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HSV geht mit „Rüpel“ Emir Spahic volles Risiko

Nationalspieler und Verteidiger Emir Spahic soll beim HSV eine Führungsrolle übernehmen Nationalspieler und Verteidiger Emir Spahic soll beim HSV eine Führungsrolle übernehmen
Nationalspieler und Verteidiger Emir Spahic soll beim HSV eine Führungsrolle übernehmen
Quelle: Getty Images/Getty Images Europe
Plötzlich dreht sich das Personalkarussell: Der umstrittene bosnische Verteidiger wechselt zum HSV, ebenso das türkische Talent Altintas. Unterdessen endet das erste Testspiel mit einem Torfestival.

Kaum war Peter Knäbel am Sonntag um 14.30 Uhr vor dem Mannschaftshotel Signina in Laax vorgefahren, da musste er im Eingangsbereich auch schon eine improvisierte Presserunde an der frischen Luft geben. Die kurz zuvor bestätigte Verpflichtung des zuletzt bei Bayer Leverkusen suspendierten Emir Spahic hatte viele Fragen aufgeworfen. Rückblick: Im Anschluss an das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bayern München am 8. April hatte Spahic einem Ordner eine Kopfnuss verpasst. Der Werksklub löste daraufhin den Vertrag mit dem Innenverteidiger auf. Der DFB verhängte zudem eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro und belegte den bosnischen Nationalspieler mit einer Sperre, die am 13. Juli ausläuft.

Wichtig ist, dass sich durch Spahic unser Spiel verbessert
Peter Knäbel, HSV-Sportdirektor

Dass der klamme HSV in dieser Transferperiode kreative Lösungen finden muss, ist zwar hinlänglich bekannt. Die Verpflichtung des ablösefreien Skandalprofis überrascht dann aber doch. Er habe damit den Wunsch von Trainer Bruno Labbadia umgesetzt, die Mannschaft zu stabilisieren, begründet Knäbel den Deal: „Wir haben in der letzten Saison gesehen, dass wir in der Spieleröffnung unsere Probleme hatten.“ Sinnbild dafür war für viele Hamburger Fans auch Heiko Westermann, dessen Vertrag nicht verlängert worden war. Zwar überzeugte dieser stets in Sachen Einstellung und Einsatz. Seine fußballerischen Defizite waren aber unübersehbar. Es habe viele Planspiele bei der Kaderplanung gegeben, so Knäbel. Fakt sei aber: „Wichtig ist, dass sich durch Spahic unser Spiel verbessert. Davon sind wir überzeugt.“

Einen Widerspruch mit der jüngst ausgegebenen Zielvorgabe, künftig verstärkt „Spieler zu verpflichten, die ihre große Karriere noch vor sich haben“, sieht Knäbel nicht. „Um die jungen Spieler ausbilden zu können, brauchen wir solche Stabilisatoren“, argumentiert er. Sportlich dürfte der 34 Jahre alte Defensivspezialist, der beim HSV für eine Saison unterschrieb, tatsächlich eine Verstärkung sein. Fraglich ist nur, ob Spahic mit seiner Vorgeschichte intern als Vorbild gelten kann. Zumal der HSV aktuell mit Valon Behrami einen weiteren Spieler in den Reihen hat, der die Rolle des „Aggressive Leaders“ oft etwas zu wörtlich interpretiert. Negativer Höhepunkt war in der Vorsaison die Kabinenrangelei mit Johan Djourou in der Halbzeit-Pause des Wolfsburg-Spiels.

Keinen Hinweis auf Tah-Wechsel

Man habe das Thema intern intensiv diskutiert, bestätigt Knäbel. Nach Recherchen im Leverkusener Umfeld sei letztlich jedoch der Entschluss gefallen, „es miteinander wagen zu wollen.“ Als Hinweis auf einen möglichen Transfer von Jonathan Tah (19), für den Leverkusen zuletzt fünf Millionen Euro geboten hatte, deutet Knäbel den Spahic-Deal nicht. Da bestehe keine Verbindung – im Gegenteil: „Emir soll die Mannschaft stabilisieren. Gerade neben solchen Spielern können junge Spieler wachsen.“

Beim HSV hofft man zudem, dass Spahic mit aller Macht sein Rüpel-Image korrigieren möchte. In den Gesprächen habe er „die Aktion sehr bedauert“, sagt Knäbel. Die größte Motivation war, so der Sportdirektor, die Frage von Trainer Labbadia an Spahic: „Willst du dich so von der Bundesliga-Bühne verabschieden?“ Spahic verneinte – und will sich künftig im Dress mit der Raute rehabilitieren. Er wird dabei unter besonderer Beobachtung stehen. „Er muss weitaus mehr zeigen als seine Fähigkeiten als Fußballer“, erklärte Knäbel.

