechen – und die Favoritenrolle des Bundesliga-Absteigers unterstreichen. Am Freitagnachmittag wird sich das Team auf den Weg nach Bochum begeben, wo tags darauf dann die erste Hürde auf dem Weg zurück ins Oberhaus wartet. Ob sie diese auch meistern, diese Frage stellt sich in Köln kaum einer. Denn im Klub und im Umfeld sind sie guter Dinge.

„Die Kölner haben mit Abstand die beste Mannschaft in der Liga und einen guten Trainer. Dazu noch Fachkompetenz in der Führungsetage – Armin Veh etwa tut dem Klub sehr gut“, sagte Christoph Daum, einst erfolgreicher Trainer beim 1. FC Köln: „Ich sehe das so wie bei den Bayern, bei denen man sich schon nicht mal mehr fragt, ob sie Meister werden, sondern wann sie Meister werden. Das gilt für den FC in Sachen Aufstieg – es ist für mich nur eine Frage, wann er feststeht.“

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