HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer über Trainer-Gerüchte und die Abgänge von Jansen und van der Vaart: „Wir tauschen uns immer wieder mit Tuchel aus“

Von: Von BABAK MILANI und KAI-UWE HESSE

BILD am SONNTAG: Sie haben am Samstag bekannt gegeben, dass vier Stars den HSV im Sommer verlassen müssen: Rafael van der Vaart, Marcell Jansen, Gojko Kacar und Ivo Ilicevic. Keine Angst, dass die sich jetzt hängen lassen?

DIETMAR BEIERSDORFER (51): Bei meinen Gesprächen mit ihnen haben mir alle Spieler versichert, alles für den Verein zu geben. Das erwarten wir aber auch von ihnen. Sie sagen auch, dass es für sie eine Schmach wäre, mit dem HSV abzusteigen.

Wie sehr belastet Sie als Klub-Boss und Ur­HSVer die angespannte Situation?

Speziell das letzte Wochenende war schon sehr hart für uns. Das Berlin-Spiel wollten wir unbedingt gewinnen. Wir haben den Ausgang wegweisend im Abstiegskampf gesehen. Wenn wir gewonnen hätten, wären wir auf einem guten Weg gewesen, den Klassenerhalt vernünftig sichern zu können. Jetzt wird es wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag gehen.

Sie haben Sport-Direktor Peter Knäbel zum Trainer befördert. Gab es niemand anderen auf dem Trainermarkt?

Wir denken, dass es in dieser Situation die beste Entscheidung ist. Peter ist jemand, der die Mannschaft kennt. Er kann durchgreifen, er muss nicht erst die Erfahrung machen, wie die Spieler ticken, reagieren und sich verhalten. Es macht Sinn. Wir haben uns den Markt angeschaut. Diese Lösung hat uns am meisten überzeugt. Auch in der Verbindung mit dem neuen Co-Trainer Peter Hermann.

Was halten Sie von Hermann, der 2013 gemeinsam mit Jupp Heynckes bei Bayern das Triple holte?

Der Wille und der Mut, für acht Spiele bei uns einzuspringen, ist großartig von Peter Hermann, der sehr viel Erfahrung besitzt und uns sicherlich sehr helfen wird.

Immer wieder schwirrt der Name Thomas Tuchel durch den Volkspark. Wird er ab Sommer neuer HSV-Trainer sein?

Alles ist offen. Bekannt ist, dass wir uns mit Thomas Tuchel immer wieder mal austauschen. Wir wollen versuchen, auch mal auf der Position des Trainers auf Jahre Kontinuität zu bekommen.

Sie haben zehn neue Spieler für rund 36 Millionen Euro geholt, aber der HSV steckt wieder in derselben Situation, wie in der vergangenen Spielzeit. Warum haben diese Profis nicht eingeschlagen?

Problem ist, dass die zehn Profis nie zusammenhängend aus Verletzungsgründen auf dem Platz standen. Das ist auch der Grund, dass wir nie mit einer eingespielten Mannschaft ans Werk gehen konnten. Das soll keine Entschuldigung sein. Aus unserer Sicht sind wir drei bis fünf Punkte hinter Plan zurück.

Wie plant man für die kommende Saison, wenn man nicht weiß, wo man spielt?

Wir gucken und sprechen mit möglichen Kandidaten. Trotz der aktuellen Situation legen wir die Arbeit nicht nieder. Obwohl der Fokus darauf geht, alle Energie auf den Klassenerhalt zu setzen.

Wie viele Spieler hätten Verträge für die zweite Liga?

Alle haben Verträge für die zweite Liga.

Thomas Tuchel war von 2009 bis 2014 Chef-Trainer in Mainz

Thomas Tuchel war von 2009 bis 2014 Chef-Trainer in Mainz

Foto: Getty Images

Werden Sie denn im Falle eines Abstiegs noch HSV-Boss sein?

Wir haben es angepackt, den HSV nach einigen schweren Jahren weiterzubringen. Von überall gibt es gute Signale. Wir haben nach der Ausgliederung einen Investor gefunden. Wir haben uns vorgenommen, alle zusammen an einem Strang zu ziehen. Wir sind in einer Situation, wo wir gucken müssen, den HSV in der Bundesliga zu halten. Was auch passiert, ich werde sicher nicht weglaufen.

Hätten Sie gedacht, dass es sportlich so schwierig wird in Ihrer ersten Saison als HSV-Boss?

Ich wusste, dass es ganz, ganz schwierig wird. Ich hätte mir gewünscht, einen Schritt weiter zu sein. Wir haben zuletzt zu viele Punkte liegen gelassen. Wir haben auf dem Platz kein Konzept gefunden, torgefährlicher zu werden. Wir müssen schlauer sein und es schaffen, Spiele zu gewinnen.

Was ist Ihre Forderung an die Mannschaft für den Rest der Saison?

Ich habe von den Spielern absolute Professionalität eingefordert. Und dass sie alles und wirklich alles bis Saisonende dem Ziel Klassenerhalt unterordnen.

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