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Hamburg Hamburger SV

„Nummer 28 im Team sollte keinen Ferrari fahren“

Per Skjelbred (li.) und Michael Mancienne Per Skjelbred (li.) und Michael Mancienne
Per Skjelbred (li.) und Michael Mancienne
Quelle: pa/Ulmer/-
Während des Trainingslagers in Abu Dhabi sprechen die HSV-Profis Michael Mancienne und Per Skjelbred daüber, was für sie Luxus ist, über gerechtfertigte Gehälter und schnelle Autos.

Wohl selten zuvor residierte der HSV im Trainingslager derart luxuriös wie im Fünf-Sterne-Hotel Fairmont Bab Al Bahr in Abu Dhabi. „Die Welt“ nahm die Woche in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in denen mehr als fünf Prozent aller Haushalte über ein Millionen-Einkommen verfügen, zum Anlass, um mit den HSV-Profis Michael Mancienne, 25, und Per Skjelbred, 25, über Luxus, Geld und Gehälter zu sprechen.

Die Welt: Herr Mancienne, Herr Skjelbred, was ist Luxus für Sie?

Michael Mancienne: Luxus ist für mich das Beste vom Besten. Unser Hotel hier ist ein gutes Beispiel. Schon wenn man in die Lobby hineinkommt, sieht alles hübsch aus, es riecht sogar gut. Die Wände sind aus Samt. Das ist Luxus pur.

Per Skjelbred: Das alles ist offensichtlicher Luxus. Aber als Fußballprofi ist auch Zeit Luxus. Wir sind sehr viel unterwegs, da freue ich mich, wenn ich mal ein bisschen länger mit meinen Kindern spielen kann.

Die Welt: Wie weit kann materieller Luxus gehen? Hier in den Emiraten gibt es mittlerweile Sieben-Sterne-Hotels.

Skjelbred: Für all das, was man hier so sieht, gibt es eigentlich kein einzelnes Wort mehr. Das ist kein Luxus, das ist Super-Luxus.

Mancienne: In Abu Dhabi scheint der Luxus tatsächlich Normalität zu sein. Man sieht hier nur feine Hotels, große Autos und Edel-Boutiquen in den Shoppingcentern. Ich weiß nicht, was in einem Sieben-Sterne-Hotel noch besser sein kann als in unserem Hotel.

Die Welt: Ist der Beruf Fußballprofi auch ohne Luxus denkbar?

Skjelbred: Selbstverständlich. Bei Rosenborg Trondheim, wo ich schon als 16-Jähriger gespielt habe, ging es uns immer gut. Aber wir hatten nie luxuriöse Trainingsbedingungen. Das war aber auch nie ein Problem.

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Mancienne: Viele glauben, dass alle Fußballer in Saus und Braus leben. Aber die Vereine versuchen lediglich, ein professionelles Umfeld zu schaffen. In meiner Zeit beim FC Chelsea wurde ich beispielsweise an die Queens Park Rangers und die Wolverhampton Wanderers ausgeliehen. Da gab es überhaupt kein Geld. Wir haben unsere Vorbereitung in Drei-Sterne-Hotels durchgezogen, und auch das war völlig in Ordnung.

Die Welt: Besteht die Gefahr, dass zu viel Luxus unselbstständig macht?

Mancienne: Das kann passieren, aber das ist ja kein Fußballproblem. Jeder könnte von zu viel Luxus unselbstständig werden. In einem Fußballteam muss man gerade bei den Youngstern ein wenig aufpassen, da diese oft gar nichts anderes mehr kennen.

Skjelbred: Als junger Spieler sollte man vielleicht ein wenig bescheiden sein. Ich würde mir jedenfalls keinen Ferrari kaufen, wenn ich Nummer 28 im Kader wäre. Heutzutage ist es ja normal, dass man schon relativ viel Geld als junges Talent verdient.

Über die Bezahlung der Profi-Fußballer

Die Welt: Ist es unter Fußballern ein Tabuthema, wie viel man verdient?

Mancienne: Anders als manch einer das glauben mag, reden wir jedenfalls nicht in der Kabine darüber. Das ist Privatsache. Ich will auch nicht von Per wissen, wie viel er verdient.

