Geschätzte 100 Millionen Euro hat er in der Vergangenheit in den Verein gepumpt. Ein Großteil des Geldes ist verbrannt – vieles ausgegeben für Neuverpflichtungen, die den Hamburger SV nicht vorangebracht haben. Was geblieben ist, sind Wut und Streit – zwischen dem HSV und seinem mächtigen Investor: Klaus-Michael Kühne.
Der 81-jährige Logistik-Unternehmer (Kühne + Nagel) und Milliardär hat nun angekündigt, dem HSV den Geldhahn zuzudrehen. Denn der Verein hatte sich geweigert, Kühne zu gestatten, weitere Anteile an der Fußball-AG zu erwerben. „Ich werde den Verein nicht weiter fördern, weil mein Wunsch, meine Anteile langfristig aufstocken zu können, nicht respektiert wird“, schimpfte Kühne in der „Sport Bild“.
Das Problem: In der Vereinssatzung ist eine Sperrklausel von 24,9 Prozent verankert. Kühne besitzt derzeit 20,57 Prozent und ist größter Einzelaktionär. Der HSV e.V. hält 76,19 Prozent und gibt in der AG den Ton an. Derzeit stehen noch 1,09 Prozent der Anteile zum Verkauf – doch Kühne will mehr. Er wolle bis zu zehn Prozent der Aktien kaufen. Damit würde er ein Vetorecht besitzen – und könnte Entscheidungen blockieren.
Verbleib in der Mittelmäßigkeit möglich
Weil ihm das verwehrt bleibt, zieht sich Kühne jetzt nicht nur als Investor zurück, sondern rechnet auch mit Verein und Führung ab. Im Interview mit Sport1 erklärt der 81-Jährige seine für den HSV schwerwiegende Entscheidung. Dass Kühne weiterhin weniger als 25 Prozent der Aktien halten sollte, hält er „für kurzsichtig und für nicht professionell“. Er könne nur mit maßgeblichen Beiträgen eine starke Mannschaft formen. „Dass man diesen Weitblick nicht besitzt, war für mich in der Tat eine große Enttäuschung“, erklärt Kühne.
Auch mit HSV-Präsident Bernd Hoffmann rechnet Kühne bei Sport1 ab. Es habe „niemals Krach gegeben“, die Zusammenarbeit habe sich sogar kontinuierlich verbessert. „Dann hat Hoffmann sich gedreht – offensichtlich sind geben und nehmen für ihn Fremdwörter“, wirft Kühne vor.
Trotzdem will Kühne auch künftig dem HSV die Daumen drücken, vertraut in der Zweiten Bundesliga auf die Arbeit von Trainer Christian Titz. „Aber er muss auch über talentierte Spieler verfügen, die zu einer neuen Mannschaft zusammenwachsen“, merkt Hoffmann an.
Ob das ohne die Millionen des Logistikunternehmens möglich sein wird, weiß selbst Kühne nicht. „Ich halte sowohl einen Aufschwung wie auch einen Verbleib in der Mittelmäßigkeit für möglich.“