Den abtrünnigen Vereinshelden im Trikot des wenig geschätzten Nachbarn zu sehen, erzeugt immer noch Schmerzen. „Natürlich tut es weh, dass er jetzt im HSV-Dress aufläuft“, gesteht Werder Bremens Kapitän Zlatko Junuzovic vor dem Nordderby. „Er hat von der Jugend an so lange für diesen Verein gespielt, da wird Werder noch in seinem Herzen sein.“
Gemeint ist Junuzovics früherer Mitspieler Aaron Hunt, der seit 2015 für den Hamburger SV aufläuft und am Ostersonntag tatsächlich erstmals als Gastspieler ins Weserstadion zurückkehrt. Sowohl bei seinem Engagement in Wolfsburg als auch seit seiner Zeit beim HSV hat hartnäckiges Verletzungspech stets ein Mitwirken des hochveranlagten Regisseurs verhindert. Nun also die Premiere für Hunt.
„Aaron wird ein mulmiges Gefühl haben, zum ersten Mal als Gegner und dann noch als Hamburger ins Weserstadion zu kommen“, glaubt Junuzovic. Doch er könnte mit der Prognose danebenliegen. Denn der Rückkehrer selbst gibt sich durchaus optimistisch vor dem Duell der beiden Nordklubs. „Ich musste nun rund zweieinhalb Jahre warten, um wieder einmal in Bremen zu spielen. Ich freue mich sehr darauf.“
Ein Wechsel in die Türkei zerschlug sich
Die Vorfreude mag auch darin begründet liegen, dass Hunt, 30, endlich angekommen zu sein scheint bei seinem neuen Klub. In der Winterpause galt er noch als Verkaufskandidat, ein angedachter Wechsel in die Türkei zerschlug sich aber. Zum Glück für den Bundesliga-Dino, denn Hunt ist eines der Schwungräder für die Mannschaft geworden. Am vergangenen Wochenende erzielte er beide Treffer beim 2:1 über Hoffenheim, hinterher feierten ihn die Fans im Volksparkstadion euphorisch. Zum ersten Mal.
Denn als Ur-Bremer – Hunt spielte von 2001 bis 2014 für Werder – galt der Neue vielen HSV-Anhängern als verdächtig. Seine Spielweise stützte lange die Vorbehalte, erst ein Gespräch mit Trainer Markus Gisdol bewirkte die Wende. Er habe seinem Mittelfeldspieler klar gemacht, wie richtiges Pressing auf dem Feld funktioniere, ließ der Coach wissen. Mit Erfolg. Hunt erobert viele Bälle, und als Edeltechniker spielt er dann oft entscheidende Bälle in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr.
Nun soll der Ex-Bremer gar in Hamburg bleiben, sein Vertrag läuft ohnehin noch bis 2018. Es ist so etwas wie Liebe auf den zweiten Blick.