Skjelbred: Wenn man einen anderen Beruf hat, dann redet man ja auch nicht darüber. Es gibt doch dieses Sprichwort: Über Geld redet man nicht.

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Die Welt: Lassen Sie uns trotzdem kurz über das Thema Geld sprechen. Wie ist Ihre Beziehung zu Geld? Ist Geld wichtig für Sie?

Skjelbred: Geld wird wohl immer wichtig sein. Aber mir ist wichtig, dass man akzeptiert, dass Fußballer möglicherweise überproportional bezahlt werden. Fußball ist ein Millionengeschäft, bei dem jeder sein Kuchenstück abhaben will. Da ist es nur fair, dass die Profis, ohne die es dieses Geschäft nicht geben würde, entsprechend bezahlt werden.

Mancienne: Natürlich ist Geld wichtig, aber es ist nicht das Wichtigste. Ich wache morgens nicht mit dem Gedanken auf, dass ich unbedingt mehr Geld verdienen müsste. Ich freue mich darüber, wenn ich genug Geld habe, um sehr ordentlich zu leben. Aber ich bräuchte auch nicht wirklich viel Geld zum Leben.

Die Welt: Nun haben Sie genug Geld, um sich auch etwas leisten zu können. Was leisten Sie sich ganz bewusst?

Mancienne: Als ganz junger Spieler habe ich mir von meinem ersten Gehalt Klamotten gekauft. Ich habe 90 Pfund in der Woche verdient und gleich mein ganzes Monatsgehalt auf dem Kopf gehauen. Ab dem zweiten Monatsgehalt wurde ich dann ein bisschen vorsichtiger im Umgang mit Geld. Als ich schließlich genug verdiente, habe ich meinen Eltern ein kleines Häuschen in London-Teddington gekauft. Für mich war das echter Luxus, sich bei meiner Familie für ihre Unterstützung bedanken zu können.

„Wo es sehr viel Geld gibt, gibt es auch sehr viel Neid“

Die Welt: Was war als Kind für Sie Luxus?

Skjelbred: Jeans. Ich durfte mir als Kind nie eine neue Jeans kaufen oder wünschen. Als 15-Jähriger, als ich genug Taschengeld hatte, habe ich mir dann sofort eine tolle Jeans gekauft.

Mancienne: Ich bin nicht gerade im schicksten Viertel Londons aufgewachsen, man könnte sogar sagen: Es war ziemlich tough. Es gab keinen materiellen Luxus bei uns, aber Luxus hatte damals eine andere Bedeutung. Für mich als Kind war es Luxus, mit meiner Familie essen zu gehen. Heute gehe ich fast jeden Tag essen, aber damals war das etwas Außergewöhnliches. Es war Luxus.

Die Welt: Herr Mancienne, Sie haben bereits als Achtjähriger beim FC Chelsea angefangen. Wurden Sie dadurch nicht zwangläufig mit der Schokoladenseite des Lebens verwöhnt?

Mancienne: Überhaupt nicht. Als ich sehr jung beim FC Chelsea angefangen habe, war der Klub ein ganz anderer als heute. Es gab noch keinen Abramowitsch und noch kein Geld im Überfluss. Als wir noch in Harlington in West-London trainiert haben, musste ich als Kind alleine mit dem Bus zum Training fahren. Das war überhaupt keine Frage.

Die Welt: Heutzutage kommen Chelsea-Profis mit überteuren Autos zum Training.

Mancienne: Das stimmt, aber wo ist das Problem? Frank Lampard hat einen Ferrari. Er hat fast 100 Länderspiele für England bestritten, ist seit mehr als zehn Jahren Leistungsträger bei Chelsea. Da kann er sich doch einen Ferrari leisten, wenn es ihn glücklich macht. Ich würde nie jemandem etwas neiden.

Skjelbred: Wobei es wahrscheinlich normal ist, dass zum Beispiel Fans nach einem schlechten Spiel ihm den Ferrari neiden. Überall, wo es sehr viel Geld gibt, gibt es auch sehr viel Neid. Echter Luxus wäre, wenn es diesen Neid nicht mehr gäbe.

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