Bundesliga

Spielervermittler streben internationales Gütesiegel an

Mehr Seriösität, Qualität und Professionalität

Spielervermittler streben internationales Gütesiegel an

Weg von den "merkwürdigen Leuten": Die DFVV will neue Richtlinien und Regelungen einführen.

Weg von den "merkwürdigen Leuten": Die DFVV will neue Richtlinien und Regelungen einführen. imago

Die Deutsche Fußballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV) arbeitet zurzeit mit dem DFB und der DFL an Richtlinien und Regelungen, die einmal verbindlichen Charakter auf dem Transfermarkt erlangen sollen. "Nach dem Vorbild der Niederlande, wo unsere Partnerorganisation Pro Agent schon sehr weit ist, streben wir eine Art Gütesiegel an, das ein nationaler Fußballverband, in Deutschland also DFB oder DFL, an die organisierten Vermittler vergibt", erläuterte Geschäftsführer Dr. Gregor Reiter am Rande einer Tagung, zu der die europäische Dachorganisation der Spielervermittler EFAA nach Hannover eingeladen hatte. "Zugleich verpflichten sich unsere Mitglieder, sich an die von der DFVV vorgegebenen Qualitätsstandards zu halten." Mit der Zertifizierung soll eine Empfehlung der jeweiligen Verbände an Klubs und Spieler einhergehen, bei Transfers jeweils mit einem auf diese Weise anerkannten Vermittler zusammenzuarbeiten.

Die internationale FIFA-Lizenz für Agenten war 2015 vom Weltverband abgeschafft worden. "Jeder konnte plötzlich den Job machen, jeder wollte ein Stück vom großen Kuchen. Der Markt erlebte einen Tsunami von Leuten, die sich als Spieleragenten ausgaben", schildert EFAA-Generalsekretär Roberto Branco Martins die Ausgangsproblematik. "Die Vereine wollen das nicht. Sie werden am Verhandlungstisch oft mit merkwürdigen Leuten konfrontiert. Schwierig, dann ein sauberes Geschäft zu tätigen."

Mehr Seriosität, mehr Qualität, bessere Organisation

Nun wollen die EFAA und ihre zurzeit 16 Mitglieder, darunter die nationalen Vereinigungen der für den Spielermarkt wichtigsten europäischen Länder, mehr Seriosität, Qualität und eine bessere Organisation in die Branche bringen. "Unter anderem streben wir für die organisierten Vermittler an, dass das an sie von den nationalen Verbänden vergebene Gütesiegel zugleich in den anderen Mitgliedsländern der EFAA anerkannt wird", so Gregor Reiter. Damit entfiele für die Agenten etwa das in manchen Staaten komplizierte Registrierungsverfahren als Voraussetzung dafür, dort als Vermittler aufzutreten. Parallel biete die DFVV ihren Mitgliedern eine Berufshaftpflichtversicherung, Möglichkeiten der Ausbildung sowie wichtige Unterstützung für die Tätigkeit etwa mit ihrem Knowhow und Beistand in Rechtsfragen oder ihrem internationalen Netzwerk. "Wenn zum Beispiel ein Kollege in Schweden ein Geschäft tätigen will, haben wir die notwendigen Kontakte, es wird wesentlich einfacher für ihn."

Vermittler könnten sich so ganz im Sinne der EU-Richtlinien wieder freier auf dem Arbeitsmarkt bewegen. In einer späteren Stufe soll die Mitgliedschaft in einer der EFAA angehörigen nationalen Vereinigung bindend werden. "Das verhielte sich dann vergleichsweise wie beim Bund Deutscher Fußball-Lehrer", so Reiter, "auch dort behalten Trainer etwa nur dann ihre Lizenz, wenn sie diese regelmäßig durch eine Teilnahme an den weiterbildenden BDFL-Veranstaltungen verlängern." Zudem hoffen die Initiatoren auf eine Sogwirkung auf kleinere Länder, wenn sich immer mehr Kollegen der für das Transfergeschehen wichtigen, sogenannten "Käuferländer" der Idee anschließen.

"Selbstreinigungsprozess unserer Berufssparte"

Die Branche bleibt derweil rechtlich auch zukünftig ein freier Markt, zu dem jeder, der sich dazu berufen fühlt, Zugang hat. "Wir wollen auch niemanden ausgrenzen oder ächten", betont Branco Martins. "Im Vordergrund steht vielmehr unsere Überzeugungsarbeit bei allen an Transfers beteiligten Parteien." Man wolle Standards etablieren und dafür im Gegenzug Empfehlungen erhalten. "In gewisser Weise ist dies auch ein Selbstreinigungsprozess unserer Berufssparte", so Reiter. Aus den Vereinen seien Wirtschaftsunternehmen mit hoher Verantwortung und Verpflichtung gegenüber ihren Geldgebern geworden. "Da sollte dem Risiko, mit nicht zertifizierten Beratern zu arbeiten, doch schon aus Selbstschutz aus dem Weg gegangen werden."

Auf dem Weg zu höherer Professionalität setzen die organisierten Spielervermittler nicht zuletzt auch auf eine Eigendynamik – in ihrer Berufssparte wie bei den potenziellen Verhandlungspartnern, also Klubs und Spielern und Verbänden.

Michael Richter