Bundesliga

Liebe "Marktwertler", lernt bei Mainz und Augsburg!

Kommentar von Rainer Franzke, kicker-Chefredaktion

Liebe "Marktwertler", lernt bei Mainz und Augsburg!

Der neue TV-Vertrag ist da - jetzt geht es um die Verteilung.

Der neue TV-Vertrag ist da - jetzt geht es um die Verteilung. picture alliance

Es ist eine Unverfrorenheit. Knapp fünf Stunden nach Bekanntgabe der milliardenschweren TV-Verträge durch DFL-Boss Christian Seifert eröffnete das selbst ernannte "Team Marktwert" schon den Kampf um die Verteilung der Gelder ab der Saison 2017/18. Während die Aussagen von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ("Ein ausgezeichnetes, ich würde schon sagen überragendes Ergebnis") noch in den Nachrichtensendungen liefen, meldete sich "Team Mehrwert", wie einige Bundesligavertreter spötteln, mit einer von Eintracht Frankfurt verbreiteten Pressemitteilung zu Wort.

Nach kurzer Gratulation an die DFL für das Verhandlungsergebnis kommen die Forderungen auf den Tisch . Axel Hellmann, Vorstand der Hessen, erklärt: "Wir halten es für zwingend notwendig, dass neben den bestehenden Säulen auch der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins bei der Verteilung berücksichtigt wird. Damit fordern wir nur das, was in sämtlichen europäischen Topligen bereits üblich ist - nämlich eine gerechtere und zeitgemäße Verteilung der TV-Gelder - auch in der Bundesliga." Anschließend werden die 30 anderen Profiklubs aufgefordert, sich dem Team Marktwert "anzuschließen".

Was das Sextett fordert, ist absurd

Ruft da jemand zu einer neuen Organisation neben der DFL auf?

Umfrage

Hertha BSC, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, der Hamburger SV, der 1. FC Köln und der VfB Stuttgart schlossen sich im Herbst 2015 zusammen . Da macht ein Sextett mobil, das in den vergangenen Jahren nicht gerade durch spektakulären sportlichen Erfolg aufgefallen ist. Das in der für die Verteilung der TV-Gelder maßgeblichen Fünfjahreswertung der DFL unter Einbeziehung der Endplatzierungen der Klubs in den jeweiligen Spielzeiten vom FSV Mainz 05 und dem FC Augsburg abgehängt worden ist. Von zwei Vereinen aus kleineren Städten mit Einwohnerzahlen unter 300.000 Menschen und kleineren Stadien. Vereine wie Augsburg und Mainz, die sich mit einem pfiffigen Management in der Bundesliga etabliert haben, sollen jetzt also herhalten für jene Vereine, die ihr Geschäft eben nicht so gut beherrscht haben? Das ist absurd und würde jedes Erfolgs- und Leistungsprinzip konterkarieren!

Rainer Franzke, kicker-Chefredaktion

Rainer Franzke, kicker-Chefredaktion

Das "Team Marktwert" wäre gut beraten, das eigene Geschäft besser zu führen

Den vermeintlich Großen (nach Tradition, Einschaltquoten, Zuschauern, Sponsoren und Mäzenen) auf Kosten der vermeintlich Kleinen (kleinere Städte und Stadien, kürzere Bundesligazugehörigkeit) mehr Geld zu geben, wäre unsozial und keinesfalls gesellschaftskonform. Die Protagonisten im "Team Marktwert" wären klug beraten, ihr eigenes Geschäft besser zu führen. Was würde es bringen, ihnen aus dem fetten Fleischtopf der TV-Gelder zwei, drei Millionen Euro mehr als eben Vereinen wie Augsburg, Mainz oder auch Freiburg zu geben?

Dieses Geld würde erfahrungsgemäß wieder wie Wasser durch die Hände der Empfänger fließen. Wer, wie zum Beispiel der HSV, permanent auf Zuwendungen eines Mäzens wie Klaus-Michael Kühne angewiesen ist, um seinen Kader zu verstärken oder die Lizenzerteilung zu sichern, dem ist mit zwei, drei Millionen Euro mehr wohl kaum geholfen.

Die großen Profiteure wären erst mal Bayern und Dortmund

Und es ist auch eine Milchmädchenrechnung, die das "Team Marktwert" da aufmacht. Würde sich eine Mehrheit der Profiklubs den Forderungen anschließen, wären zunächst einmal Rekordmeister FC Bayern München und Borussia Dortmund die größten Profiteure. Gemessen an Erfolg, Einschaltquote, Zuschauer- und Fanaufkommen bekämen sie den größten Zuschlag - die Bundesliga würde noch weiter auseinanderklaffen.

Deshalb, liebe "Marktwertler": Legt eure Konzepte in die unterste Schublade, bedankt euch für den neuen Millionensegen bei den TV-Sendern und Medienunternehmen, lernt bei Bayern und dem BVB, Augsburg und Mainz und kümmert euch dann so richtig um euer eigenes Geschäft in eurer Stadt und rund um eure Stadien.

PS: Die Kölner befinden sich in dieser Hinsicht mit ihren Geschäftsführern Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle schon auf einem verheißungsvollen Weg.