Bundesliga

HSV-Coach Gisdol spricht Klartext: "Wir stoßen mit diesem Kader an unsere Grenzen"

HSV-Trainer redet Klartext nach dem Absturz zum Einjährigen

Gisdol: "Wir stoßen mit diesem Kader an unsere Grenzen"

Krise? Nicht schon wieder! Beim Hamburger SV, hier Lewis Holtby, macht sich Verzweiflung breit.

Krise? Nicht schon wieder! Beim Hamburger SV, hier Lewis Holtby, macht sich Verzweiflung breit. imago

Am morgigen Dienstag hat Markus Gisdol sein Einjähriges. Ein Grund zum Feiern ist das dieser Tage nicht, denn der HSV steht schon wieder beinahe genau da, wo er ihn am 26. September 2016 übernommen hat - am Abgrund. Vier Pleiten bei 0:10 Toren haben nicht nur den Traumstart zunichte gemacht, sie haben vor allem auch das Punktepolster aufgebraucht. Und, fast noch schlimmer: Wie vor einem Jahr fehlt dem neutralen Betrachter die Phantasie, wie diese Formation in der Lage sein soll, ein Bundesligaspiel zu gewinnen.

Krise ist, wenn einer den Begriff in den Mund nimmt, während der andere es immer noch mit Worten wegzuschieben versucht - der Bundesliga-Dino hat genau dieses Stadium erreicht. Schon wieder. "Wir stecken in einer Krise, da können wir nicht mehr drumherum reden", sagt Christian Mathenia. Mergim Mavraj hingegen findet: "Ich rede nicht von Krise. Ich rede davon, dass wir jetzt gegen Werder eine riesige Chance haben, den Bock umzustoßen."

Den Bock umstoßen - noch so eine Redewendung, die das Ausmaß der Verzweiflung verdeutlicht. Hamburg ist nicht konkurrenzfähig ohne seine komplette Abteilung Attacke. Nicolai Müller, Aaron Hunt und Filip Kostic sind seit Wochen verletzt, Bobby Wood ist ein Totalausfall. Am Montag meldete sich auch noch Stürmer Sven Schipplock ab. Der 28-Jährige hat sich beim Training eine Rückenverletzung zugezogen.

"Formation scheißegal"? Eben nicht

"Es ist scheißegal, wie wir dastehen, scheißegal, in welcher Formation wir spielen", sagt Mavraj. Die Realität freilich sieht anders aus. Seit vier Partien ist der HSV nicht nur torlos, er kreiert auch kaum Torchancen - weil es eben nicht egal ist, wer spielt. Für Gisdols Umschaltspiel fehlt es derzeit am entsprechenden Personal, durch die Ausfälle von Rick van Drongelen und Albin Ekdal ist auch die defensive Stabilität abhandengekommen.

Hinzu kommt: Vermeintliche Eckpfeiler sind außer Form. Wood ist nur einer, Gotoku Sakai ein anderer, auch Mavraj knüpft nicht mehr an seinen starken Start in Hamburg aus dem Frühjahr an. Gisdol ehrlich: "Wir stoßen mit diesem Kader momentan ab und zu an unsere Grenzen." Auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen erklärt: "Wir sind personell arg gebeutelt. Und dann fehlt uns eben die Qualität, um in Leverkusen zu bestehen."

Todt: "Haben schon Schlimmeres überstanden"

Was bleibt, ist das Prinzip Hoffnung. "Wir haben ein viel besseres Auftreten als teilweise in der Vorsaison", findet Sportchef Jens Todt, "deswegen bin ich fest davon überzeugt, dass wir uns aus dieser Situation befreien können. Wir haben schon Schlimmeres überstanden." Aber sie haben eben auch nichts Besseres daraus gemacht. Das Nord-Duell gegen Werder Bremen am Samstag wird damit das, was es in den zurückliegenden Jahren eigentlich immer war: ein Keller-Derby.

Sebastian Wolff

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - Hamburger SV