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Hamburg Jairo Samperio

„Das Titz-System passt gut zu mir“

Jairo Samperio ist der bislang letzte Neuzugang beim HSV Jairo Samperio ist der bislang letzte Neuzugang beim HSV
Jairo Samperio ist der bislang letzte Neuzugang beim HSV
Quelle: WITTERS
Gemeinsam zurück nach oben: Nach einem Karriereknick will der 24-jährige spanische Offensivspieler Jairo dem Absteiger HSV dabei helfen, den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen.

In der Luft liegt der Duft von Räucherstäbchen. Die Atmosphäre im Spa-Hotel „Linsberg Asia“ ist geprägt von fernöstlichem Flair. Jairo nimmt Platz auf einem Sofa in der Lobby des HSV-Mannschaftsquartiers im österreichischen Bad Erlach. Der 24 Jahre alte Spanier ist der bis dato letzte Zugang des Zweitligisten. In Mainz sorgte er einst für mächtig Furore. 2015/2016 trumpfte der Iberer mit sieben Toren und fünf Vorlagen groß auf. Zuletzt war die Karriere des Flügelflitzers aber ins Stocken geraten. Bei den Rheinhessen spielte er in der Hinrunde der Vorsaison nur zweimal. Und auch die Zeit als Leihspieler bei UD Las Palmas war nicht von Erfolg gekrönt. Am Ende stieg er mit dem Klub in die Zweite Liga ab. Nun will Jairo beim HSV zurück in die Spur finden. Im Gespräch mit WELT spricht er über seine Ziele und verrät, warum er sich trotz anderer Angebote für den Absteiger entschieden hat.

WELT: Fühlen Sie sich in den ersten Tagen beim HSV ein bisschen wie zurück auf der Schulbank?

Jairo Samperio: Warum fragen Sie?

WELT: Ihr neuer Chef, Christian Titz, fordert sehr viel Eigeninitiative von den Spielern. Im Trainingslager stehen zum Beispiel Referate und Gruppenarbeiten auf dem Programm.

Samperio: Das stimmt. (lacht) Er verlangt, dass wir Spieler unsere Meinung stark einbringen. Das gefällt mir. Es ist wichtig, dass wir untereinander darüber sprechen, welche Vorstellungen jeder Einzelne über das Fußballspielen hat. Das hilft uns dann auch auf dem Platz, besser miteinander zu harmonieren.

WELT: Was war Thema Ihrer Präsentation?

Samperio: Ich war in einer Gruppe mit Aaron Hunt, Lewis Holtby, Jonas David und Bakery Jatta. Wir haben uns Gedanken über die Spieleröffnung gemacht. Andere haben sich mit taktischen Varianten oder Standardsituationen beschäftigt.

Hinter Samperio liegt ein schwieriges Jahr

WELT: Auch im Spiel räumt Christian Titz viel Raum für Verantwortung und eigene Ideen ein. Er sagt: „Die eine Hälfte sind unsere Vorgaben mit und gegen den Ball, die andere Hälfte ist freies Entscheidungsverhalten.“

Samperio: Mir persönlich kommt dieser Ansatz sehr entgegen. Ich sehe mich selbst als einen kreativen Spieler, der eine gewisse Freiheit liebt. Die taktische Grundordnung muss natürlich trotzdem immer gewahrt bleiben. Entscheidend ist die richtige Balance.

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WELT: Zuletzt sind Sie allerdings etwas aus dem Gleichgewicht geraten.

Samperio: Richtig. Hinter mir liegt ein schwieriges Jahr. Sowohl in Mainz als auch zuletzt bei UD Las Palmas habe ich nicht viel gespielt. Umso mehr habe ich mich über das Angebot vom HSV gefreut. Es ist für beide Seiten die Chance, wieder an bessere Zeiten anzuknüpfen. Ich will so schnell wie möglich wieder auf das Niveau kommen, das ich in Mainz gezeigt habe. Und mit dem HSV ist es das klare Ziel, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen.

WELT: Eine Win-win-Situation also?

