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Hamburg Labbadia optimistisch

„Die Jungs, die da sind, werden es reißen"

HSV-Trainer Bruno Labbadia muss beim Nordderby gegen Bremen auf einige wichtige Spieler verzichten HSV-Trainer Bruno Labbadia muss beim Nordderby gegen Bremen auf einige wichtige Spieler verzichten
HSV-Trainer Bruno Labbadia muss beim Nordderby gegen Bremen auf einige wichtige Spieler verzichten
Quelle: dpa
HSV-Coach Bruno Labbadia fährt mit einem ausgedünnten Kader zum Nordderby nach Bremen. Im Vorfeld der Partie meldet sich ausgerechnet Ex-Werder-Keeper Tim Wiese zu Wort: „Not gegen Elend“.

Das Gesicht des Hamburger SV in dieser Saison ist eindeutig der Trainer. Bruno Labbadia hat dem bis Sommer chronisch kriselnden und fast dem Untergang geweihten Klub ein Gesicht, seine Würde und das Versprechen auf eine gute Zukunft zurückgegeben. So wirkte der Coach auch vor dem Nordderby bei Werder Bremen Samstag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf welt.de) extrem frisch und aufgeräumt. „Ich bin heute frühmorgens um die Alster gelaufen, es war super schönes Wetter“, verbreitete er gute Laune, ohne dabei den Blick für das Wesentliche zu verlieren.

Denn die Personalsituation beim HSV sieht momentan alles andere als rosig aus: Neben den langzeitverletzten Stammspielern Dennis Diekmeier, Emir Spahic und Albin Ekdal fallen nun definitiv auch Gojko Kacar, der sich einen Innenbandanriss im Knie zuzog und die gesamte Hinspielserie nicht mehr spielen kann, sowie Spielmacher Aaron Hunt (wegen Grippe und Mandelentzündung) aus. Zudem leidet Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga gerade an einem Magen- und Darminfekt, sein Einsatz ist stark gefährdet. „Wir wollen nicht jammern, die Jungs, die da sind, werden es reißen“, resümierte Labbadia trocken. Das Momentum ist nach dem spektakulären 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund am vorigen Spieltag auf Seiten der Hamburger. Bremen kam indes mit 0:6 beim VfL Wolfsburg unter die Räder, verlor zudem vier seiner letzten Heimspiele.

Vor fünf Jahren noch Topduelle

„Samstag um 15.30 Uhr wird das Erlebnis vom Wochenende keine Rolle mehr spielen“, beschwichtigte Labbadia, „wir gehen mit viel Selbstbewusstsein rein, Bremen wird uns alles abverlangen.“ Dennoch wolle sein Team an die extrem resolute Gangart gegen Dortmund, spielerisch wie kämpferisch, auch an der Weser anknüpfen, so Labbadia, der zwischen 1996 und 1998 selber für Werder auf Torjagd gegangen war. Bis vor fünf Jahren waren die Duelle beider Nordnachbarn noch Topspiele der Bundesliga, seitdem krebsen beide Vereine nach finanziellen Erdrutschen eher im unteren Feld der Tabelle rum, zählen immer wieder auch zu den Abstiegskandidaten. Momentan ist Bremen 14. der Tabelle, der HSV hat sich im Mittelfeld mit fünf Siegen, drei Remis und fünf Niederlagen auf Rang zehn festgesetzt.

Der Kung-Fu-Tritt von Tim Wiese gegen Ivica Olic im Jahr 2008 ist vielen HSV-Fans noch im Gedächtnis
Der Kung-Fu-Tritt von Tim Wiese gegen Ivica Olic im Jahr 2008 ist vielen HSV-Fans noch im Gedächtnis
Quelle: WITTERS/Witters Sport Presse Fotos

„Es ist vor ein paar Jahren um mehr gegangen“, gab auch Labbadia unumwunden zu, „beide hätten nichts dagegen, wenn wir uns wieder auf diesem Niveau treffen.“ 2009 noch fochten sie das Uefa-Cup-Halbfinale aus. Der damalige Werder-Keeper Tim Wiese stichelte nun im Vorfeld der Partie, es spiele „Not gegen Elend“.

Doch für Labbadia sei das Derby auch jetzt noch „das Salz in der Suppe, egal auf welchem Niveau“, so der 49-jährige HSV-Trainer. Sein Debüt bei der Rückkehr als Coach nach Hamburg im April absolvierte der Hesse ebenfalls gegen Bremen, das Spiel ging mit 0:1 verloren. Der längst ausgemusterte Valon Behrami hatte damals den Bremer Spielmacher Zlatko Junuzovic im Strafraum umgerissen, der fällige Elfmeter die Niederlage bedeutet. „Unsere Chance auf den Klassenerhalt lag damals bei zehn Prozent“, erinnerte der Coach. Mit einer beispiellosen Aufholjagd, die vor allem der Akribie und der Motivationskunst Labbadias zugeordnet werden, schafften die Rothosen dennoch in der Relegation den Klassenerhalt. Seitdem geht es zwar in kleinen Schritten, aber sukzessive aufwärts. „Es werden noch ein paar Etappen kommen, in denen die Oberschenkel brennen“, so das Labbadia-Motto.

Vor allem hat er den Spielern den verloren gegangenen Glauben an sich zurückgegeben. Dennoch muss Labbadia personell häufig improvisieren, gerade wenn wie jetzt Schlüsselspieler verletzt sind. Der Spielerkader wurde im Sommer mit einem radikalen Schnitt um rund zehn Millionen Euro heruntergefahren. Die Finanzlage am Volkspark ist dennoch nach wie vor dramatisch. So wird für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Minus im zweistelligen Bereich erwartet. „Auch in der nächsten Saison müssen wir den Etat noch mal senken“, sagte der Direktor Profifußball Peter Knäbel. Auch wenn nun mit dem früheren „Hawesko“-Chef Alexander Margaritoff ein weiterer Investor eingestiegen ist (zwei Millionen für 0,75 Prozent).

Auf die Frage, ob er nicht etwas forscher bezüglich der Personalpolitik beim Vorstand um Vereinsboss Dietmar Beiersdorfer auftreten wolle, gab Labbadia ernst zu bedenken, er habe erst vor wenigen Tagen mit Knäbel und Beiersdorfer zusammengesessen. „Wir sind nicht auf Rosen gebettet“, lautete die Bilanz. Labbadia erinnerte an die nicht allzu ferne Vergangenheit: „Sportlich waren wir, als ich gekommen bin, ein Sanierungsfall, nachdem es fünf Jahre abwärts gegangen war.“ Dem müsse man nun Tribut zollen, „deshalb kann ich nicht so forsch sein, wie ich es gerne hätte“.

Die einzige Hoffnung beim HSV auf einen lukrativen Transfer zeitnah ist hierbei das ewige Raunen des Großinvestors Klaus-Michael Kühne (18,75 Millionen für 7,5 Prozent). Dieser hatte erst jüngst wieder indirekt angeboten, seine Schatulle noch einmal aufzumachen. Dann aber wohl zweckgebunden für einen Stürmer.

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