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Labbadia verteidigt Holtby in Schiedsrichteraffäre

Der HSV ist um Ruhe bemüht. Nachdem Lewis Holtby die Unwahrheit über Schiedsrichter Aytekin verbreitet und sich dafür entschuldigt hat, meldet sich sein Trainer zu Wort. Er nimmt Holtby in Schutz.

Die Zornesröte war wieder aus seinem Gesicht verschwunden. Nachdem Bruno Labbadia sich am Sonnabendnachmittag in Köln kurzzeitig als Wüterich an der Seitenlinie aufgeführt hatte, war der HSV-Trainer gestern im Anschluss an das Auslaufen im Volkspark um einen nüchterneren Blick auf die spielentscheidende Szene des Vortrags bemüht.  

Statt Ärger über den umstrittenen Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Deniz Aytekin in der 78. Minute und die anschließende Roten Karte für Emir Spahic dominierte bei Labbadia die Enttäuschung darüber, dass sich seine Elf beim 1:2 (0:0) gegen den 1. FC Köln nicht für eine ansprechende Leistung belohnt hatte. "Die Niederlage nagt", gab Labbadia zu. Über die turbulenten Begleitumstände wollte er nicht noch einmal sprechen, "das ist vorbei".

Am Tag zuvor war dafür umso hitziger über Aytekins vermeintliche Fehlentscheidung diskutiert worden. Zudem hatte eine Aussage von Lewis Holtby zwischenzeitlich für Verwirrung gesorgt, wonach sich der Referee nach Spielende bei Spahic entschuldigt haben soll. Reichlich Irritationen und Zoff im Nachklapp eines Spiels, das in den ersten 45 Minuten kaum die Gemüter der 50.000 Zuschauer erregt hatte. Auch in der zweiten Halbzeit sah nach Holtbys Treffer (47.) zunächst alles nach einem schmucklosen Auswärtssieg des HSV aus. Doch dann drehten die Hausherren durch Philipp Hosiner (74.) und Anthony Modeste (81.) die Partie – und die Debatten nahmen ihren Lauf. Im Mittelpunkt: Deniz Aytekin.

Nach Abpfiff echauffierte sich Labbadia: "Ich muss sagen, dass der Elfmeter ein Witz ist. Modeste stolpert über den Ball, aber wahrscheinlich sperrt der Deutsche Fußball-Bund Emir Spahic jetzt, weil die Rote Karte ja auch irgendwie Sinn machen muss." Der 49-Jährige hofft nun, dass zumindest "nichts hängen bleibt". Spätestens seit der Prügel-Attacke gegen einen Leverkusener Ordner hängt dem Bosnier der Ruf des Raubeins nach. In 52 Bundesliga-Spielen hat der 34-Jährige zudem bereits zum vierten Mal einen Platzverweis kassiert. "Er war schon sehr geknickt", gab Labbadia später Einblick in die Gemütslage seines Abwehrchefs.

Erst führte Holtby den Schiedsrichter vor, dann korrigierte er sich

Stinksauer strichen die Verlierer die Segel. "Jetzt haben wir eine lange Heimfahrt vor uns, das fühlt sich richtig beschissen an", polterte Holtby, der den Medienvertretern beim Gang in den Mannschaftsbus von einer angeblichen Entschuldigung des Referees berichtet hatte. Im Gefühl, vom Schiedsrichter verschaukelt worden zu sein, sprudelte es aus dem 24-jährigen Mittelfeldspieler heraus: "Das 2:1 war unglaublich. Matze Lehmann (Kölner Spieler – d.R.) sagt mir: 'Es war kein Foul.' Da kommt der Aytekin gerade rein und sagt zum Emir (Spahic – d.R.): ,Tut mir leid, war eine Fehlentscheidung.' Da fällt mir auch nichts mehr ein."