Samperio: Ja. Wenn es so klappt, wie wir uns das vorstellen, kann man das durchaus sagen.

WELT: Häufig sind es gerade die schwierigen Phasen, aus denen man gestärkt hervorgeht. Was haben Sie in den vergangenen Monaten gelernt?

Samperio: Das Wichtigste ist, sich nicht verrückt machen zu lassen und die Ruhe zu bewahren. Man darf nicht zu sehr auf Stimmen von außen hören. Entscheidend ist, einen klaren Kopf zu behalten und jeden Tag hart zu arbeiten. Irgendwann wird man dann dafür belohnt.

Unterstützung von Freundin Carmen

WELT: Ausgangspunkt für den kleinen Karriereknick war der gescheiterte Wechsel zu Hannover im Sommer 2017. Es heißt, Sie waren schon auf dem Weg, als der Deal dann doch noch in letzter Sekunde platzte.

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Samperio: Ich weiß, was Sie meinen. Fakt ist: Nach drei Jahren in Mainz brauchte ich damals eine Veränderung. Mit Hannover war eigentlich alles klar. Auf dem Weg dorthin sind mir dann aber doch Zweifel gekommen, ob es der richtige Schritt ist. Aus Spanien hatte ich ebenfalls eine konkrete Anfrage vorliegen. Ich war hin- und hergerissen. Am Ende hat beides nicht geklappt, und ich bin in Mainz geblieben.

WELT: Gab es jemanden, der Ihnen in dieser Phase besonders geholfen hat?

Samperio: Meine Freundin Carmen. Wir sind seit acht Jahren zusammen. Sie weiß genau, wie sie mich zu nehmen hat. Ich bin ein eher introvertierter Typ. Wenn ich ein Problem habe, komme ich leicht ins Grübeln. Sie schafft es in solchen Momenten aber immer, mich wieder auf andere Gedanken zu bringen.

WELT: Apropos andere Gedanken. Wie unterscheidet sich der spanische Fußball von der Art, wie in der Bundesliga gespielt wird?

Samperio: Der Fußball in Deutschland hat sich stark verändert. Taktische Disziplin und Fitness sind zwar nach wie vor sehr wichtig. Gleichzeitig rückt das Spiel mit Ball aber immer stärker in den Vordergrund. Das ähnelt dem Stil in Spanien. Die Erfahrung aus beiden Ländern hat mich geprägt. In Deutschland habe ich mein bisher bestes Niveau erreicht. Spielerische Elemente gepaart mit einer stabilen Ordnung – das ist eine gute Mischung. Genau diese Idee verfolgt auch Christian Titz. Das System passt gut zu mir.

WELT: Und die Mentalität?

Samperio: Wir Spanier sind offen und machen gerne Scherze. Das charakterisiert uns, glaube ich, am besten. Wir haben Spaß am Leben und nehmen alles mit einer gewissen Lockerheit.

Früher wurde Samperio „Killer“ gerufen

WELT: Die verkörpern Sie auch auf dem Platz. Einige Tore haben Sie in Mainz mit einer Geste gefeiert, bei der Sie sich die beiden Zeigefinger in Anspielung auf zwei Hörner an den Kopf hielten. Was hat es damit auf sich?

Samperio: Das war ein Gruß an einen Kumpel. Als wir klein waren, haben wir oft miteinander gespielt. Er hatte den Spitznamen „Hirsch“, weil das ein sehr kampfeslustiges Tier ist.

WELT: Haben Sie auch einen Spitznamen?

Samperio: Nein, heute nicht mehr. Früher hat man mich „Killer“ gerufen, weil ich als kleiner Junge so viele Tore geschossen habe. Mittlerweile treffe ich nicht mehr ganz so häufig.

WELT: Das wollen Sie beim HSV bestimmt ändern.

Samperio: Klar. Als Offensivspieler ist es meine Aufgabe, für möglichst viel Gefahr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen, wenn man mich irgendwann wieder „Killer“ nennt. (lacht)

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