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Hamburg HSV-Stürmer Schipplock

„Ich habe momentan nicht die Qualität“

Die Null in Sven Schipplocks Rubrik „Saisontore“ hat weiter Bestand. Dabei hatte er gegen kriselnde Mainzer die beste Tor-Chance. Nun soll gegen Wolfsburg der Klassenerhalt perfekt gemacht werden.

Am Tag danach ist die Laune schon wieder etwas besser – zumindest kann er wieder lächeln. Als Sven Schipplock am Sonntag um 11.08 Uhr nach einem lockeren Auslaufen vom Übungsplatz im Volkspark schreitet, posiert er geduldig für Selfies mit den Fans und macht dabei ein freundliches Gesicht. Es ist das Kontrastprogramm zu der frustrierten Miene, mit der er am Sonnabend in der 69. Minute vom Rasen der Mainzer Coface-Arena geht und mit der flachen Hand auf die Verkleidung der Hamburger Auswechselbank hämmert.

Der Grund für den Ärger des 27 Jahre alten Angreifer: Er hätte der strahlende Held sein können, der den HSV zum Klassenerhalt schießt. Stattdessen wollte sich Schipplock nach dem 0:0 beim 1. FSV Mainz 05 wohl am liebsten im Boden vergraben. Einfach nur weg, nicht mehr an jene 51. Minute denken, als er alleine auf Loris Karius zusteuerte – und mit seinem Schuss am Keeper der Rheinhessen scheiterte.

Seit 19 Partien ohne Tor

Es bleibt dabei: Die Null in Schipplocks Rubrik „Saisontore“ hat weiter Bestand und die Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt ist beim HSV erneut vertragt. Die doppelt verpasste Chance bei kriselnden Mainzern, die zuvor drei Mal in Folge nicht hatten gewinnen können und auch gegen den HSV lange keine spielerische Linie fanden, nagte an Schipplock. „Ich ärgere mich von allen am meisten“, haderte der Sommerzugang mit seiner Abschlussschwäche, die seit nunmehr 19 Partien im Dress des Hamburger Traditionsvereins andauert.

Er habe gefühlt in jedem Spiel „eine gute Chance“ – das Problem: „Ich treffe momentan einfach die falschen Entscheidungen oder der Torwart ist ein Stückchen besser.“ Wie im Duell mit Karius. Zu viel Zeit zum Nachdenken habe er auf seinem Weg in Richtung Mainzer Tor nicht gehabt, beteuert Schipplock: „Es geht so schnell. Als Stürmer ist man Instinktspieler. Du schaust den Torwart an und denkst: rechts oder links vorbei? Ich habe mich für rechts entschieden und der Torwart leider auch.“ Ein folgenschwerer Fehlschuss. „Wenn wir das 1:0 machen, dann gehen wir auch als Sieger vom Platz“, ist sich Schipplock sicher, der die größte Chance zur Hamburger Führung vergab.

Es fehle ihm aktuell an Selbstvertrauen vor dem Tor, erklärt Schipplock. Selbstvertrauen, das man sich jedoch nur holen könne, „wenn es im Spiel mal klappt“. Im Training könne man zwar an Automatismen feilen, „schlussendlich braucht man dann aber auch manchmal ein Quäntchen Glück“. Nur von Glück oder Pech wolle er jedoch nicht sprechen, gibt sich Schipplock selbstkritisch: „Es ist auch eine Qualitätsfrage – und die Qualität habe ich momentan nicht.“ Zumindest nicht im Abschluss.

In der Balleroberung mache der frühere Hoffenheimer seine Sache nämlich hervorragend, lobt HSV-Trainer Bruno Labbadia. Er wisse aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie sehr einem die Flaute vor dem gegnerischen Tor zusetzen kann, sagt der frühere Klassestürmer: „Ich kann da mitfühlen, er macht das ja auch nicht absichtlich“. Zumal er bereits bewiesen habe, dass er Tore machen kann. Wichtig sei es, nun dranzubleiben. „Die Ruhe bekommt man erst mit den Toren, dann wird es auch wieder von selbst laufen“, sagt Labbadia. Den Kreislauf gelte es nun zu durchbrechen. Mit einem Erfolgserlebnis. Entscheidend auf dem Weg sei Folgendes, so Labbadia: „Er darf sich nicht abbringen lassen von seinen Stärken.“ Das habe er in der Vergangenheit zwischenzeitlich mal gemacht und dann auch einige Male nicht im Kader gestanden. Zuspruch statt Tadel, Labbadia redet seinen Pechvogel stark. Ebenso wie die Mitspieler.

Andere Spieler in die Pflicht nehmen

Es tue ihm sehr leid für Schipplock, „dass er das Tor nicht gemacht hat“, bedauert Lewis Holtby. Unermüdlich sei er vorne stets als erster Verteidiger unterwegs, „setzt den Gegner früh unter Druck und erarbeitet sich immer wieder die Chancen“. Irgendwann werde er für diesen hohen Aufwand auch belohnt werden, so Holtby. Bis dahin hoffe er, „dass er seinen Kopf oben behält“. Statt die Schuld bei der in dieser Saison nicht eben gerade überzeugenden Offensivabteilung zu suchen, sagt der defensive Mittelfeldspieler: „Vielleicht müssen wir anderen auch mal in die Pflicht genommen werden, das Tor zu machen – damit nicht immer der ganze Druck auf den Stürmern lastet.“

Eine Frage der Balance, mit der sich der HSV nach wir vor schwer tut. Defensiv steht die Labbadia-Elf meist kompakt und lässt wenige Chancen des Gegners zu. In der Offensive mangelt es aber an der nötigen Kaltschnäuzigkeit – und weil das so ist, wie in Mainz einmal mehr unter Beweis gestellt, kann zwei Spieltage vor Saisonende immer noch nicht offiziell Entwarnung gegeben werden. Zwar ist der direkte Abstieg kein Thema mehr, ein Abrutschen auf den Relegationsrang ist dagegen rechnerisch noch möglich – wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.

Positive Gedanken statt Schwarzmalerei

Der Punkt in Mainz sei ein kleiner Schritt gewesen, so Holtby, der gleichwohl warnt: „Wir sind aber noch nicht durch“. Endgültige Entwarnung soll am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf welt.de) im kleinen Nordderby gegen den VfL Wolfsburg gegeben werden: „Da müssen wir den Sack zu machen.“ Kapitän Johan Djourou fordert ebenfalls: „Wir brauchen noch einen Sieg.“ Allerdings sind dazu Tore nötig, zumindest eins.

Und Schipplock? Der versucht derweil, sich mental nicht weiter runterziehen zu lassen von seinen jüngst en masse verpassten Top-Gelegenheiten. Positive Gedanken statt Schwarzmalerei, lautet seine Devise. Ladehemmung? „Ich bin lange genug im Fußballgeschäft, um zu wissen, dass das dazugehört“, sagt er. Irgendwann, so die Hoffnung, wird auch er mal wieder über einen eigenen Treffer jubeln dürfen. Und der HSV endlich über den Klassenerhalt. Am besten schon am kommenden Wochenende gegen Wolfsburg.

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