Die Hanseaten gehen auf Risiko. Angesichts der angespannten Finanzlage wird die Chance aber höher bewertet als ein eventuelles Scheitern. Labbadia räumt ein, dass er „zunächst auch große Bedenken“ gehabt habe. Kritik an der Entscheidung könne er verstehen, die „halten wir aber aus“. Er freue sich nun auf Spahic, als „Bestand unserer Achse“.

Der HSV und unkonventionelle Transfers. In diese Kategorie fällt auch die Verpflichtung von Batuhan Altintas.

Bereits Anfang Juni hatte der Türke seinen Transfer via sozialer Netzwerke verkündet. Der Haken daran: Der HSV wollte den Deal lange nicht offiziell bestätigen. So geriet die Sache mit Altintas zwischenzeitlich zum großen Rätselraten. Kommt er oder kommt er nicht? Am Sonnabend tauchte das „Phantom“ dann endlich auf. Als der HSV-Tross um 8.00 Uhr die Wartehalle des Flughafen Fuhlsbüttel betrat, stand der 19-Jährige schon mit seinem Koffer bereit zum Einchecken am Schalter. In aller Frühe war er zuvor am gleichen Morgen über Izmir in die Hansestadt gereist. Kurz nach der Landung ging es gleich weiter mit den neuen Kollegen ins einwöchige Trainingslager in die Schweiz.

Passprobleme hatten den Wechsel lange in der Warteschleife gehalten. Als Visum und Arbeitserlaubnis schließlich erteilt waren, konnte HSV-Klubchef Dietmar Beiersdorfer aufatmen: „Seit einem halben Jahr haben wir Kontakt zu Batuhan und sind sehr froh, dass er jetzt bei uns ist.“

Eis ist schnell gebrochen

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Im März war Altintas persönlich in Hamburg gewesen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ bei der Stippvisite nicht nur die HSV-Arena, sondern auch die Führungsetage der Rothosen – allen voran Beiersdorfer. Der 51-Jährige, mit einer Türkin verheiratet, begrüßte den umworbenen Angreifer mit ein paar Worten in seiner Muttersprache. Das Eis war schnell gebrochen. Trotz lukrativerer Angebote türkischer Großklubs legte sich Altintas fest: „Ich will zum HSV!“

Bei der Gelegenheit entstanden auch die Fotos, die ihn mit HSV-Trikot an der Seite von Knäbel zeigen. Als die Rothosen am 1. Juni in der Relegation in Karlsruhe den Klassenerhalt perfekt gemacht hatten, muss die Vorfreude von Altintas so groß gewesen sein, dass er den Wechsel im Internet publik machte – obwohl noch ein paar abschließende Formalitäten zu klären waren.

Der Enthusiasmus des 19-Jährigen hatte aber noch einen weiteren Grund: Für seinen früheren Klub Bursaspor lief er in der zurückliegenden Spielzeit nur in der Europa-League auf. Anschließend wurde er suspendiert, weil er sich weigerte, seinen Vertrag zu verlängern. In der Türkei gilt Altintas als großes Talent, durchlief bis zur U19 alle Nationalteams seiner Heimat, erzielte dabei in insgesamt 49 Spielen 20 Treffer. Der HSV zahlt eine Ausbildungsgebühr in Höhe von 400.000 Euro. Altintas unterschreibt für zwei Jahre plus Option bis 2019.

Investition in die Zukunft

Als Soforthilfe kommt Altintas aufgrund der fehlenden Spielpraxis derweil nicht infrage. „Er hat acht, neun Monate nicht mehr richtig mit einer Mannschaft trainiert“, sagt HSV-Coach Bruno Labbadia. Zwar hat sich Altintas zuletzt mit einem persönlichen Trainer fit gehalten. Die nötige Wettkampfhärte muss er sich jedoch langsam erst wieder erarbeiten. „Es wird wohl eine ganze Zeit dauern, ihn wieder aufzubauen“, vermutet Labbadia, der Altintas als „Investition für die Zukunft“ einstuft.

Helfen kann dagegen der am Sonntag angereiste Gotoku Sakai. Beim Testspiel gegen US Schluein Ilanz kam der Zugang vom VfB Stuttgart aber noch nicht zum Einsatz. Aber auch ohne den japanischen Nationalspieler siegte der HSV gegen den Sechstligisten locker und leicht 13:1 (7:0).

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Labbadia kleinlaut - „Klappe nicht aufreißen“

Zum Trainingsauftakt des Hamburger SV hielt sich Trainer Bruno Labbadia mit Kampfansagen zurück. Nach dem Relegationsdrama gegen Karlsruhe sei man dankbar, überhaupt noch in der ersten Liga zu spielen.

Quelle: Die Welt/SID Sport

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