Eine Version, die anschließend allerdings prompt dementiert wurde. Zunächst von Aytekin selbst. Die Mannschaften hatten das Stadion längst verlassen, doch die Interview-Zone war immer noch gut bevölkert mit wartenden Journalisten, als er um 18.39 Uhr in die Katakomben der Kölner Arena trat. Spot an zu später Stunden für den unfreiwilligen Protagonisten. Auf derart viel Aufmerksamkeit hätte der 37-jähirge Betriebswirt aus Oberaspach sicherlich gern verzichtet.

Aytekin entlarvte den Schwindler des HSV

Auf Holtbys Aussagen angesprochen sagte er: "Wenn er das so erzählt, dann kann ich hiermit sagen, dass es nicht den Wahrheiten entspricht". Wie Holtby darauf komme? "Keine Ahnung." Aytekin schilderte den Vorgang so: "Ich war weder in der Kabine, noch habe ich mit irgendeinem Spieler nach Schlusspfiff in der Kabine gesprochen. Herr Knäbel (Manager des HSV – d.R.) war kurz bei mir in der Kabine und hat sich mit mir über diese zwei, drei Situationen ausgetauscht. Ich habe ihm kurz erklärt, welche Wahrnehmung wir hatten, was wir da entschieden haben", sagte er.

Der HSV korrigierte die brisanten Aussagen flugs, via Twitter teilte der Klub mit: "Aytekin war nach dem Spiel nicht in der HSV-Kabine und hat sich für den Elferpfiff entschuldigt. Lewis Holtby hat da etwas falsch verstanden." Angesichts der turbulenten Ereignisse in der Schlussphase in Köln fiel es allen Beteiligten sichtlich schwer, den Überblick zu behalten.

Labbadia: "Holtby hat das nicht absichtlich gemacht"

Labbadia nahm seinen Spieler denn auch in Schutz: "Da gab es ein Missverständnis. Lewis hat das schon gerade gerückt. Ich habe ja schon gesagt: Herr Aytekin ist ein guter Schiedsrichter, der meines Erachtens bei einer Sache falsch gelegen hat. Er hat das nicht absichtlich gemacht. Das andere ist aufgeklärt. Da müssen wir jetzt auch nichts mehr reininterpretieren."

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Holtby, sei so Labbadia, erregt gewesen: Er hatte ein Tor geschossen, das erste für den HSV im 25. Bundesligaspiel, und war dann mit seiner Mannschaft doch wieder leer ausgegangen. Mit ihm seien die Emotionen durchgegangen. "Er hat es ja nicht absichtlich gemacht. Er hatte irgendetwas mitbekommen, ein paar Wortfetzen aufgenommen. In der Erregung nach einem Spiel ist es ja relativ schwierig, ein normales Gespräch zu führen", sagte Labbadia, der Holtby mit auf dem Weg gab, beim nächsten Mal etwas weniger forsch vor die Presse zu treten: "Daraus sollte er mitnehmen, dass man bei allem vorsichtig sein muss, was man weitergibt."

Entschuldigung via Twitter und Facebook

Ein Lektion, die Holtby sicher gelernt haben dürfte. "Meine Aussagen nehme ich zurück, ich habe das in der Hektik nach dem Spiel falsch verstanden", ließ er gestern über den HSV via Twitter wissen. Auf seiner eigenen Facebook-Seite fügte er hinzu: "Ganz sicher habe ich nicht einfach so etwas erfunden. Scheinbar habe ich die Aussage von Emir mir gegenüber falsch verstanden. Es gab wohl nur einen kurzen Wortwechsel nach dem Spiel zwischen ihm und Herrn Aytekin, der ihm seine Wahrnehmung bei der Elferszene geschildert hat."

Viele Nebengeräusche bei einem Spiel, das trotz des bitteren Ausgangs auch eine positive Erkenntnis für den HSV lieferte. "Wir befinden uns in der Entwicklung, dafür haben wir schon ganz guten Fußball gespielt", sagte Labbadia, der letztlich Aytekin nicht die alleinige Schuld an der Niederlage geben wollte und selbstkritisch einräumte: "Wir haben auch eigene Fehler gemacht."

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